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Kleingärten und Pausen im Grünen

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Grüne Ecken der Weststadt: Links das größtenteils zu Asperg gehörende Osterholz-Wäldchen, rechts der Römerhügel, wo Platz für Kleingärten geschaffen werden soll. Fotos: Oliver Bürkle

Die Weststadt gehört zu den am wenigsten durchgrünten Stadtgebieten – Osterholz-Wäldchen als mögliche Naherholung

Wo Flächen rar sind, steigt deren Marktwert. Nicht anders ist es in der Weststadt, wo sich die Stadt letzte Quadratmeter für die Ansiedlung oder Erweiterung von Unternehmen sichern will. Die Kleingartenanlage auf dem früheren Gelände der Frommannkaserne muss dafür weichen – und soll in zwei, drei Jahren zum Römerhügel umziehen. Bei den rund 150 Kleingärtnern löst das keine Begeisterung aus, doch politisch scheint es keinen anderen Weg zu geben, wie erste Äußerungen der Fraktionen des Gemeinderats nahelegen.

 

So stark die Weststadt von großen Industrieflächen geprägt ist, wegen ihrer fehlenden Grünzonen gehört sie zu den Leitprojekten im Freiflächenentwicklungsplan, der für Ludwigsburg vor kurzem vorgestellt worden ist, so Nicole Preußner vom Fachbereich Grünflächen und Ökologie der Stadt. Die Aufgaben, die dort auf die Planer warten, sind gewaltig. Dass der Platz beim Römerhügel nicht für alle Kleingärten reicht, ist nur eines der Probleme, das man lösen muss. Gemeinsam mit den Kleingärtnern wird es einen Planungsworkshop geben. Aus anderen Städten kennt Preußner Gemeinschaftsgärten, die auf neue Art soziale Kontakte ermöglichen und in denen sich Alt und Jung ergänzen können. Der Römerhügel gehört zum grünen Ring, der sich wie ein Band um die Stadt legen soll. Grün, Freizeit und Aufenthalt sollen sich dort ergänzen. Im Konzept ist die Schlieffenstraße genannt, wo statt Parkplätzen ein Geh- und Radweg mit viel Grün entstehen könnte. Als grüner Boulevard wird zudem die Schwieberdinger Straße aufgeführt, auf der sich Autos und Lastwagen durch die Stadt schieben und die Luft verpesten.

 

Eine weitere Idee ist, das Osterholz- Wäldchen für die Naherholung besser zu erschließen. Es gibt ein paar Trampelpfade durch das Wäldchen – insgesamt ist es wenig genutzt. „Eine Vision“, so Preußner. „Die Flächen gehören zu Asperg, es fehlt auch eine direkte Anbindung an das Wohngebiet in der Weststadt.“ Der Grünbereich sei jedoch ein „ungeschliffener Diamant“. Denkbar wäre, wie die Landschaftsarchitekten von Faktorgrün im Freiflächenentwicklungskonzept vorschlagen, dort „naturnahe Erholungsräume“ zu schaffen, mit einem Spielplatz wie etwa auf der Bärenwiese. Es könnten auch Bereiche für Sport und Spiel entstehen. Das Thema hat die Verwaltung momentan jedoch zurückgestellt, es könnte laut Preußner vielleicht in der Diskussion um eine Landesgartenschau wieder eine Rolle spielen.

 

Ein weiteres Schlagwort für die Weststadt ist das Gewerbegebiet der Zukunft, das derzeit auch andere Abteilungen der Stadtverwaltung umtreibt. CO2-neutral soll es sein, weshalb mit Unternehmen auch Mobilitätskonzepte überlegt werden. Denn auf Fußgänger und Fahrradfahrer ist die Weststadt, die klimatisch-lufthygienisch eine der am schlechtesten versorgten Stadtgebiete ist, kaum eingerichtet.

 

Mit etwa 300 Betrieben und 8000 Mitarbeitern ist die Weststadt mit ihrem Industriegebiet für die Stadt enorm lebenswichtig. Als „Herzkammer der Stadtgesellschaft“ ist das Gebiet schon bezeichnet worden. Umso mehr soll auch überlegt werden, wie Freiräume für Mitarbeiter und Kunden geschaffen werden können, wie es im Konzept heißt.

 

Manche Unternehmen sind bereits vorangegangen. Mitten im Industriebereich liegt ein Garten, mit Rasen und einem Gräserfeld. Als „außergewöhnlich“ hat die Architektenkammer vor zwei Jahren den „Platz 2z“ im Werkzentrum West bezeichnet und ihn als vorbildlich ausgezeichnet. Der Platz ist eigentlich Gedenkstätte für den ausgebrannten Energetikom-Neubau, ermöglicht aber heute den Beschäftigten, sich für eine kurze Pause im Grünen aufzuhalten.