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Natur
Wie geht es der Schmuckschildkröte aus der Enz?

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Foto: Frank Rösch
Ein Sonnenbad einer nordamerikanischen Schmuckschildkröte in der Enz bei Unterriexingen löst einen Einsatz der Polizei aus. Den Beamten gelingt es nicht, das Tier einzufangen. Sein Schicksal ist ungeklärt.

Ludwigsburg. Am Ufer der Enz im Markgröninger Stadtteil Unterriexingen aalt sich an Pfingstsamstag eine nordamerikanische Schmuckschildkröte in der Sonne. Das rund 25 Zentimeter lange, wechselwarme Reptil heizt sich offenbar auf, um den Stoffwechsel für die anschließenden Fressgänge und die Verdauung auf Touren zu bringen, als es von Frank Rösch entdeckt wird.

Rösch kennt sich mit solchen Exemplaren aus, er ist akademischer Rat am Institut für Naturwissenschaften und Technik der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und sagt: „Als Allesfresser bevorzugen Vertreter dieser Art Schnecken, Würmer, Fische, Insekten, Wasserpflanzen oder Obst.“

Der Naturwissenschaftler geht davon aus, dass die Schmuckschildkröte aus einem Gehege in die Freiheit ausgebüxt ist oder vom Eigentümer bewusst ausgesetzt wurde. „Oftmals kalkulieren Tierhalter nicht den Platzbedarf, Pflegeaufwand oder das lange Lebensalter der Tiere ein, die in Gefangenschaft mehr als 45 Jahre alt werden können“, so Rösch.

Um 10.40 Uhr wird jedenfalls die Polizei in den Fall miteinbezogen. Die Beamten rücken an die Enz aus, um die Schmuckschildkröte einzufangen. Das Ziel: Das Reptil soll in die Obhut eines Tierheims. Doch der Einsatz ist nicht erfolgreich.

Die Schildkröte hat es sich laut Polizei mittlerweile auf einem Stein im Wasser bequem gemacht. Eine Sprecherin sagt unserer Zeitung im Nachklapp: „Wegen des steilen Hangs konnten die Beamten nicht zu dem Tier gelangen.“ Die Einsatzkräfte nehmen die Schmuckschildkröte daraufhin in Augenschein und entscheiden, dass sie nicht in Gefahr ist. „Nach unserem optischen Eindruck ging es ihr gut“, so die Polizeisprecherin.

Für den akademischen Rat Rösch ist der Fall damit nicht beendet. In Unterriexingen fällt ihm ein Halter von Schildkröten auf, den er fragt, ob ihm ein Tier abhandengekommen sei. „Der Mann hat das verneint“, so Rösch. „Seine Familie würde nur Landschildkröten halten“ – während die Zufallsentdeckung an der Enz zweifellos zu den Arten gehöre, die sowohl an Land als auch im Wasser leben.

Bis heute ist unklar, woher die Schmuckschildkröte aus der Enz tatsächlich stammt. „Sie könnte auch stromaufwärts ausgebüxt sein“, sagt Rösch. „Da sich das Tier gut im Wasser bewegen kann, gibt es viele potenzielle Herkunftsorte.“

Am vergangenen Pfingstsonntag inspizierte der Naturwissenschaftler das Enzufer erneut. Wegen des starken Regens und des hohen Abflusses aus dem Einzugsgebiet der Enz sei der Pegel jedoch so stark gestiegen, dass der Sonnenfelsen mittlerweile nicht mehr aus dem Wasser hervorlugte – und wohl erst in diesen Tagen wieder zum Vorschein kommt. Rösch: „Es bleibt abzuwarten, ob sich das Tier wieder zeigen wird oder ob es abgetrieben wurde.“

Fest steht, dass die Bedingungen am Pfingstsamstag am besten waren, um die nordamerikanische Schmuckschildkröte einzufangen.