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Energiesparer gehen ins Rennen

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Baubürgermeister Michael Ilk (rechts) mit Teilnehmern der Aktion „Energiehelden“. Foto: Ramona Theiss
Am Samstag fiel der Startschuss zur Aktion „Nachhaltigkeit ba-rockt“. Erstmals begegneten sich acht der zehn Kandidatenhaushalte. Eine Einzelpersonen, zwei kinderlose Paare, eine Alleinerziehende, eine studentische Wohngemeinschaft und fünf Familien mit ein bis drei Kindern, eine davon mit Aupair. Sie werden in den nächsten acht Monaten akribisch Buch führen, was sie denn so alles verbrauchen. Die Ludwigsburger Kreiszeitung unterstützt die Aktion und begleitet die Teilnehmer.
Ludwigsburg.

Zum Monatsbeginn werden erstmals alle Zähler abgelesen: Wasser, Strom, Heizung, um einen Ausgangspunkt zu ermitteln. Das wiederholt sich ab dann alle vier Wochen. Restmüll und Plastik werden separat gesammelt und mit einer Federwaage gewogen. Und es werden die Kilometer notiert, die mit dem Auto oder dem Motorrad gefahren werden.

Alle Verbräuche werden festgehalten und an das Referat Nachhaltige Stadtentwicklung übermittelt. Das Team von Anna Hoeffler errechnet den Pro-Kopf-Wert und vergibt Punkte von eins bis zehn. Es gibt eine Note für den Anfangswert und eine für die monatliche Verbesserung. Ziel ist es, möglichst viele Punkte zu sammeln. In der Summe soll sich der individuelle ökologische Fußabdruck zeigen.

„Unfair“, meinten die Teilnehmer bei dem Treffen sogleich. Wer ohnehin mit niedrigen Werten in den Wettbewerb einsteige, habe kaum Chancen auf hohe Punktzahlen bei Verbesserungen. Beispielsweise, wer generell auf ein Auto verzichte oder bereits weitgehend Verpackungsmüll vermeide. Bei der Bewertung werde nachgebessert, nahm Hoeffler die Anregung auf.

Das System hat noch andere Schwächen, so wurde beim ersten Treffen aufgedeckt. Flugreisen würden nicht berücksichtigt oder die Weihnachtszeit: Die einen fahren weg, andere laden die Großfamilie ein. Auch Holzheizöfen würden nicht berücksichtigt. Das wirke sich stark auf die Bewertung aus, so die Kritik. Der Ehrgeiz scheint also schon am Samstag geweckt. „Auch Eltern von Windelkindern hätten keine Chance auf gute Platzierungen beim Müll“, schloss Hoeffler eine hundertprozentige Gerechtigkeit aus und bat darum, bei allem Wetteifer fair zu bleiben. Beispielsweise den Müll nicht beim Arbeitgeber zu entsorgen.

Die Haushalte haben die Wahl: Sie bekommen einen Zuschuss von 50 Euro im Monat, wenn sie sich ein wenn möglich übertragbares Dauerticket für den öffentlichen Nahverkehr zulegen. Oder die Stadt übernimmt die Miete für ein E-Bike, das im Anschluss an den Wettbewerb mit einem Rabatt übernommen werden kann. Den schätzt Hoeffler auf rund 400 Euro. Oder es gibt eine Mischform aus Bus und Bahn und Elektrofahrrad.

Alle Teilnehmer werden Besuch von der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) bekommen. Die macht einen kostenlosen Energiecheck und zeigt, wo überall gespart werden kann. Und fast jeden Monat gibt es Treffen mit Referenten, Workshops und Exkursionen zu unterschiedlichen Themenbereichen: Klimawandel, Heizen und Lüften, Abfall und Wasser, Konsum und Mobilität. Spätestens im November 2017 und dann noch einmal Ende des Jahres 2018 errechnet die Stadtverwaltung für jeden Haushalt den CO-Fußabdruck.

Baubürgermeister Michael Ilk erzählte wie ihm aufgefallen ist, dass er für seinen Frühstückstee eine Tasse Wasser zu viel auf 100 Grad erhitzt habe. Auf den ersten Blick sei das wenig, in Summe auf ganz Deutschland gerechnet, wären das täglich acht Millionen Liter. „Eine gigantische Verschwendung an Ressourcen und Geld“, meinte er. Jeder müsse sich selbst auf den Prüfstand stellen und nachhaltiger denken. Und es sei besser zu überzeugen, statt den Zeigefinger zu erheben. Auch im Kleinen könne groß gespart werden. Darin sind sich alle Teilnehmer einig. Wo überall, das wollen sie herauskitzeln.

Jeden Monat gibt es in den sechs Kategorien Etappensieger. Am Ende winkt für den Gesamtgewinner ein Wochenende in einem Bio-Hotel. Die Ehrung ist zur Ludwigsburger Zukunftskonferenz im Juni 2018 geplant.