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Keine Chance als EZB-Chef?
Bundesbank-Chef Weidmann will Ende der lockeren Geldpolitik

Jens Weidmann
Bundesbank-Chef Jens Weidmann beteiligt sich nicht an Spekulationen über seine Chancen auf den EZB-Chefposten. Foto: Fabian Sommer
Frankfurt/Main (dpa) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich inmitten von Spekulationen um seine berufliche Zukunft abermals für die Abkehr vom Krisenmodus der Geldpolitik im Euroraum ausgesprochen.

Die voraussichtliche Inflationsentwicklung sei mit dem Ziel der Preisstabilität vereinbar, sagte Weidmann laut einem Redetext in Berlin. «Aus diesem Grund ist es auch Zeit, sich an den Ausstieg aus der sehr expansiven Geldpolitik und den Sondermaßnahmen zu machen.» Dies werde Schritt für Schritt erfolgen.

Als Reaktion auf die letzte Finanz- und Schuldenkrise hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf ein Rekordtief von null Prozent gesenkt und versucht, auch durch milliardenschwere Wertpapierkäufe die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln. Das Ende der Anleihekäufe ist bereits bis Ende 2018 angekündigt. Die Zinsen sollen aber laut EZB-Chef Mario Draghi noch mindestens bis zum Sommer 2019 unverändert bleiben.

«Die deutsche Wirtschaft erlebt ausgesprochen gute Zeiten», sagte Weidmann. Auch für die Eurozone rechnet er weiter mit Wachstum. Dennoch sei «die Geldpolitik heute nicht weniger expansiv, als sie es zum Hochpunkt der Krise war.»

Dies belege auch ein Blick auf den Realzins - die Differenz aus nominaler Verzinsung und Inflation. Nach Bundesbank-Berechnungen war die Gesamtrendite, die ein durchschnittlicher deutscher Privathaushalt abzüglich der Teuerung erzielte, Anfang 2018 erstmals seit sechs Jahren wieder negativ. Vor allem Sparer verloren unter dem Strich also Geld.

Auf einen Medienbericht über schwindende Chancen für Weidmann auf den EZB-Chefposten ging der Notenbanker nicht ein. Bislang gilt er als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Draghis, dessen Amtszeit im Herbst 2019 endet. Das «Handelsblatt» berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, dass es Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wichtiger sei, einen Deutschen an die Spitze der EU-Kommission zu bringen. Im Gegenzug könnte die politische Unterstützung für Weidmann zugunsten eines Notenbankers anderer Nationalität schwinden. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, nannte den Bericht «recht glaubhaft».