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Lauer Applaus für den «Fliegenden Holländer» in Bayreuth

«Der fliegende Holländer»
Der Chor der Oper «Der fliegende Holländer» in Bayreuth. Foto: Enrico Nawrath
Seit 2012 steht «Der Fliegende Holländer» in einer Inszenierung von Jan Philipp Gloger auf dem Spielplan der Bayreuther Festspiele. Dass die Tage der Inszenierung gezählt sein dürften, bedauert nicht jeder.

Bayreuth (dpa) - Das Publikum der Bayreuther Festspiele wird mit dem «Fliegenden Holländer» nicht so richtig warm.

Am Montagabend gibt es sehr lauen Applaus für die Inszenierung von Regisseur Jan Philipp Gloger, die schon seit 2012 auf dem Spielplan der Richard-Wagner-Festspiele steht und deren Tage darum gezählt sein dürften. Keine Buhs, kein Bravo - eher höfliches Klatschen, eher Ratlosigkeit als Begeisterung.

Wurde Glogers Interpretation, die die Oper in einer Ventilatoren-Fabrik ansiedelt, bei ihrer Premiere vor sechs Jahren noch kritisiert, schien das Publikum sich in den Folgejahren mit ihr versöhnt zu haben. Die ganz große Liebe aber wurde es wohl nie.

Ein wenig blutleer kommt sie auch daher, die eigentlich große, romantische Geschichte des untoten Seefahrers, der auf die große Liebe hofft, um wieder ein Sterblicher zu werden und seinem rastlosen Dasein ein Ende machen zu können.

Für den Regisseur Gloger ist die Oper vor allem auch eine Liebesgeschichte. «Das wird viel zu wenig gesehen! Senta und der Holländer lieben sich», sagt er im Interview im aktuellen Programmheft. «Der Holländer findet tatsächlich durch die Liebe Sentas zu seinen Gefühlen zurück.»

Ganz viel davon sieht man in seiner sehr engagiert und kalkuliert wirkenden Interpretation allerdings nicht. Glogers Inszenierung kommt ohne großes Schiff aus, sie spielt zum größten Teil in einer Ventilatoren-Fabrik. Ein Symbol für den rastlosen Turbo-Kapitalismus - und wohl auch ein augenzwinkernder Gruß an die schwitzenden Zuschauer im glutheißen Parkett, wo sich bei tropischen Temperaturen im Festspielhaus kein Lüftchen regt. Bekanntermaßen gibt es keinerlei Klimaanlage in Richard Wagners Festspielhaus.

Das Meer wird bei Gloger durch etwas repräsentiert, das ebenso unbeherrschbar scheint wie die Wellen der Ozeane: Digitalisierung und Turbokapitalismus. Ein übergroßes Datennetz bestimmt das erste Bühnenbild.

Stark ist in der Inszenierung der Chor, der donnert wie Meereswellen und in den Massen- und Tanzszenen überzeugt. Gefeiert werden auch die Solisten: Greer Grimsley als Holländer, Rainer Trost als Steuermann und Peter Rose als Vater Daland. Auch Ricarda Merbeth als Senta bekommt begeisterten Applaus - trotz einiger Timing-Probleme zu Beginn. Den meisten Applaus aber erhält der Dirigent Axel Kober, der den «Holländer» 2016 von Christian Thielemann übernommen hat.

Als Wiederaufnahmen stand am Dienstag noch «Die Walküre» mit Plácido Domingo am Dirigentenpult auf dem Programm. Damit endet die Premierenwoche in Bayreuth. Die Festspiele dauern noch bis zum 29. August.

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