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Eher geringes Risiko
Mitarbeitern drohen nach Firmeninsolvenz oft Gehaltseinbußen

Wenn die Firma pleite geht
Betroffene spüren die Folgen einer Insolvenz unter Umständen noch Jahre später. Foto: Julian Stratenschulte
Für viele Menschen ist schon die Pleite ihres Arbeitgeber ein Schock. Häufig bleibt es aber nicht beim Jobverlust, haben Forscher herausgefunden. Betroffene spüren die Folgen einer Insolvenz unter Umständen noch Jahre später.

Nürnberg (dpa) - Beschäftigten eines insolvent gewordenen Betriebes drohen im weiteren Verlauf ihres Berufslebens teils empfindliche Gehaltseinbußen.

Im Schnitt verdienten sie selbst fünf Jahren nach der Pleite ihres früheren Arbeitgebers jährlich rund 4000 Euro weniger als vor der Insolvenz, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Das Risiko, Opfer einer Firmenpleite zu werden, ist aber regional sehr verschieden.

Im ersten Jahr nach der Insolvenz liege die Gehaltseinbuße verglichen mit den vorher bezogenen Verdienst sogar bei 7000 Euro, verringere sich dann aber nach und nach, berichtete die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA). Selbst fünf Jahre danach sei die Differenz immer noch nicht ganz wett gemacht. Das IAB stützt sich bei der Studie auf aktuelle Sozialversicherungsdaten der Bundesagentur, die sie mit Personendaten verknüpft hat.

Auch unterlägen Beschäftigte eines insolventen Unternehmens einem größeren Risiko, arbeitslos zu werden als Beschäftigte in wirtschaftlich stabilen Unternehmen. Im ersten Jahr nach der Pleite lag die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit von Insolvenzbetroffenen um 40 Tage über dem Niveau der Vergleichsgruppe. Auch nach fünf Jahren betrug der Unterschied nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforscher im Schnitt immer noch zehn Tage.

Insgesamt sei das Risiko, als Beschäftigter Opfer einer Firmeninsolvenz zu werden, aber «insgesamt eher gering». Seit 2010 bewege es sich, sehe man von den stärkeren Folgen der großen Pleite der Drogeriekette Schlecker 2012 ab, bei etwas mehr als 0,6 Prozent. Die Forscher verglichen die Zahl der Insolvenzbetroffenen mit der Gesamtzahl der Erwerbstätigen. Allerdings sei das Risiko sehr ungleich verteilt - je nach Firmengröße, Betriebsalter und Branche.

So sei das Insolvenzrisiko für Beschäftigte in kleineren Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten fast vier Mal so hoch wie für Beschäftigte in Unternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitern. Fast acht Mal so hoch sei es für Beschäftigte junger Firmen, die maximal zwei Jahre alt seien. Besonders groß sei das Risiko, wegen einer Insolvenz plötzlich keinen oder einen deutlich schlechter bezahlten Job zu haben, im Baugewerbe und der Gastronomie.

Regional ist das Insolvenz-Risiko nach IAB-Erkenntnissen für Beschäftigte in Berlin und Sachsen-Anhalt besonders hoch. Es liege hier bei 0,91 Prozent, während es in den wirtschaftlich prosperierenden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg nur etwa halb so groß sei. «Tendenziell haben die Beschäftigten in den ostdeutschen Bundesländern ein höheres Risiko als ihre Kollegen im Westen», betonten die Studienautoren. Lediglich im Saarland und Bremen liege es ähnlich hoch wie in den neuen Bundesländern.

IAB-Presseinformation