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Filmfestival
Berlinale: Dritter deutscher Film - Soderbergh mit Thriller

Berlinale - Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot
Berlinale-Auftritt: Regisseur Philip Gröning (l) mit den Schauspielern Julia Zange und Urs Jucker. Foto: Britta Pedersen
Berlinale - Steven Soderbergh
Steven Soderbergh hat seinen neuen Film mit dem iPhone gedreht. Foto: Jörg Carstensen
«Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot»: Der dritte deutsche Film ist im Berlinale-Wettbewerb gestartet. Bei Steven Soderbergh wird es spannend - und er gibt Einblick in seine Technik.

Berlin (dpa) - Der dritte deutsche Film ist im Berlinale-Wettbewerb gestartet, und Steven Soderberg hat einen Thriller vorgestellt: Bei den 68. Internationalen Filmfestspielen Berlin geht es allmählich auf die Zielgerade.

Von Philip Gröning («Die Frau des Polizisten») kam der dreistündige deutsche Beitrag «Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot». Gröning ist zugleich Regisseur, Autor, Produzent und Kameramann. Der Film spiegelt in oft quälend langen Einstellungen vor allem das Vergehen von Zeit. Schwere Kost für die Zuschauer. Es gibt viele philosophisch aufgeheizte Dialoge, das Geschehen zeigt dazu die inzestuöse Liebe der jungen Zwillinge Elena und Robert. An einem heißen Sommerwochenende brechen sich deren Gefühle Bahn.

«Jeder Film ist eine Skulptur in Zeit», sagte Gröning am Mittwoch in Berlin. «Zeit unterscheidet den Menschen wesentlich von anderen Lebewesen. Darüber wollte ich nachdenken, auch über das Vergehen, das Zerbrechen von Zeit.»

Der Regisseur versteht den Film als Nachdenken über die Gegenwart, die seiner Meinung nach «wesentlich von Bildern aus dem Kino geprägt wird». Gröning meint: «Menschen handeln heute oft nach Bildern, die sie aus dem Kino haben. Sie sind Teil ihres inneren Theaters.»

Hollywood-Regisseur Soderbergh («Ocean's Eleven») präsentierte derweil außerhalb der Konkurrenz seinen Psychothriller «Unsane - Ausgeliefert». Die britische Schauspielerin Claire Foy, bekannt geworden als junge Elisabeth II. in der TV-Serie «The Crown», spielt die Hauptrolle - eine Frau, die zwangsweise in der Psychiatrie festgehalten wird. Der Film ist technisch etwas Besonderes: Soderbergh hat für die Dreharbeiten ein iPhone genutzt.

«Die Technik schreitet voran, und es reizt mich immer, neue Möglichkeiten auszuprobieren», sagte Soderbergh. «Das Tolle: Mit dem iPhone kann ich in Sekundenbruchteilen das filmen, was ich filmen möchte. Es ist aber schwierig, denn man muss sehr sensibel arbeiten. Aber es wird für mich sicher problematisch, wenn ich zum traditionellen Arbeiten zurückkehren muss.»

Gefragt, ob sein Film um die Entmündigung einer Frau auch als Beitrag zur Debatte um Missbrauch gesehen werden könne, sagte Soderbergh: «Wir haben den Film gedreht, bevor die MeToo-Debatte begonnen hat. Doch das Problem, gegen das MeToo angeht, ist ja ein altes. Es geht um Machtmissbrauch. Und ja, wir zeigen ein System der Macht, das den Leuten ihre Identität raubt.»

Soderbergh hatte während der vergangenen fünf Jahre mehrfach betont, sich aus dem Filmgeschäft zurückziehen zu wollen. Warum er es nicht tut, erklärte er in Berlin so: «Ich habe kapiert, dass ich meinen Job liebe, auch wenn mich die Regeln des Filmgeschäfts oft frustrieren.»

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