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Konzert in Berlin
U2 zum Europatour-Auftakt sehr politisch

Frontsänger Bono
Das Konzert in Berlin war sehr politisch. In der Berliner Mercedes-Benz-Arena begrüßte Bono die Zuschauer mit «Berlin, ich liebe dich!». Foto: Britta Pedersen
U2 war schon immer eine politische Band, wie sehr konnte man beim jüngsten Konzert in Berlin wieder sehen. Zum Start ihrer Europatour ließen die irischen Rocker kein Thema aus - auch zu den rechten Ausschreitungen in Chemnitz fand Sänger Bono klare Worte.

Berlin (dpa) - Auf der riesigen Leinwand in der Mitte der Berliner Mercedes-Benz-Arena laufen Bilder von zerbombten Städten, Charly Chaplins Stimme kreischt aus den Lautsprechern, der Schriftzug «#metoo» mischt sich mit einem Bild von Edward Snowden.

Plötzlich trommelt Schlagzeuger Larry Mullen los, das Gitarrenriff von «Lights of Home» erklingt, und langsam sind Bono und Co. durch den meterhohen LED-Screen zu sehen. U2 war schon immer eine politische Band, bei ihrem jüngsten Konzert am Freitagabend in der Hauptstadt ließen sie tatsächlich kein Thema aus - selbst die rechten Krawalle von Chemnitz wurden auf der Bühne verhandelt.

«Berlin, ich liebe dich!», grüßt Frontmann Bono (58) auf Deutsch die rund 14 500 Fans in der ausverkauften Arena. Kaum einer auf den Rängen ist sitzengeblieben. Das Publikum ist bunt gemischt von Fans der ersten Stunde bis hin zu Kindern, die mit ihren Vätern gekommen sind. Mit «I Will Follow» folgt der nächste Hit. Das Quartett hat sich inzwischen aus dem Inneren der Leinwand auf die Hauptbühne begeben. Sänger Bono mit seinen blauen Brillengläsern heizt ein.

Zu «Iris (Hold Me Close)» und «Cedarwood Road» besingt die Band ihre Vergangenheit. 2018 feiern U2 ihren 40. Namenstag. 1976 als «Feedback» gegründet, tauften sie sich zwei Jahre später in «U2» um. Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Bonos früh gestorbener Mutter sind zu sehen. Die Stimmung ist emotional, viele Fans schließen die Augen.

Wie Soldaten aufgereiht stehen die vier Stars da, als sie schließlich zu ihrem Welthit «Sunday Bloody Sunday» ansetzen. Die Bühne erstrahlt in den Farben Irlands Grün, Weiß und Orange. Bono spricht immer wieder zum Publikum. «All die Feuerwehrleute, Lehrer und Krankenschwestern, das sind die wahren Stars», ruft er. Die Leuten klatschen laut Beifall.

Als Satan maskiert thematisiert der Sänger schließlich das Böse und schlägt den Bogen zu Donald Trump und der AfD. Der Teufel verrichte seine Arbeit am besten, wenn keiner an ihn glaube, krächzt der Sänger.

Auf einmal erscheint «#wirsindmehr» auf dem Bildschirm. Die Menge applaudiert. Auch die irischen Rockstars haben die rechten Gewaltausbrüche in Chemnitz verfolgt. «Solche Leute gehören nicht zu Europa und diesem Land», ruft Bono. Ein Fan ist nicht so begeistert. Ron ist mit seinem Sohn von Chemnitz nach Berlin gereist und findet es nicht gut, dass seine Stadt in den Fokus gerückt wird: «Das kann man schon machen, aber ich finde, es reicht jetzt langsam.»

Am Ende geht es auch noch um die EU: Zu «Get Out of Your Own Way» wird eine Europafahne so groß wie die gesamte Bühne hinter der Band gehisst - natürlich eine Anspielung auf die rechten Strömungen in viele europäischen Ländern.

Eine Rockband sei dann gut, wenn sie die Grenzen des sogenannten guten Geschmacks ausreize, wenn sie schockiere und wenn sie überrasche, schreibt die Band auf ihrer Webseite recht selbstsicher. Wirklich provokant ist ihr Auftritt allerdings nicht - schockierend wäre für die Band, die sich schon lange politisch engagiert, wohl nur, wenn sie sich mal nicht zum Tagesgeschehen äußern würde.

Mit dem Konzert in der Hauptstadt startet ihre Europatour «eXPERIENCE + iNNOCENCE». Anfang September spielt die Band in Köln, Anfang Oktober in Hamburg. In ihrer Heimat Dublin wird die Europatour im November zu Ende gehen.

Ankündigung auf Homepage der Band