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Rauschgift
Weniger Drogentote im Kreis

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Der Konsum von Heroin ist weiter die Haupt-Todesursache. Archivfoto: dpa
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Die Zahl der Drogentoten im Landkreis Ludwigsburg ist gegen den Landestrend gesunken. Fünf Menschen sind 2016 an ihrer Sucht gestorben. Im Jahr davor waren es noch acht. Die Rauschgiftkriminalität ist ebenso leicht gesunken.

Ludwigsburg. Es sind Schicksale, die sich gleichen. „Meistens sind es die Langzeitabhängigen, die es nicht schaffen“, sagt Peter Widenhorn, Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Auch im vergangenen Jahr sind die Toten schon lange an der Nadel gehangen, haben Heroin konsumiert oder Methadon. Hauptursache bleiben also weiterhin die harten Drogen, meistens eine Überdosis. In 2015 waren es noch drei mehr. Mit Erklärungen, warum die Zahl gesunken ist, tut sich die Polizei schwer. Im Zehnjahresschnitt gibt es eine ständige Auf- und Abwärtsbewegung. Der Höchststand war 2008 mit 16 Drogentoten, auch 2011 waren zwölf Suchtopfer zu beklagen. In diesem Jahr ist nun der bisherige Tiefstand zu vermelden.

Obwohl Heroin weiterhin die häufigste Todesursache ist, konzentriert sich die Polizei bei der Strafverfolgung und der Präventionsarbeit nicht nur auf eine Drogenart. Cannabis bildet nach wie vor den absoluten Schwerpunkt bei den Drogendelikten. Sie machen weit über die Hälfte aller Fälle im Kreis Ludwigsburg aus. Die Zahlen sind hier von 808 auf 841 gestiegen.

Insgesamt sind die Rauschgiftdelikte leicht zurückgegangen. Lagen sie 2015 noch bei 1429, verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr 1418. Die allgemeineren Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz, die mit dem Besitz und der Abgabe von Drogen zu tun haben, haben von 1036 auf 1083 und damit um 4,5 Prozent zugelegt. Der Handel und Schmuggel ist leicht, von 268 auf 259 Fälle zurückgegangen.

Im Kreis verzeichnete die Polizei zudem einen Zuwachs von 48 auf 73 Fällen (plus 52 Prozent) bei Verstößen mit sogenannten „neuen psychoaktiven Substanzen“. Diese „Legal Highs“ werden als Kräutermischungen und Ecstasy angeboten und sind wegen ihrer Gefährlichkeit für die Gesundheit seit vergangenem November verboten. Da die Polizei jetzt auch eine Möglichkeit der Strafverfolgung bei diesen Substanzen hat, steigt auch die Zahl der Verstöße deutlich an.

Insgesamt wurden im Landkreis 1190 Tatverdächtige ermittelt. Das sind zehn mehr als im Vorjahr. Während der Anteil der Ausländer um 3,1 Prozent gesunken ist, hat die Polizei bei den Flüchtlingen ein Plus 24,1 Prozent verzeichnet. In absoluten Zahlen handelt es sich bei dem Zuwachs allerdings um 13 Personen (siehe Grafik). Einen echten Schwerpunkt für die Drogenkriminalität gibt es laut Polizei nicht im Landkreis. „Üblicherweise liegen die Zahlen im städtischen Raum aber höher als im ländlichen“, so Polizeisprecherin Tatjana Wimmer. „Das heißt aber nicht, dass die Drogen dort nicht verfügbar wären“, so Wimmer weiter. „Höhere Deliktzahlen liegen an der höheren Bevölkerungsdichte und größeren Anonymität sowie Polizeidichte.“ Die Nähe zu Stuttgart habe heutzutage keine große Bedeutung mehr aufgrund der verbesserten Vernetzung der Drogenkonsumenten.

Etwas anders sieht die Situation im Land aus. Die Zahl der Rauschgiftdelikte in Baden-Württemberg ist das sechste Jahr in Folge gestiegen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 2016 knapp 40 300 Fälle erfasst, im Vorjahr waren es 37 500. Besonders Cannabis, Kokain, Ecstasy, Amphetamin und Heroin sind im Südwesten verbreitet. Den Anstieg führt das Ministerium unter anderem auf verstärkte Kontrollen der Polizei zurück. „Die leichte Verfügbarkeit und der risikoarme Erwerb im Internet sind ein weiterer Faktor“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Eine Zunahme gab es vor allem beim Besitz und Erwerb von Kokain, die Zahl der Fälle stieg um 18,4 Prozent auf 1101. Cannabis legte um 13,5 Prozent zu (22 821 Fälle), Ecstasy um 12,1 Prozent (1381). Kaum eine Rolle spielt Crystal Meth. Landesweit gab es 2016 nur 33 Fälle.

Deutlich mehr Menschen sind an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. 170 Drogentote gab es 2016 in Baden-Württemberg, knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders drastisch ist die Zunahme der Todesfälle nach dem Konsum sogenannter Legal Highs. Die Substanzen werden oft in Form von Kräutermischungen, Badesalzen oder Ähnlichem verkauft und als vermeintlich ungefährliche Alternativdroge beworben. 14 Menschen starben daran - zehn mehr als 2015.