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1,1 Millionen Wohnungen fehlen
Wohnungsbranche: Neuer Wohnraum muss auf dem Land entstehen

Wohnhäuser auf dem Land
Der wachsende Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum ist nach Einschätzung des Branchenverbands GdW nur auf dem Land zu befriedigen. Foto: Patrick Pleul
Die Mieten explodieren, viele haben Probleme, eine Wohnung zu finden. Das gilt besonders für die Großstädte. Doch für die Bleibe auf dem Land braucht es auch die richtigen Bedingungen, meint der Branchenverband GdW.

Berlin (dpa) - Der wachsende Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist nach Einschätzung des Branchenverbands GdW nur auf dem Land zu befriedigen.

«Wir dürfen den Menschen nicht vorgaukeln, dass wir es schaffen, in absehbarer Zeit in den Städten den nötigen Wohnraum zu schaffen», sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko am Mittwoch in Berlin. «Es gibt zu wenig Fläche, um all die Wünsche, die theoretisch da sind, zu befriedigen.»

Gefragt sei eine Anbindung des Umlands größerer Städte, sagte Gedaschko. Dazu müssten der öffentliche Nahverkehr gestärkt und Straßen gebaut werden. Auch schnelles Internet, elektronische Gesundheitsdienstleistungen und Behördenangebote müssten ausgebaut werden.

Die meisten Menschen würden zudem sehr gerne auf dem Land leben, sagte Gedaschko, der auf eine Untersuchung der Bundesstiftung Baukultur aus dem Jahr 2015 verwies. Wenn Geld keine Rolle spielte, würden demnach 45 Prozent der Befragten am liebsten in einer Landgemeinde leben, gefolgt von 33 Prozent, die eine Mittel- oder Kleinstadt bevorzugten. Nur 21 Prozent zieht es demnach in die Großstadt - hier wollen vor allem die 18 bis 29-Jährigen leben.

In Deutschland fehlen nach GdW-Angaben 1,1 Millionen Wohnungen, die im Zeitraum 2009 bis 2017 zu wenig gebaut wurden. Das liege neben dem Drang in die Stadt auch an Zuwanderung und einer wachsenden Bevölkerung. Insbesondere in größeren Städten entstünden nur zwei Drittel des nötigen Wohnungsneubaus.

Teil des Problems sei der jahrelange Rückgang gebundener Wohnungen, bei denen es Vorgaben entweder zu Preis oder Belegung gibt, sagte Gedaschko. Der Bestand lag laut GdW 2017 nur noch bei rund 758 000, ein Rückgang um mehr als 1,1 Millionen seit 2002. «Der Neubau an Sozialwohnungen gleicht nicht das aus, was hier wegfällt», so Gedaschko. Deshalb sei wichtig, dass die neue Bundesregierung den sozialen Wohnungsbau mitfinanzieren wolle.

Grund für die steigenden Baukosten für Wohnungen sei nicht etwa Spekulation. «Für unsere Unternehmen kann ich sagen: Definitiv keine Spekulation», sagte Gedaschko. Die Bauindustrie ist laut GdW aktuell stärker ausgelastet als selbst in den Boomzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, das treibe die Preise in die Höhe. Während sich beim gehobenen Segment die Planungs- und Bauzeit eines Mehrfamilienhauses von 28 Monaten 2015 um vier Monate verlängerte, stieg sie beim bezahlbaren Wohnraum von 29 auf 48 Monate. «Teuer kann jeder», merkte Gedaschko an.

Gedaschko forderte unter anderem, dass bei der Vergabe von Grundstücken durch die öffentliche Hand nicht einfach der Höchstbietende den Zuschlag erhalten solle. Vielmehr müsse hier auch die Höhe der späteren Miete eine Rolle spielen. Der GdW ist nach eigenen Angaben der größte deutsche Branchendachverband mit rund 3000 Mitgliedsunternehmen.

GdW-Mitteilung