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Fall Serebrennikow
Staatsoper-Intendant Wieler gegen WM-Boykott

Jossi Wieler
Intendant Jossi Wieler setzt auf den Dialog. Foto: Bernd Weissbrod
Die Staatsoper Stuttgart protestiert seit Monaten gegen den Druck auf Künstler beim WM-Ausrichter Russland. Intendant Wieler mahnt: Auch das Schicksal des in Moskau unter Hausarrest stehenden Regisseurs Serebrennikow darf nicht vergessen werden.

Stuttgart (dpa) – Der Regisseur und Stuttgarter Opernintendant Jossi Wieler (66) sieht ungeachtet des Drucks auf Künstler in Russland keinen Grund für einen politischen Boykott der Fußball-WM.

Zugleich sprach er von einem Skandal, dass der russische Kultregisseur Kirill Serebrennikow weiter mit Sprechverbot im Hausarrest in Moskau sitzt – während Russland sich als WM-Ausrichter feiert. Wichtig sei aber ein Dialog, um Vertrauen aufzubauen und Dinge zu bewegen.

«Ein Boykott der WM würde diesen Dialog verunmöglichen», sagte Wieler der Deutschen Presse-Agentur. Zu einem Boykott hatte etwa die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms aufgerufen.

Die Staatsoper Stuttgart, mehrfach als «Opernhaus des Jahres» ausgezeichnet, hat zwei Inszenierungen Serebrennikows im Repertoire: «Salome» und «Hänsel und Gretel». Letztere konnte der 48-Jährige nicht vollenden, weil er wegen Untreuevorwürfen mit Freiheitsentzug leben muss. Der Hausarrest besteht vorerst weiter bis zum 19. Juli - nach dem Abpfiff bei der WM.

Die russische Justiz wirft Serebrennikow vor, staatliche Fördergelder veruntreut zu haben. Er bestreitet das. Die Staatsoper hatte immer wieder an das Schicksal des international gefeierten Künstlers erinnert - mit Protestaktionen, einer Ausstellung und einer Diskussionsrunde mit russischen Kulturschaffenden. Intendant Wieler kritisierte das Verfahren gegen Serebrennikow und seine Mitarbeiter als «zynisches Machtverhalten gegenüber frei denkenden, politisch unbequemen Künstlern».

Staatsoper Stuttgart zum Fall Serebrennikow