1. Startseite
  2. Lokales
Logo

Konjunktur
Chinas Wirtschaft wächst um 3,9 Prozent

Außenhandel China
Die «HMM Algeciras» dockt am Hafen von Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong an. Foto: Li Ziheng
Nach einem schwachen zweiten Quartal hat die chinesische Wirtschaft wieder stärker zugelegt. Doch Beobachter warnen vor erheblichen Unsicherheiten. Vor allem die strikten Corona-Maßnahmen belasten.

Peking. Die wirtschaftliche Erholung in China bleibt auf wackeligen Beinen. Wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte, legte das Wachstum im dritten Quartal stärker als erwartet um 3,9 Prozent zu. Nach lediglich 0,4 Prozent im zweiten Quartal zeigte die zweitgrößte Volkswirtschaft damit deutliche Zeichen der Erholung. Allerdings deuteten weitere am Montag veröffentlichte Konjunktur- und Handelszahlen auf ein durchmischtes Bild der Lage hin.

Die Daten waren mit Spannung erwartet worden, weil Peking ihre Veröffentlichung in der vergangenen Woche überraschend verschoben hatte. Die Behörden lieferten keine Begründung für den Schritt. Beobachter gingen jedoch davon aus, dass die Entscheidung mit dem gleichzeitig laufenden Parteikongress in Peking zusammenhing, der am Samstag endete.

Nach Abschluss des Parteitags beteuerte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, dass die chinesische Wirtschaft «widerstandsfähig» sei. «China kann sich nicht isoliert von der Welt entwickeln.»

Gebremstes Exportwachstum

Die schwache globale Nachfrage hat das chinesische Exportwachstum weiter gebremst. Die Ausfuhren legten im September in US-Dollar berechnet nur noch um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie der chinesische Zoll am Montag berichtete.

Im Vormonat hatte die Exportmaschinerie auch schon an Schwung verloren und nur einen Zuwachs von 7,1 Prozent erreicht. Auch die Einfuhren legten im September wie im Vormonat nur um 0,3 Prozent zu. Die Ausfuhren entwickelten sich nur leicht besser als von Experten vorhergesagt, die Importe hingegen etwas schlechter.

«Die Konjunktur kommt einfach nicht in Fahrt, auch weil die schwächelnde Wirtschaft bei Chinas wichtigsten Handelspartnern durchschlägt. Die Binnennachfrage ist angesichts Dutzender Lockdowns im September weiterhin gelähmt. Der Außenhandel wird kaum zu einer wirtschaftlichen Erholung Chinas beitragen», sagte Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in China. Die strikte Null-Covid-Politik liegt laut Hildebrandt weiterhin «wie Blei» auf der Wirtschaft. Deutsche Unternehmen müssten sich weiterhin in Geduld üben.

Der chinesische Handel mit Deutschland ging um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum spürbar zurück. Die deutschen Exporte nach China fielen sogar um 9,9 Prozent. China exportierte auch um 5,6 Prozent weniger nach Deutschland. Während die chinesischen Ausfuhren in die Europäische Union hingegen um 5,6 Prozent zulegten, fielen die Importe Chinas aus Europa um 8,4 Prozent.

Auch der chinesische Außenhandel mit den USA nahm deutlich um 10,1 Prozent ab. Die chinesischen Ausfuhren in die USA gingen um 11,6 Prozent zurück, während die Einfuhren aus den USA um 4,6 Prozent fielen.

Als Gründe für das gebremste Wachstum des chinesischen Außenhandels nannten Experten die hohe Inflation in vielen Ländern und steigende Zinsen, die auf der Weltwirtschaft lasteten. In China verlangsame die geringe heimische Nachfrage die Importentwicklung, hieß es weiter.

China leidet unter Lockdowns

Während die chinesische Industrieproduktion im September deutlich um 6,3 Prozent zulegte, fiel das Wachstum der Einzelhandelsumsätze mit einem Zuwachs von 2,5 Prozent langsamer aus, als erwartet worden war. Auch die offizielle städtische Arbeitslosenquote legte erstmals seit vier Monaten wieder um 0,2 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent zu.

Trotz der unerwartet guten Wachstumszahlen beendeten die Börsen in Shanghai und Hongkong den Handel am Montag deutlich im Minus. Analysten begründeten die Abschläge mit der Enttäuschung über die neue Führungsmannschaft der Kommunistischen Partei, deren Besetzung am Vortag bekanntgegeben worden war. Parteichef Xi Jinping, der am Sonntag seine dritte Amtszeit antrat, versammelte im mächtigen Ständigen Ausschuss ausschließlich enge Gefolgsleute um sich. Marktreformer sind dagegen nicht mehr vertreten.

Besonders die strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns und anderen Beschränkungen bremst die chinesische Wirtschaft, die aber auch unter einer schweren Immobilienkrise, hoher Verschuldung und schwacher heimischer Nachfrage leidet.

Die Regierung wird das ursprüngliche Wachstumsziel von rund 5,5 Prozent für dieses Jahr voraussichtlich weit verfehlen. Die Weltbank rechnet nur noch mit 2,8 Prozent. Das wäre nach dem ersten Jahr der Pandemie 2020 erst das zweite Mal seit vier Jahrzehnten, dass das Wachstum in China so niedrig ausfällt.

© dpa-infocom, dpa:221024-99-237222/5