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Weitere Entwicklung unklar
Ölpreise steigen kräftig nach US-Austritt aus Iran-Abkommen

An den Börsen wächst die Furcht vor einem Angebotsmangel bei Rohöl: Nach dem Ausstieg von Trump aus dem Vertrag mit dem Iran sind die Preis schon kräftig gestiegen. Sie könnten weiter zulegen - und auch Verbraucher treffen.

New York/London (dpa) - Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat die Ölpreise am Mittwoch kräftig steigen lassen. Hauptgrund ist die Furcht vor Angebotsengpässen, nachdem die Vereinigten Staaten ausgesetzte Sanktionen wieder aufleben lassen.

Allerdings ist es alles andere als klar, was der Schritt der US-Regierung für den Ölmarkt konkret bedeutet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete gegen Mittag 76,77 US-Dollar, 1,92 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni kletterte um 1,78 Dollar auf 70,84 Dollar. Damit kosten die beiden maßgeblichen Rohölsorten so viel wie zuletzt Ende 2014.

Einerseits wächst die Furcht vor einem zu geringen Angebot an Öl auf dem Weltmarkt, andererseits steigt die Nachfrage nach dem Rohstoff, da die Weltwirtschaft solide zulegt.

Die USA hatten sich am Vorabend trotz massiven Widerstands europäischer Partner aus dem Abkommen über das Atomprogramm des Iran zurückgezogen. Die im Zuge des Vertrags ausgesetzten Sanktionen sollen in voller Härte wieder zum Tragen kommen. «Wir werden die höchste Stufe von Wirtschaftssanktionen einführen», sagte Präsident Donald Trump. Die EU hält Trumps Entscheidung für gefährlich für die Lage im Nahen Osten und will die Sanktionen ausgesetzt lassen.

Zu den amerikanischen Sanktionen gehört auch die Aufforderung an Abnehmer iranischen Rohöls, die Käufe binnen 180 Tagen zu reduzieren. Die USA selbst importieren kein Rohöl aus Iran. Fachleute sind sich aber uneins, ob die Ölpreise wegen der Sanktionen weiter steigen. Das würde auch Verbraucher treffen, etwa bei Sprit oder Heizöl.

So ist vor allem unklar, wie sich die größten Abnehmer iranischen Rohöls verhalten werden - in erster Linie China, die Europäische Union, Indien, Japan, Südkorea und die Türkei. Dass China den US-Sanktionen umfänglich folgt, gilt angesichts des Handelsstreits mit Trump als unwahrscheinlich. Die EU hat bereits angekündigt, an dem Abkommen mit Iran festzuhalten. Einige Fachleute halten daher die Auswirkungen der US-Sanktionen auf den Ölmarkt für eher gering.

Indes ist der Ölmarkt ohnehin angespannt, schon kleine Angebotsverknappungen können große Folgen haben. Grund ist auch eine Fördergrenze, die das Kartell Opec und Russland durchgesetzt haben. Daher halten es Fachleute für unwahrscheinlich, dass der Ölriese Saudi-Arabien - wie früher - Angebotsausfälle ausgleichen könnte. Gleichwohl erklärte das Land, zusammen mit anderen Opec-Staaten die Auswirkungen auf dem Ölmarkt gering zu halten.

Ferner ist das globale Rohölangebot knapp, weil die Förderung im Krisenland Venezuela, das im Besitz der größten Ölreserven der Welt sein soll, in den vergangenen Jahren dramatisch geschrumpft ist. Seit 2015 ist die Tagesproduktion um 40 Prozent abgestürzt, da in dem Land Investitionen in die maroden Förderanlagen fehlen. In Venezuela herrscht wegen einer desaströsen Wirtschaftslage Mangelwirtschaft.