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Getrieben vom Export-Boom
Robuster Jahresendspurt: Deutsche Wirtschaft hält Kurs

Die deutsche Wirtschaft bleibt auf kräftigem Wachstumskurs. Vor allem die starke Nachfrage nach «Made in Germany» schiebt Ende 2017 die Konjunktur an. Das schafft eine gute Basis für die nächsten Monate.

Wiesbaden (dpa) - Die deutsche Wirtschaft geht mit kräftigem Rückenwind ins laufende Jahr. Getrieben vor allem vom Export-Boom stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2017 um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte.

Das liefert eine gute Basis für die kommenden Monate, auch wenn sich das Wachstumstempo geringfügig abschwächte. Im dritten Vierteljahr hatte es noch ein Plus von 0,7 Prozent gegeben.

«Das dritte Quartal konnte zwar nicht übertroffen werden - das hat aber auch niemand erwartet, nachdem die Produktion wegen vieler Feier- und Brückentage im Oktober schwach in das vierte Quartal gestartet ist», erläuterte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. «Alles spricht für einen sehr guten Start ins Jahr 2018.» Die Auftragsbücher seien voll und die Stimmung der Unternehmen hervorragend.

Im Vorjahresvergleich legte das preisbereinigte BIP von Oktober bis Ende Dezember um 2,3 Prozent zu. Für das laufende Jahr hat die deutsche Wirtschaft nach Angaben der Statistiker bereits ein Plus von 1,0 Prozent sicher, selbst wenn sie in allen vier Quartalen nicht weiter wachsen sollte.

Im vergangenen Jahr hatte Europas größte Volkswirtschaft um 2,2 Prozent zugelegt, bestätigte die Wiesbadener Behörde vorläufige Daten. Es war das stärkste Plus seit sechs Jahren.

Getragen wurde das Wachstum zum Jahresende vor allem vom Außenhandel. Nach den vorläufigen Berechnungen legten die Exporte stark zu. Die kräftige Erholung der Weltwirtschaft sorgt für steigende Nachfrage nach Waren «Made in Germany». Deutschlands Exportunternehmen hatten 2017 das vierte Rekordjahr in Folge erzielt. Dazu trug auch der Aufschwung in der Eurozone bei. Dort wuchs die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat um 0,6 Prozent zum Vorquartal.

Deutschlands Unternehmen investierten zum Jahresende mehr in Maschinen und andere Ausrüstungen. Die Investitionen in Bauten sanken hingegen etwas.

Die Konsumausgaben der Verbraucher, die in der Vergangenheit die Konjunktur angetrieben hatten, lagen in etwa auf dem Niveau des Vorquartals. Nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens GfK dürfte die Kauflust der Menschen in Deutschland aber auch in diesem Jahr eine wichtige Konjunktur-Stütze bleiben.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig, Sparen wirft wegen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch etwas ab. «Die weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen geben den Verbrauchern die notwendige Planungssicherheit für ihre Anschaffungen», sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl jüngst.

Hinzu kommt die Aussicht auf steigende Löhne. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht davon aus, dass die Tariflöhne nach dem deutlichen Plus in der Metall- und Elektroindustrie in diesem Jahr in der Gesamtwirtschaft um knapp 3 Prozent und im kommenden Jahr um gut 3 Prozent zulegen werden.

Führende Ökonomen rechnen in diesem Jahr mit einer Fortsetzung des Konjunkturbooms. Die geschäftsführende Bundesregierung ging zuletzt von einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 2,4 Prozent aus. «Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer sehr guten Verfassung», sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) jüngst bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts.

Kratzer könnten nach Einschätzung von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski - neben einer scharfen Aufwertung des Euro im Vergleich zu anderen Währungen - politische Spannungen rund um den Globus und das Polit-Chaos in Berlin hinterlassen. «In diesen Tagen zeigt Deutschland zwei Gesichter: Das bekannte einer leistungsstarken Wirtschaft und das unbekannte einer fragilen Politik.»

DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben mahnte, stetiges Wachstum sei kein Naturgesetz. «Eine neue Bundesregierung muss daher die Gunst der Stunde nutzen, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern. Ansonsten droht der Investitionsaufschwung in Deutschland zum Strohfeuer zu werden.»