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Strompreisbremse bringt Verwirrung
Stehen Stadtwerke vor Riesenaufwand?

Strom ist derzeit teuer, die Strompreisbremse soll helfen. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Strom ist derzeit teuer, die Strompreisbremse soll helfen. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim wird gerätselt, wie der Stromdeckel ausgestaltet werden muss – Österreich zeigt den einfachen Weg auf

Ludwigsburg. Die Situation an den Energiemärkten ist dramatisch. Während die Politik ein Hilfspaket nach dem anderen festzurrt, haben immer mehr Menschen Angst, ihre Strom- und Gasrechnung bald nicht mehr bezahlen zu können. Bei den Stadtwerken Ludwigsburg ist davon bisher zum Glück nichts zu sehen – noch nicht, muss man einschränkend womöglich sagen. Aktuell zumindest seien keine Auffälligkeiten zu beobachten, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, Christian Schneider. Bislang hätten die meisten Kunden noch bestehende Verträge mit Energiepreissicherung. Bei den vergleichsweise wenigen Kunden mit neuen Verträgen zu höheren Kosten zeige sich noch kein Anstieg bei den Zahlungsschwierigkeiten. Auch bei den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen ist bislang von gänzlich ausbleibenden Zahlungen im Zuge der erhöhten Abschläge nichts bekannt.

Umsetzung der Strompreisbremse unklar

Damit das so bleibt, hat die Bundesregierung unter anderem die sogenannte Strompreisbremse ins Spiel gebracht. Sie ist Teil des dritten Entlastungspakets und soll privaten Haushalten helfen. Die konkrete Umsetzung ist bislang aber völlig unklar, auch für die Stadtwerke. Es gebe mehrere mögliche Mechanismen, erläutert Schneider. Denkbar sei beispielsweise ein Modell mit Abschöpfung und anschließenden Rückflüssen wie bei der mittlerweile abgeschafften EEG-Umlage. Oder aber ein Vorgehen analog zum österreichischen Modell, das Rabatte vorsieht, die den Energieversorgern vom Staat rückerstattet werden. Es sei sehr verwirrend, was da gerade laufe, sagt Schneider, aber man stelle sich so gut wie möglich darauf ein: „Dass da was kommt, wissen wir, aber was genau, da sind wir selbst gespannt.“

Und wie schnell könnte die Strompreisbremse aus Sicht der Stadtwerke in der Realität umgesetzt werden? Zum 1. Oktober sei das fast nicht zu schaffen, urteilt Schneider. Die Systeme im Hintergrund müssten entsprechend ertüchtigt werden, das sei ein Riesenaufwand. Er könne sich nicht vorstellen, dass das innerhalb von zwei Wochen machbar sei, einen Monat brauche man wohl schon. Letztlich sei das aber abhängig vom Modell, auf das sich die Politik einige. Werde ein Vorgehen gewählt, das mit Abflüssen, Zuflüssen und Bezuschussungen arbeite, wären die Programmierer im Hintergrund deutlich stärker gefordert als beim Rabattmodell, das in Österreich zur Anwendung kommt. Bei dieser Version werde für jeden Privatkunden der gleiche Rabatt hinterlegt, das sei im System leichter umzusetzen, so Schneider. Auch bei den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen stellt man sich darauf ein, dass die Umsetzung personelle und IT-Ressourcen binden wird.

Auch Preisgarantie schützt nicht vollständig

Der Gesetzgeber hat es somit auch selbst in der Hand, wie schnell die Strompreisbremse kommt – und wie schnell die Haushalte ein Stück weit von den hohen Stromkosten entlastet werden. Und wie sieht es in Sachen Gas aus? Für die laufenden Verträge mit Energiepreissicherung habe man die entsprechenden Mengen Gas eingekauft, erklärt der Geschäftsführer. Anders sieht es bei Vertragsverlängerungen oder Neukunden aus. In diesem Fall werde das Gas an der Börse beschafft, erklärt Schneider. Das führe dann natürlich zu Preiserhöhungen.

Auch Kunden mit Preisgarantie sind im Übrigen nicht vollständig vor Preisanhebungen geschützt: Würde ein Großhändler ausfallen, müssten die Stadtwerke das benötigte Gas zu entsprechend höheren Kosten am Markt aufkaufen. Seit Mai haben die Versorger die gesetzliche Möglichkeit, solche Extrakosten unter bestimmten Voraussetzungen innerhalb einer Woche weiterzugeben, sprich die Preise heraufzusetzen. Das sei bislang aber nicht der Fall, beruhigt Schneider.

2022 bislang Gewinn in Sicht

Und wie sind die Stadtwerke selbst finanziell aufgestellt? Fürs laufende Jahr sei man im Plan, erklärt Schneider. Was man sich vorgenommen habe, habe man erreicht – und würde demzufolge auch 2022 Gewinn erzielen.

Allerdings schränkt Schneider ein, das Jahr habe noch mehr als drei Monate, es gebe noch eine Menge Unwägbarkeiten. Würden etwa gleich mehrere große Lieferanten in die Knie gehen, müssten womöglich auch die Stadtwerke Ludwigsburg bei ihren Banken oder Gesellschaftern anklopfen. In diesem Fall wären aber „900 andere Stadtwerke genauso betroffen“.