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Klima
Wie viele Bäume braucht die Stadt?

Der Ludwigsburger Marktplatz heute. Bäume gibt es nur entlang der Arkaden. Archivfoto: Alfred Drossel
Der Ludwigsburger Marktplatz heute. Bäume gibt es nur entlang der Arkaden. Foto: Alfred Drossel
Hier wird der Kontrast deutlich: die großen Bäume in der Oberen Marktstraße und die kleinen Kugelbäume entlang der Arkaden. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Hier wird der Kontrast deutlich: die großen Bäume in der Oberen Marktstraße und die kleinen Kugelbäume entlang der Arkaden. Foto: Holm Wolschendorf
Der Ludwigsburger Marktplatz früher mit Bäumen um den Marktbrunnen. Archivfoto: Stadtarchiv
Der Ludwigsburger Marktplatz früher mit Bäumen um den Marktbrunnen. Foto: Stadtarchiv
Der Marktplatz früher, Blickrichtung Obere Marktstraße: Platanen um den Marktbrunnen. Foto: LKZ-Archiv
Der Marktplatz früher, Blickrichtung Obere Marktstraße: Platanen um den Marktbrunnen. Foto: LKZ-Archiv
Ludwigsburg soll grüner werden. Das ist der Wunsch der CDU-Fraktion im Ludwigsburger Gemeinderat – und das ist nicht parteipolitisch gemeint. Sie hat einen Antrag gestellt und die Stadtverwaltung aufgerufen, zu prüfen, wie man mithilfe von Bäumen für ein besseres Klima und Schatten an heißen Tagen sorgen kann. Dabei geht es auch um Bäume auf dem Marktplatz.

Ludwigsburg. „Wir brauchen mehr Grün und schattige Plätze in der Innenstadt“, heißt es in dem Antrag der CDU. Und weiter: „Besondere Aufmerksamkeit sollte auf Entsiegelung, natürliche Beschattung, Aufenthaltsqualität in den bestehenden Fußgängerzonen gelegt werden.“ Denn der Klimawandel führe in näherer Zukunft zu einer „deutlich spürbaren Erwärmung in unserer Stadt“.

In der Tat entwickeln sich der Ludwigsburger Marktplatz und der Rathaushof in einem heißen Sommer in eine Herdplatte, die sich nicht ausschalten lässt. Der Hitze kann man hier kaum entkommen. Die kleinen Zierkirschen entlang der Marktplatz-Arkaden vermögen es kaum, ausreichend Schatten zu spenden. Ohnehin tun sich die Bäumchen am Marktplatz schwer und mussten in der Vergangenheit wiederholt ausgetauscht werden. Streusalz, Putzwasser und wenig Platz machen ihnen zu schaffen. Projekte wie die zeitweise Begrünung des Ehrenhofs oder aktuell die teilweise Begrünung des Arsenalplatzes zeigen, welcher klimatische Effekt erzielt werden kann, wenn Bäume gepflanzt werden und Stadtpflaster durch Rasen ersetzt wird – doch funktioniert so etwas möglicherweise auch auf dem Marktplatz oder in der Fußgängerzone?

Geht es nach dem Antrag der CDU, so sollen am Marktplatz rund um den Brunnen schattenspendende Bäume „mit möglichst ausladenden, aber flachen Kronen gepflanzt werden, „zur Not auch in Kübeln“.

Neu ist diese Idee nicht. Zwar hatte Schloss- und Stadtbaumeister Donato Giuseppe Frisoni den Platz ursprünglich ohne Bäume geplant. Um 1873 wurden aber acht Platanen um den Marktbrunnen gepflanzt. Groß war der Ärger, als die Bäume 1946/47 ersatzlos gefällt wurden. Grund dafür war der damalige Holzmangel. Kurz nach dem Krieg wurde das zum Heizen oder zum Bau von Baracken dringend benötigt.

Als der Marktplatz 1991 umgestaltet und autofrei gemacht wurde, säumten kleine Bäume den Platz entlang der Arkaden. Sie gehören bis heute zum optischen Erscheinungsbild. Aber ihr klimatischer Effekt ist begrenzt, denn sie dürfen nicht allzu hoch wachsen, um nicht die Fenster im ersten Stock der angrenzenden Häuser zu verschatten.

Anders in der Oberen und Unteren Marktstraße. Dort wachsen inzwischen üppige Linden, die zu Zeiten von Frisoni ebenfalls nicht geplant waren. Auch in der Wilhelmstraße und in der Asperger Straße stehen Bäume, deren Schatten an heißen Sommertagen sehr begehrt ist. Um diesen besser nutzen zu können, wünscht sich die CDU Sitzmöglichkeiten, wie zum Beispiel Rundbänke um die Bäume. Damit stößt die Fraktion in das gleiche Horn wie auch der Ludwigsburger Innenstadtverein Luis, dessen Vorsitzende Edith Klünder vor wenigen Wochen in unserer Zeitung ebendies gefordert hatte. Dass Klünder zudem für die CDU im Gemeinderat sitzt, hat dem Wunsch der Einzelhändler nach mehr Aufenthaltsqualität weiteres Gewicht verschafft.

Doch so ganz einfach ist es nicht mit dem Bäumen am Marktplatz. Denn der Platz wird multifunktional genutzt. Er ist der Ballsaal der Stadt. Hier findet die Venezianische Messe statt, der Weihnachtsmarkt, das Marktplatzfest und dreimal die Woche Wochenmarkt. Ist das alles noch möglich, wenn hier wieder große Bäume stehen? „Deshalb können wir uns auch Bäume in Kübeln vorstellen, die man bei Bedarf anders platzieren kann“, sagt der Fraktionsvorsitzende der CDU, Klaus Herrmann.

Als weiteres Element bringt Herrmann Sonnensegel ins Spiel, die in der Fußgängerzone gespannt werden oder vor Geschäften angebracht werden könnten. „Wir wollen zeigen, dass wir bei dem Thema mitgehen“, sagt er und bekräftigt, dass seine Fraktion auch bereit dazu ist, am Ende Geld aus dem städtischen Haushalt dafür auf den Tisch zu legen. Es sei nun an der Stadtverwaltung, Möglichkeiten auszuloten und dem Gemeinderat vorzustellen. „Das muss ja nicht alles sofort sein, aber der Klimawandel ist ein Thema. Auch für uns.“

Handel und Gastronomie, da ist sich der Innenstadtverein Luis sicher, würden von solchen Maßnahmen profitieren. Denn die Aufenthaltsqualität in einer Stadt spielt eine immer wichtigere Rolle.

Dass der Antrag der CDU auf Rückhalt auch bei den anderen Fraktionen stößt, davon ist auszugehen. Erst im Juli dieses Jahres war den Gemeinderäten eine Studie präsentiert worden, die für Ludwigsburg bis 2035 eine Erwärmung zwischen 0,74 und 2,17 Grad prognostiziert (wir berichteten). Insbesondere dort, wo keine Bäume sind, heize sich die Luft schnell über 30 Grad auf. Die Grünen-Fraktion forderte daraufhin ein „Sofortprogramm“ und die Pflanzung von weiteren Bäumen.