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Quartalszahlen
Deutsche Bank und Commerzbank steigern Gewinne

Deutsche Bank Zentrale in Frankfurt
Wolken ziehen über die Zentrale der Deutschen Bank. Foto: Arne Dedert
Die beiden großen deutschen Privatbanken verdienen im Auftaktquartal mehr als ein Jahr zuvor, obwohl der Ukraine-Krieg für neue Unsicherheit sorgt.

Frankfurt/Main. Deutschlands große Privatbanken sind trotz Belastungen durch den Ukraine-Krieg besser ins Jahr gestartet als erwartet.

Die Deutsche Bank steigerte ihren Überschuss im ersten Quartal unter dem Strich um 17 Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwoch mitteilte.

Bereits am Vorabend hatte die Commerzbank vorläufige Zahlen veröffentlicht: Zwar legte das im MDax notierte Institut deutlich mehr Geld für mögliche Rückschläge im Zusammenhang mit Russland zurück als die Konkurrentin. Dennoch sprang der Überschuss der Commerzbank dank kräftig sprudelnder Erträge von 133 Millionen Euro vor einem Jahr auf 284 Millionen Euro.

Unterschiedliche Reaktionen

An der Börse kamen die Zwischenbilanzen unterschiedlich an: Die Deutsche-Bank-Aktie verlor zwischenzeitlich mehr als 6 Prozent und war der mit Abstand größte Verlierer im Dax. Die bereinigten Kosten des Konzerns seien mit 5,4 Milliarden Euro höher ausgefallen als erwartet, erklärte Goldman-Sachs-Analyst Chris Hallam. Dies habe unter anderem an höheren Ausgaben für Personal gelegen.

Dagegen gehörte die Aktie der Commerzbank mit mehr als 4 Prozent Plus zu den Gewinnern im MDax. Nach vielen Rückschlägen scheint der seit Anfang 2021 amtierende Konzernchef Manfred Knof dank eines verschärften Sparkurses die operative Wende geschafft zu haben. In diesem Jahr will das Institut, dessen größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, den Überschuss auf mehr als eine Milliarde Euro steigern.

Auch die Deutsche Bank sieht sich nach dem Milliardengewinn im schwierigen ersten Quartal auf Kurs zu ihrem Renditeziel für 2022. «Der gute Jahresauftakt gibt uns weitere Zuversicht, dass wir unsere Ziele für das laufende Jahr erreichen werden», bekräftigte Konzernchef Christian Sewing. Das Vorsteuerergebnis lag Ende März mit rund 1,7 Milliarden Euro um 4 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums.

«Die Ergebnisse aller Geschäftsbereiche liegen im oder über dem Plan, und wir haben unseren höchsten Quartalsgewinn seit neun Jahren erzielt», bilanzierte Sewing. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - waren mit gut 7,3 Milliarden Euro so hoch wie zuletzt im ersten Quartal 2017.

Investmentbanking sorgt für Gewinne

Hauptgewinnbringer mit 1,5 Milliarden Euro vor Steuern ist weiter das Investmentbanking, in dem die Deutsche Bank etwa am Handel von Anleihen und Währungen verdient. Aber auch die Unternehmens- und die Privatkundensparte steigerten ihren Vorsteuergewinn in den Monaten Januar bis März stärker als von Analysten erwartet.

2019 hatte Sewing der Bank einen tiefgreifenden Umbau verordnet, die hauseigene Investmentbank gestutzt und den Abbau Tausender Stellen eingeleitet. Ziel ist, bis Ende 2022 die Rendite auf das materielle Eigenkapital auf 8 Prozent nach oben zu treiben. Bis 2025 sollen es mehr als 10 Prozent nach Steuern sein.

Doch Analysten haben Zweifel, ob das gelingen wird, denn 2021 betrug die Rendite gerade einmal 3,8 Prozent. Und das, obwohl der Konzern ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr mit 2,5 Milliarden Euro seinen höchsten Jahresgewinn seit 2011 erzielt hatte.

Im ersten Quartal erreichte die Deutsche Bank nun 8,1 Prozent Rendite. Das Institut rechnete vor: Wäre nicht die um mehr als ein Viertel gestiegene Bankenabgabe von 730 Millionen Euro komplett im ersten Quartal gebucht worden, hätte die Rendite Ende März sogar bei 11,2 Prozent gelegen.

Deutlich mehr Geld als ein Jahr zuvor legte die Deutsche Bank für mögliche Kreditausfälle zurück: Die Risikovorsorge war mit 292 Millionen Euro mehr als viermal so hoch. Das hängt auch mit dem Ukraine-Krieg zusammen. Ihr Netto-Kreditengagement mit Bezug zu Russland verringerte die Deutsche Bank nach eigenen Angaben im ersten Quartal um 21 Prozent auf eine halbe Milliarde Euro.

Zum Vergleich: Die Commerzbank hatte ihr Risiko in Russland Anfang März auf 1,3 Milliarden Euro netto beziffert. Das Institut bildete den vorläufigen Zahlen zufolge im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg rund eine halbe Milliarde Euro Vorsorge. Das Risikoergebnis fiel entsprechend mit minus 464 Millionen Euro annähernd doppelt so hoch aus wie erwartet. Die detaillierten Quartalszahlen will die Commerzbank am 12. Mai veröffentlichen.

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© dpa-infocom, dpa:220427-99-59017/4