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Barley droht mit Quote
Frauenanteil in Vorständen kommt nicht voran

Katarina Barley
Bundesfamilienministerin Katarina Barley: «Mehr verpflichtende Regelungen wären nicht von Nachteil.» Foto: Kay Nietfeld/Archiv
Das Gesetz zur Quote in den Aufsichtsräten wirkt - mehr tut sich aber nicht. In den Vorständen bleibt der Frauenanteil niedrig. Ob eine neue Bundesregierung daran etwas ändert?

Berlin (dpa) - Der Anteil von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen deutscher Unternehmen stagniert weitgehend - bei den großen Versicherungen geht er sogar leicht zurück. Das stellt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) fest.

In den Aufsichtsräten, wo seit 2016 eine Quote von 30 Prozent gilt, ist der Anteil von Frauen dagegen weiter gestiegen. Die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley (SPD) drohte deshalb mit einer Quote auch für Vorstände.

Nach der DIW-Studie ist in den Aufsichtsräten der rund 100 von der Quote erfassten Unternehmen der Frauenanteil bis Ende 2017 auf durchschnittlich gut 30 Prozent gestiegen. Von einer Signalwirkung auf Vorstände und Geschäftsführungen könne jedoch keine Rede sein. «Dort herrscht mit Blick auf die Repräsentation von Frauen beinahe Stillstand», stellt das DIW fest. Im Durchschnitt der umsatzstärksten 200 Unternehmen verblieb der Frauenanteil bei gut acht Prozent.

Besonderen Aufholbedarf gebe es bei Banken und Versicherungen, in denen insgesamt mehr als die Hälfte der Beschäftigten Frauen sind. Bei den 100 größten Banken liegt der Frauenanteil bei knapp neun (Vorstände) und fast 23 Prozent (Aufsichtsräte). Bei den 60 größten Versicherern ging der Anteil auf gut neun (Vorstände) und knapp 22 Prozent (Aufsichtsräte) sogar leicht zurück.

Nach Ansicht Barleys zeigt die DIW-Studie, dass in Unternehmen mit der verpflichtenden Quote für die Aufsichtsräte auch in die anderen Führungsgremien Bewegung komme, während sich in den übrigen Unternehmen gar nichts verändere. «Die Schlussfolgerung daraus ist nicht schwer: Mehr verpflichtende Regelungen wären nicht von Nachteil.» Die Politik müsse auch dafür sorgen, dass «Teilzeitbeschäftigung kein Karrierekiller ist.»

Dem «Handelsblatt» sagte Barley: «Ein Frauenanteil von unter zehn Prozent in den Vorständen der großen deutschen Banken ist nicht hinnehmbar.» Wo selbstgesetzte Zielgrößen nicht wirkten, seien klare Regelungen notwendig. «Ansonsten wird sich in von Männern dominierten Führungsetagen nichts ändern.»

17 Frauenverbände in Deutschland appellierten in einem Offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel, den Wandel zu mehr Geschlechtergerechtigkeit zu forcieren und in den bevorstehenden Koalitionsgesprächen ehrgeizige Ziele sowie ein deutliches Bekenntnis aller Akteure zur Gleichstellung zu vereinbaren.

Einer Umfrage zufolge sind Frauen fast genauso stark an einer Karriere im Beruf interessiert wie Männer. 36,9 Prozent der befragten Frauen haben den großen Wunsch, im Laufe ihrer Karriere eine oder eine weitere Führungsposition einzunehmen, wie aus der repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag der Initiative Chefsache hervorgeht. Bei den Männern antworteten 43,3 Prozent entsprechend. Julia Sperling von der Unternehmensberatung McKinsey sagte dazu: «Wenngleich das Verhältnis Männer zu Frauen noch immer nicht völlig ausgewogen ist, entkräftet die Umfrage das verbreitete Vorurteil, Frauen würden gar keine Karriere machen wollen.»

Offener Brief an Merkel