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kriminalität
Dicker Fisch auf der Anklagebank

Vor dem Stuttgarter Landgericht muss sich seit gestern ein mutmaßlicher Serieneinbrecher verantworten. Zusammen mit einem Komplizen soll der 31-Jährige mehrere Juweliergeschäfte, unter anderem in Ludwigsburg, ausgeraubt haben.

kornwestheim. Es ist die gängige Masche, die Juweleneinbrecher bereits seit Jahren praktizieren, um an hohe Beute zu kommen: Zuerst wird ein kompaktes Fahrzeug gestohlen. Dann benutzt man es als Rammbock gegen die gut gesicherte Türe eines Juweliergeschäfts und räumt in Sekundenschnelle die wertvollen Auslagen der Schaufenster aus. Im August 2012 geschah es in der Kirchstraße in Ludwigsburg. Mitten in der Nacht raste ein Audi in die Eingangstüre eines dortigen Juweliergeschäfts, nachdem die Täter zuvor sogar eine Stahlbank als Zwischen-Rammbock davor gestellt hatten. Uhren und Schmuck für fast 100 000 Euro erbeuteten die Diebe. Das Geschehen wurde detailgenau durch eine Überwachungskamera festgehalten.

Gestern sollte nun der Prozess gegen den Haupttäter beginnen. Doch es kam anders. Ob der 31-jährige Serbe, gegen den gestern das Stuttgarter Landgericht das Verfahren eröffnet hatte, aber wenige Minuten später wieder aussetzte, mit diesem Ludwigsburger Fall zu tun hat, ist noch offen, denn der Mann schweigt.

Laut Anklage soll er zusammen mit einem Komplizen, der sich noch auf der Flucht befindet, in der Nacht zum 15. Mai 2012 einen Einbruch in ein Kornwestheimer Autohaus verübt und neben 4000 Euro auch die Schlüssel eines auf dem Hof abgestellten Audi an sich genommen haben. Mit dem Fahrzeug, so die Anklage weiter, sei das Duo dann mit der bekannten Rammbock-Masche auf Diebestour gefahren. Zuerst nach Stuttgart, wo sie in der Nacht zum 25. Mai die Eingangstüre eines Juweliergeschäfts in der Königstraße rammten und Uhren und Schmuck im Wert von 284 000 Euro erbeuteten. Knapp drei Monate später geschah dann der Blitz-Rammbock-Einbruch in Ludwigsburg. Dazu hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft zwar einen der Verdächtigen aus Rumänien schon im Visier, der jetzige Angeklagte könnte aber der Komplize gewesen sein. Er soll auch noch mit einem zweiten Täter einen dritten Blitzeinbruch am 3. Dezember 2012 in der Landeshauptstadt verübt und dabei Uhren und Schmuck für 20 000 Euro erbeutet haben.

Der 31-Jährige, der nur durch einen DNA-Abgleich als möglicher Serientäter ermittelt und im November in Köln festgenommen wurde, brauchte sich am gestrigen ersten Verhandlungstag vor der 19. Großen Strafkammer am Stuttgarter Landgericht die dicke Anklageschrift erst gar nicht anhören. Denn der Platz neben ihm, vorgemerkt für seine Verteidigerin, blieb leer. Die Rechtsanwältin aus Köln hatte kurz zuvor das Gericht telefonisch über ihren Ehemann informiert, dass sie wegen einer plötzlichen Migräne-Attacke nicht in der Lage sei, zum Prozess zu erscheinen. So endete dieser erste Verhandlungstag bereits nach wenigen Minuten, denn ohne Verteidiger ist ein Verfahren in dieser Größe nicht machbar.

Der Beschuldigte selbst soll übrigens nach Auskunft des Staatsanwalts ein besonders dicker Fisch sein: In Köln hatte er zusammen mit Komplizen bereits im März 2012 ebenfalls Juwelier-Blitzeinbrüche mit gestohlenen Fahrzeugen begangen und dabei hohe Beute gemacht. Dafür wurde er vom dortigen Landgericht vor kurzem abgeurteilt. Danach schickte ihn die Kölner Justiz zum neuen Verfahren nach Stuttgart. In den Kölner Fällen, wie auch in Stuttgart und Ludwigsburg sind allerdings seine Mittäter der Polizei und den Staatsanwaltschaften namentlich bekannt, befinden sich jedoch noch auf der Flucht. Falls die Verteidigerin des Angeklagten am heutigen Donnerstag wieder genesen ist und nach Stuttgart kommt, könnte das Gericht in die Beweisaufnahme eintreten. Andernfalls müsste der ganze Komplex vertagt werden.