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Großstädter leben beengter
Kleine Wohnungen auf dem Vormarsch

Bei Quadratmeterpreisen für eine Mietwohnung von 20 Euro und mehr in Metropolen müssen sich viele Normalverdiener von Wohnträumen verabschieden. München gilt da nur als Vorreiter. Wohnungskonzerne wie Vonovia stellen sich auf den Trend ein.

Bochum/Berlin (dpa) - 1150 Euro Kaltmiete für eine 60 Quadratmeter große Wohnung in Köln, 1100 Euro für nur 38 Quadratmeter in München: Wer in deutschen Großstädten eine Bleibe sucht, muss sich zunehmend von allzu großzügigen Wohnträumen verabschieden.

Selbst Wohnungen in der Größe einer Studentenbude werden wieder salonfähig. «Da geht die Reise hin, dass wir bei den Quadratmetern eher sparen», stellt der Immobilienexperte des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Voigtländer, fest. Eine Stadt wie München sei da nur der Vorreiter.

«Noch vor einigen Jahren hätte man gesagt, lieber eine größere Wohnung als eine kleinere Wohnung», so Voigtländer. Mittlerweile müssten sich jedoch viele Großstädter auf immer kleinerem Raum einrichten, während großzügige Wohnungen oft nur noch in ländlichen Regionen bezahlbar seien.

«Viele würden sich zwar lieber eine größere Wohnung nehmen, können sich diese aber nicht leisten», sagt auch Thomas Bauer, Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie und Chef des gleichnamigen Tiefbaukonzerns. Das Problem der Wohnungsnot lässt sich Bauer zufolge nur lösen, wenn wieder mehr Menschen aus der Großstadt ins Umland ziehen. Allerdings gehe der Trend derzeit in die umgekehrte Richtung.

Hintergrund sei auch ein deutlicher demografischer Wandel. Die Menschen würden älter und es gebe viel mehr Ein-Personen-Haushalte. Bei einer gleich bleibenden Bevölkerungszahl würden daher mehr Wohnungen benötigt. Daran mangelt es aber in Metropolen, da über viele Jahre nicht genügend in den Wohnungsbau investiert worden sei. Auch wenn Bauträger neue Wohnungen errichten wollten, fänden sie in den Städten keine Grundstücke.

Über Jahre haben sich die Deutschen indes an immer größere Wohnungen gewöhnt. Seit der Jahrtausendwende ist die Wohnfläche je Bundesbürger nach Zahlen des Statistischen Bundesamts fast kontinuierlich gewachsen. Waren es 1999 noch rund 39 Quadratmeter pro Kopf, stieg die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf zehn Jahre später auf 45 Quadratmeter und lag im vergangenen Jahr bei 46,5 Quadratmetern. Nun könnte sich das Bild zumindest in den Großstädten drehen.

Beim größten deutschen Vermieter Vonovia reagiert man auf die nach Einschätzung von Vorstandschef Rolf Buch «dramatisch» werdende Wohnungsnot mit einem verstärkten Angebot kleinerer Wohnungen. Mit bodentiefen Fenstern und nur noch kleinen Schlafzimmern und Fluren soll dort den Bewohnern zumindest optisch Großzügigkeit vermittelt werden. Für eine Neubau-Wohnung verlangt der Konzern in Bochum rund 10 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.

Bei Um- und Neubauten sollen bei Vonovia so zunehmend Wohnungen in der Größe von etwa 55 bis 60 Quadratmetern entstehen, etwa durch die Aufteilung einer großen 160-Quadratmeter-Mietwohnung in drei kleine Apartments. «In einer Stadt, die leer gefegt von freien Wohnungen ist, wohnen einige auf vielen Quadratmetern», so Buch.

«Wenn es darum geht, höhere Quadratmeterpreise über kleinere Wohnungen zu realisieren, ist das problematisch», meint hingegen Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Als Lösung im Kampf gegen Leerstände bei Wohnungen, die sich sonst nur schwer vermieten ließen, sei das Angebot von kleineren Apartments dagegen vernünftig. Voraussetzung sei jedoch eine leer stehende Wohnung. «Man kann und darf dafür kein Mietverhältnis kündigen», so Ropertz.