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Entscheidung über Investition
Volkswagen bringt die Stromer in Fahrt - mit 44 Milliarden

Der Diesel-Skandal hat Volkswagen Milliarden gekostet - gleichzeitig steht in der Branche alles auf dem Prüfstand und das Auto wird elektrisch. All das wird teuer. VW macht jetzt klar, wie entschlossen der Autogigant seine Elektropläne vorantreibt.

Wolfsburg (dpa) - Volkswagen setzt noch entschlossener auf E-Autos als bisher: Der Autobauer stockt seine Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren auf knapp 44 Milliarden Euro auf.

Dies entspreche rund einem Drittel der Gesamtausgaben im Planungszeitraum 2019 bis 2023, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch am Freitag in Wolfsburg nach Beratungen der VW-Kontrolleure. Für die bislang letzte Fünf-Jahres-Periode hatte die Summe noch 34 Milliarden Euro betragen.

«Wir machen Tempo bei den Zukunftstechnologien und beim notwendigen Umbau unserer Werke», betonte Konzernchef Herbert Diess. 30 der 44 Milliarden Euro für Zukunftstechnologien seien für die Elektromobilität bestimmt. Die Abgas-Affäre und die Krise des Dieselmotors machen Investitionen für VW allerdings zu einem Kraftakt. Allein die Beilegung der Abgasaffäre hat den Konzern bisher gut 27 Milliarden Euro gekostet.

Diess räumte zudem ein, dass die Ertragskraft im Automobilgeschäft mit dem Wandel vom Verbrennungsmotor zum E-Auto zunächst abnehme. Jüngst hatte der Konzernchef davor gewarnt, dass die E-Strategie teurer werden könnte als geplant. Man habe sich das Ziel gesetzt, das Innovationstempo zu erhöhen, sagte Diess. Geprüft werde auch die Beteiligung an einer Batteriezellfertigung. Diese Prüfung sei jetzt «sehr viel konkreter».

In der im Sommer bekanntgewordenen geplanten Partnerschaft mit Ford bei den leichten Nutzfahrzeugen sieht Diess etwa eine Chance, den Pickup Amarok «profitabel» fortzuführen. Weitere Kooperationsfelder seien identifiziert. Zum Jahresende wolle man den «Kern der Partnerschaft in trockene Tücher» bekommen. Eine Kapitalbeteiligung oder komplette Fusion sei «nie Ziel der Gespräche» gewesen.

Ab Ende 2019 will VW die Produktion von E-Autos hochfahren - dann rollt das erste rein elektrische Modell der ID-Familie in Zwickau vom Band. Bis 2025 wollen die Marken des Autobauers zunächst 50 neue vollelektrische Modelle an den Start bringen.

Künftig sollen auch an den beiden VW-Standorten Hannover und Emden E-Autos gebaut werden. Der bisher in Emden gefertigte Passat wird dann nach Tschechien zu Skoda verlagert. Auch will VW einen E-Kleinwagen für unter 20.000 Euro auf den Markt bringen, der neben Limousinen mehrerer Marken in Emden gefertigt werden soll.

In Hannover soll der elektrische Kleinbus ID Buzz entstehen, aber auch der «Bulli» wird weiter dort gebaut. Zusätzlich soll dort laut Konzernbetriebsrat ein großes Elektrofahrzeug vom Band rollen. Die Investitionen an dem Standort liegen demnach bei über 1,5 Milliarden Euro, in Emden sollen es mehr als eine Milliarde Euro sein, in Wolfsburg 2,7 Milliarden Euro.

Diess erklärte, es werde an den beiden deutschen Standorten in Emden und Hannover keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Zuvor war bekanntgeworden, dass eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2028 vereinbart wurde, um die Umstellung für die rund 9000 Mitarbeiter in Emden und die etwa 14.000 Beschäftigten in Hannover abzufedern. Gleichzeitig soll die Mitarbeiterzahl dort nach und nach sinken. Allein in Hannover sollen in den kommenden zehn Jahren 300 bis 400 Stellen jährlich über Altersteilzeit abgebaut werden.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärte, es sei richtig, dass VW «entschlossen die Elektrifizierung des Antriebs angeht». Der Wandel werde aber von den Beschäftigten «nur dann positiv begleitet, wenn dabei niemand auf der Strecke bleibt». Dennoch werde es zum Abbau von Beschäftigung kommen.

Auch auf seinem wichtigsten Einzelmarkt China will Volkswagen die E-Mobilität voranbringen - allein 2019 sollten mehr als vier Milliarden Euro in E-Autos und Digitalisierung fließen. Bis 2020 seien 30 neue Elektroautos geplant. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Konzernchef Diess ab Januar 2019 im Vorstand auch die Verantwortung für das China-Geschäft übernehmen soll. Dann tritt der bisherige China-Chef Jochem Heizmann in den Ruhestand.

Ministerpräsident Weil betonte, in den kommenden fünf Jahren seien allein in Niedersachsen Investitionen von 15 Milliarden Euro vorgesehen. Das Ergebnis der Planungsrunde sei für das Land «von allergrößter Bedeutung». Er begrüßte die Standortvereinbarungen für Emden und Hannover «ausdrücklich».