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Die Kraft der Verwandlung
Städel will neuen Blick auf Rubens werfen

Peter Paul Rubens
Peter Paul Rubens, Ecce Homo, um 1612. Foto: Frank Rumpenhorst
Peter Paul Rubens
Peter Paul Rubens, Der auferstandene und triumphierende Christus, um 1615. Foto: Frank Rumpenhorst
Peter Paul Rubens
Gegenüberstelllung: Die römische Statue der «Kauernden Venus» und das Rubens-Gemälde «Venus um Adonis trauernd». Foto: Frank Rumpenhorst
Peter Paul Rubens
«Augustinus zwischen Christus und Maria » von Peter Paul Rubens. Foto: Frank Rumpenhorst
Peter Paul Rubens gilt als der barocke Malerfürst schlechthin. Eine Ausstellung in Frankfurt untersucht nun seine Vorbilder - von der Antike bis zum Manierismus. Beim Konzept der Schau muss das Museum aus der Not eine Tugend machen.

Frankfurt/Main (dpa) - Sein Markenzeichen sind üppige Frauen und kraftvolle Männer, zugleich geht es auf seinen großformatigen farbenfrohen Bildern immer dramatisch zu. Peter Paul Rubens (1577-1640) steht wie kein anderer Maler für die europäische Barockkunst und ihre Fleischeslust.

Mit seiner Werkstatt im flämischen Antwerpen hat er im großen Stil den damaligen Kunstmarkt bedient und damit auch den Geschmack bestimmt.

Das Frankfurter Städel geht nun vom 8. Februar bis 21. Mai unter dem Titel «Rubens. Die Kraft der Verwandlung» in einer großen Ausstellung den Einflüssen nach, die den Maler prägten. Dazu gehören antike Vorbilder wie Skulpturen genauso wie die Größen der italienischen Renaissance, etwa Tizian oder Tintoretto. Sie lieferten Vorlagen für die Abbildung nackter Haut, bei denen sich Rubens mythologischer oder biblischer Sujets bediente.

Der Maler, der einer sehr reichen Patrizierfamilie entstammte und später sogar als Diplomat für die spanischen Habsburger tätig war, kam mit 23 Jahren nach Rom. Dort und in anderen Städten studierte er acht Jahre lang die italienische Kunst. Später kam er auch mit den auf visuelle Überwältigung setzenden Gemälden Caravaggios in Berührung.

In Italien hatte er auch eine antike Skulptur einer kauernden Venus gesehen, die ihn später zu Gemälden wie die frierende Liebesgöttin («Venus frigida») oder die um ihren toten Geliebten Adonis trauernde Venus motivierten.

Diesen Prozess der künstlerischen Aneignung will die Schau, die neben Gemälden auch viele Skulpturen und Zeichnungen zeigt, nachvollziehbar machen. Statt der x-ten konventionellen Rubens-Ausstellung möchte das Städel mit seiner Schau einen frischen Blick auf Rubens werfen.

Als Zeichner hat Rubens Werke der Vorläufer aus der italienischen Renaissance kopiert und dann in seinen Werken neu interpretiert. Zugleich dienten sie als Anleitung für die Ausbildung in seiner großen Werkstatt. Rubens studierte aber auch die spätere Malerei, Zeichenkunst und Druckgrafik nördlich der Alpen. Die Ausstellung setzt ihn in Zusammenhang zu dem in Frankfurt gebürtigen Barockmaler Adam Elsheimer oder dem niederländischen Manieristen Hendrick Goltzius.

Bei der Ausstellung hat das Museum aus der Not eine Tugend gemacht. Da man selbst praktisch kaum Rubens-Werke besitzt, hat Städel-Kurator Jochen Sander für sein Konzept das Kunsthistorische Museum Wien gewonnen. Die einstige Gemäldekammer der Habsburger - dort war die Ausstellung in den vergangenen Monaten bereits zu sehen - quillt über von Rubens-Werken, die an den europäischen Höfen sehr geschätzt waren.

Das Ausstellungskonzept scheint auch andere große Museen überzeugt zu haben. Wertvolle Leihgaben, die heute nur noch ungern auf Reisen geschickt werden, kommen aus der Eremitage oder dem Getty-Museum. Ein bisschen geht es den Ausstellungsmachern wohl auch darum, mit der Schau Rubens zu rehabilitieren. Dessen Image hat angesichts der Flut der Bilder, die seine Werkstatt einst produzierte, in den vergangenen Jahren gelitten.

Rubens-Ausstellung im Städel