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Weg aus der Krise?
Thyssenkrupp plant Aufspaltung in zwei Unternehmen

Seit Monaten fordern Aktionäre bei Thyssenkrupp einen tiefgreifenden Umbau. Nun legt der Konzern ein Konzept vor - eine Aufspaltung steht bevor. Zusätzlichen Personalabbau soll es dadurch jedoch nicht geben. Die Großaktionäre signalisieren Zustimmung.

Essen (dpa) - Nach knapp drei Monaten im Amt will Thyssenkrupp-Interimschef Guido Kerkhoff den Konzern jetzt mit einem grundlegenden Umbau aus der Krise holen. Geplant sei die Aufspaltung in zwei selbstständige Unternehmen, kündigte Kerkhoff in Essen an.

Beide Unternehmen sollen ihren Sitz in Essen haben und an der Börse notiert sein. Einen zusätzlichen Personalabbau über die bereits bekannten Kürzungen in der Verwaltung hinaus werde es nicht geben, versicherte Kerkhoff. Der Vorstand werde dem Aufsichtsrat das entsprechende Konzept auf einer Sitzung am Sonntag vorschlagen.

Auf der einen Seite soll die «Thyssenkrupp Materials AG» unter anderem den 50-Prozent-Anteil aus dem fusionierten Stahlgeschäft mit dem indischen Partner Tata enthalten. Hinzu kommen der Handel mit Werkstoffen sowie der Marineschiffbau. Im zweiten Unternehmen «Thyssenkrupp Industrials AG» soll etwa das Geschäft mit Aufzügen oder Zulieferungen für die Autoindustrie gebündelt werden.

«Wir haben uns entschieden, Thyssenkrupp neu zu sortieren», sagte Kerkhoff. Dabei seien unterschiedliche Möglichkeiten diskutiert worden. «Es gibt nicht nur ein «weiter so» und Zerschlagung, sondern auch Alternativen», sagte er. Durch die Neuaufteilung könnten die Geschäfte des Konzerns von deutlich verbesserten Entwicklungsperspektiven profitieren. Die Anleger an der Börse feierten den Vorschlag als überfälligen Befreiungsschlag. Die Aktie lag zum Handelsschluss über zehn Prozent im Plus.

Kerkhoff zeigte sich überzeugt, dass der Plan des Vorstands am kommenden Sonntag die Zustimmung des Aufsichtsrats finden wird. Endgültig entscheiden werde aber eine Hauptversammlung, die in zwölf bis 18 Monaten stattfinden könne.

Die Krupp-Stiftung als wichtigste Aktionärin des Konzerns signalisierte unterdessen Zustimmung zu einer möglichen Lösung, die neben der nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns auch die Sicherung der Arbeitsplätze gewährleiste.

«Cevian Capital unterstützt die Entscheidung von ThyssenKrupp voll und ganz», hieß es beim zweiten Thyssenkrupp-Großaktionär. Die Entscheidung sei ein wichtiger Schritt, um den langjährigen Problemen des Unternehmens entgegenzuwirken.

Kerkhoff hatte den Posten des Vorstandschefs Anfang Juli nach dem überraschenden Abgang von Konzernchef Heinrich Hiesinger zunächst übergangsweise übernommen. Dabei ließ er am Donnerstag offen, ob er das Amt auch auf Dauer ausüben will.

Die überraschenden Abgänge von Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner hatten den Konzern im Sommer in eine tiefe Krise gestürzt. Trotz intensiver Suche konnten bislang noch keine Nachfolger für die beiden Manager präsentiert werden.

Noch immer machen Thyssenkrupp die Folgen einer milliardenteuren Fehlinvestition zu schaffen. Wegen der anhaltenden Schwäche im Anlagen- und Schiffsbau sowie Problemen bei Großprojekten hatte der Konzern Anfang August seine Prognose senken müssen. Als Sorgenkind gilt nicht nur die schwächelnde Sparte für Anlagenbau, die vor einer weiteren Umstrukturierung steht. Auch die kurz vor seinem Abgang von Hiesinger eingefädelte Stahlfusion mit Tata ist noch nicht vollzogen.

Zuletzt hatten Aktionäre wie Cevian oder der US-Fonds Elliott Druck auf das Management ausgeübt. Sie forderten einen schnelleren und radikalen Umbau des Konzerns. Beide zurückgetretenen Manager hatten auf Differenzen im Aktionärskreis hingewiesen. Eine Schlüsselrolle kommt bei der Suche nach einer neuen Strategie zudem der Krupp-Stiftung als größtem Einzelaktionär zu.