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2,3 Milliarden Euro
Üppiger Bonustopf trotz roter Zahlen bei Deutscher Bank

Die Bilanz der Deutschen Bank für 2017 fällt schlechter aus, als es Anfang Februar aussah. Bei den Boni für die Mitarbeiter will der Konzern dennoch nicht sparen. Das freut vor allem eine kleine Gruppe.

Frankfurt/Main (dpa) - Der Jahresverlust der Deutschen Bank für 2017 ist noch größer als zunächst angenommen - dennoch stockt Deutschlands größtes Geldhaus die Boni für seine Mitarbeiter kräftig auf.

Der Bonustopf ist mit rund 2,3 Milliarden Euro gefüllt, wie der Frankfurter Dax-Konzern mitteilte. Der Vorstand hingegen hatte bereits am Wochenende öffentlich gemacht, dass er für das vergangene Jahr erneut auf variable Vergütungsbestandteile verzichtet.

Nach den nun vorliegenden testierten Zahlen rutschte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr tiefer in die roten Zahlen als zunächst angenommen. 735 Millionen Euro Verlust stehen nun für 2017 in der Bilanz. Anfang Februar hatte die Deutsche Bank anhand vorläufiger Zahlen von 497 Millionen Verlust für das vergangene Jahr berichtet. Hauptgrund für die Abweichung sei ein einmaliger Buchungseffekt bei Steueransprüchen in Großbritannien, erklärte das Geldhaus.

Vor Steuern erzielte das Institut 2017 erstmals seit drei Jahren ein positives Ergebnis - doch schon eine einmalige Milliardenbelastung infolge der kurz vor Weihnachten verkündeten US-Steuerreform brockte der Deutschen Bank das dritte Verlustjahr in Folge ein. 2015 hatte die Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Milliarden Euro verbucht, 2016 lag das Minus bei knapp 1,4 Milliarden Euro.

Konzernchef John Cryan will die Bank im laufenden Jahr zurück in die Gewinnzone führen: «Wir bekräftigen unser Ziel, für das Jahr 2018 wieder einen Nettogewinn und eine wettbewerbsfähige Ausschüttung zu erreichen. Wir haben inzwischen die Grundlage dafür geschaffen, das Potenzial unserer Bank wieder auszuschöpfen.» Für 2017 sollen die Aktionäre eine Dividende von elf Cent je Aktie erhalten.

Der Vorstand - der aktuell mit zehn Männern und zwei Frauen besetzt ist - erhält für 2017 insgesamt 29,2 Millionen Euro Vergütung. Ein Jahr zuvor wurde der Vorstand mit rund 25,9 Millionen Euro entlohnt. Cryan erhielt für das vergangene Jahr 3,4 Millionen Euro Gehalt und damit weniger als im Vorjahr (3,8 Mio Euro).

Dass die Bonussumme für die Mitarbeiter nach 546 Millionen Euro 2016 nun mehr als vervierfacht wird, hatte Personalvorstand Karl von Rohr am Sonntag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt verteidigt: «Wir hatten unseren Mitarbeitern versichert, dass wir zum regulären Vergütungssystem zurückkehren wollen.

Es wäre nicht angemessen, den Mitarbeitern jetzt zu sagen, das wird nun nichts, weil kurz vor Weihnachten in den Vereinigten Staaten eine Steuerreform verkündet wurde», sagte von Rohr. «Was immer ein bisschen in Vergessenheit gerät ist, dass wir unsere Bank seit drei Jahren aufräumen und grundsätzlich neu ausrichten. Wir sind mitten in einem Mehrjahresprogramm und haben schon eine Menge erreicht.»

Vor allem die gut 17 200 Investmentbanker unter den 97 535 Vollzeitkräften sollen sich für wieder steigende Boni eingesetzt haben. Sie kassieren den Großteil davon - auch wenn 43 Prozent der Boni erst in den kommenden Jahren abhängig vom Geschäftserfolg der Bank ausgezahlt werden. 705 Mitarbeiter der Bank erhielten für das Jahr 2017 eine Gesamtvergütung von mehr als einer Million Euro, 50 davon erhielten inklusive Boni sogar mehr als Konzernchef Cryan.

Der im Sommer 2015 als Sanierer angetretene Brite hatte jedoch schon zur Bilanzvorlage klargestellt, üppige Boni seien beim deutschen Branchenprimus kein Automatismus. «Die diesjährige variable Vergütung ist eine einmalige Investition, um der neuen Führung unserer Unternehmens- und Investmentbank die Chance zu geben, unsere Marktposition zu sichern und auf ausgewählten Geschäftsfeldern auszubauen», sagte Cryan Anfang Februar.