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Werk ohne Autor
Henckel von Donnersmarck soll wieder den Oscar holen

Florian Henckel von Donnersmarck
Florian Henckel von Donnersmarck geht mit seinem Film «Werk ohne Autor» ins Rennen um den Auslands-Oscar. Foto: Ole Spata
Elf Jahre ist es nun schon her, dass der Auslands-Oscar nach Deutschland ging. Zu lange für den Geschmack von German Films. Die Auslandsvertretung des deutschen Films setzt darum auf Altbewährtes.

München (dpa) - Mit dem grandiosen DDR-Drama «Das Leben der Anderen» hat der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck ein Stück Filmgeschichte geschrieben.

Nicht zuletzt, weil ihm damit das unglaubliche Kunststück gelang, gleich mit seinem ersten Langfilm überhaupt den Kino-Olymp zu erklimmen. 2007 holte er - als bislang letzter Regisseur - den Auslands-Oscar nach Deutschland.

Jetzt bekommt der 45-Jährige die Chance, seinen großen Erfolg zu wiederholen. Sein neuer Kinofilm «Werk ohne Autor» geht ins Oscar-Rennen und soll im kommenden Jahr in Hollywood die Trophäe in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Kinofilm holen, wie German Films am Donnerstag in München mitteilte. Der Film, der sich grob am Leben des Künstlers Gerhard Richter orientiert, hat seine Weltpremiere in der kommenden Woche beim Festival in Venedig und schon dort die Hoffnung auf eine große Auszeichnung: Er konkurriert im Wettbewerb um den Goldenen Löwen.

«'Werk ohne Autor' erzählt in einem großen epischen Bogen ein bewegendes Künstlerschicksal im Nachkriegsdeutschland, in einer Zeit, als es schwierig war, zu einer eigenen Kunstsprache zu finden», heißt es in der Jury-Begründung zur Oscar-Kandidatur. «Der Film hat, unterstützt von einem grandiosen Schauspielerensemble, große poetische Momente und geht gleichzeitig einer essenziellen, auch heute noch aktuellen Frage nach: Das Finden einer eigenen Haltung.»

German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Films, begibt sich mit der Entscheidung für Donnersmarck, der Beiträge wie das Romy-Schneider-Drama «3 Tage in Quiberon», Michael «Bully» Herbigs ersten ernsten Film «Ballon», «Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm» von Joachim A. Lang, «Der Hauptmann» von Robert Schwentke und Christian Petzolds «Transit» hinter sich ließ, auf gewohntes - und erfolgversprechendes - Terrain.

Denn erfahrungsgemäß sind es Beiträge aus der jüngeren deutschen Geschichte, die bei der Academy in den USA ganz gute Chancen haben - was nicht zuletzt der Erfolg für «Das Leben der Anderen» 2007 zeigte. Die Geschichte über einen Stasi-Mann (Ulrich Mühe), der einen Theaterschriftsteller (Sebastian Koch, der auch bei «Werk ohne Autor» wieder dabei ist) abhört, um belastendes Material über ihn zu sammeln, und dabei tief in dessen Welt eintaucht, wurde zu einem international beachteten Lehrstück über Menschlichkeit.

Caroline Links «Nirgendwo in Afrika», der 2003 den Auslands-Oscar gewann, erzählt von einer jüdischen Familie, die in den 1930er Jahren aus Deutschland nach Kenia flieht. Unter die fünf Nominierten schafften es in der jüngeren Vergangenheit die deutschen Beiträge «Das weiße Band» von Michael Haneke (Nominierung 2010) und «Der Baader Meinhof Komplex» von Uli Edel (Nominierung 2009). Eine thematische Ausnahme ist da nur die Vater-Tochter Tragikomödie «Toni Erdmann», die 2017 auf einen Oscar hoffen durfte.

Und nun also «Werk ohne Autor», Henckel von Donnersmarcks erst dritter langer Kinofilm nach seinem Oscar-Erfolg und dem Agententhriller «The Tourist» mit Angelina Jolie und Johnny Depp. Dass der Regisseur Deutschland nun schon zum zweiten Mal auf dem ganz großen internationalen Filmparkett vertreten darf, ist bemerkenswert, aber nicht außergewöhnlich. Auch Filmemacher wie Wim Wenders, Werner Herzog, Caroline Link und Volker Schlöndorff, der 1979 den Auslands-Oscar für «Die Blechtrommel» bekam, durften nach Angaben von German Films mehr als einmal antreten. Ebenso Fatih Akin, dessen NSU-Film «Aus dem Nichts» im vergangenen Jahr von der Jury ausgewählt wurde, es aber nicht auf die Liste der fünf Nominierten schaffte.

Henckel von Donnersmarck weiß in jedem Fall, welche Verantwortung nun auf seinen Schultern lastet, ist die Oscar-Verleihung für ihn doch gleichbedeutend mit «den Olympischen Spielen» von Hollywood. Auch sein Hauptdarsteller Tom Schilling hält sich an eine sportliche Analogie: «Die Vorrunde ist - wie man vor 3 Monaten feststellen musste - nicht zu unterschätzen. Jetzt bin ich gespannt auf das Halbfinale.»

Deutsche Filme im Rennen um den Oscar

Florian Henckel von Donnersmarck im Porträt