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US-Konkurrenz dennoch stärker
Europas Top-Banken legen kräftig zu

Europas Großbanken haben gegenüber der US-Konkurrenz Boden gut gemacht. Dennoch sind sie weit entfernt von früherer Stärke. Der Abstand könnte in nächster Zeit sogar wieder größer werden.

Frankfurt/Main (dpa) - Europas Top-Banken hinken der US-Konkurrenz einer Studie zufolge weiter hinterher. Nach wie vor seien die 10 größten US-Institute deutlich gewinnstärker und profitabler als ihre Wettbewerber in Europa, heißt es in einer Untersuchung des Beratungsunternehmens EY.

«Die Gewinnsituation der europäischen Top-Banken hat sich im vergangenen Jahr insgesamt deutlich verbessert, ist aber nach wie vor weit entfernt vom Vorkrisenniveau», erläuterte EY-Partner Dirk Müller-Tronnier. Die US-Steuerreform kam die Geldhäuser in den Vereinigten Staaten allerdings deutlich teurer zu stehen als in Europa.

Nach EY-Berechnungen stieg das operative Ergebnis - also vor Steuern - der europäischen Top-Banken im vergangenen Jahr gegenüber 2016 um 72 Prozent auf insgesamt 71 Milliarden Euro. Die 10 größten US-Institute gemessen an der Bilanzsumme verbuchten zwar einen Rückgang um sieben Prozent. Dennoch war operative Gewinn mit zusammengerechnet 154 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie in Europa. Nach wie vor belasteten Abschreibungen und Umbaukosten die europäischen Banken. «Die Altlasten werden aber geringer», sagte Müller-Tronnier.

In den kommenden Monaten und Jahren könnte sich der Abstand zwischen den europäischen Banken und der US-Konkurrenz allerdings wieder vergrößern, befürchtet der Experte. Dann würden die Institute in den Vereinigten Staaten von den Steuersenkungen in den Vereinigten Staaten profitieren, die 2017 noch die Bilanzen belastete. Denn Geldhäuser konnten Verluste aus Zeiten der Finanzkrise nicht mehr im gleichen Maße auf künftige Steuern anrechnen.

Europas Institute kämpfen zudem mit den historisch niedrigen Zinsen: Bei vielen Banken werfe das Zinsgeschäft kaum noch oder gar keinen Gewinn ab. «Und während in den USA die Zinsen langsam wieder steigen und den Banken zusätzliche Einnahmen bescheren, müssen die europäischen Banken weiter auf die Zinswende warten», sagte der EY-Experte.

Im vergangenen Jahr bescherte die Steuerreform den zehn größten US-Banken EY zufolge allerdings kräftige Einbußen beim Nettogewinn von umgerechnet insgesamt 38,5 Milliarden Euro. Zusammengerechnet sank der Gewinn nach Steuern um 36 Prozent auf 74 Milliarden Euro.

In Europa fielen die negativen Effekte deutlich geringer aus: Die Einbußen bei den Top Ten lagen bei 4,2 Milliarden Euro. Am stärksten betroffen war den Angaben zufolge die Deutsche Bank mit 1,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn der zehn größten Banken Europas stieg im Vergleich zum Vorjahr insgesamt deutlich von 21 auf 42 Milliarden Euro.