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Expertenrunde
Was tun, wenn die Schulter schmerzt?

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Die Häufigkeit chronischer Schulterschmerzen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Fast jeder zehnte Deutsche leidet laut Statistik darunter. Die Messe „gesund & aktiv“ greift das Thema am Samstag, 7. Februar, von 12 Uhr an im Silchersaal des Forums am Schlosspark auf Renommierte Experten schildern ihre Sichtweise und stehen den Fragen der Messebesucher Rede und Antwort.

Ludwigsburg. Schulterschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden der Deutschen. Bei der Messe „gesund & aktiv“ der Ludwigsburger Kreiszeitung und des Gesundheitszentrums Ludwigsburg, die am Samstag, 7., und Sonntag, 8. Februar 2015, im Forum am Schlosspark stattfindet, können sich die Besucher mit Experten über dieses Schwerpunktthema austauschen.

„Die häufigste Erkrankung der Schulter sind Verschleißerscheinungen der das Gelenk umgebenden Sehnen. Das betrifft insbesondere diejenigen, die für Abspreizung und Rotation des Armes verantwortlich sind, die sogenannte Rotatorenmanschette. An akuten Verletzungen sieht man vor allem Auskugelungen des Gelenkes sowie Knochenbrüche des Oberarmkopfes und des Schlüsselbeines“, erläutert Dr. Thomas Ambacher, Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Sportmedizin in Pforzheim.

„Durch die Fortschritte in der Schulterarthroskopie in den letzten 20 Jahren und durch intensive Forschungsarbeit konnten die Erkenntnisse über Schultererkrankungen enorm erweitert werden. So können viele Erkrankungen des Schultergelenkes durch konservative und operative Maßnahmen erfolgreich behandelt werden, die in der Vergangenheit unbekannt waren oder nicht diagnostiziert wurden“, erklärt der Markgröninger Schulterspezialist Dr. Steffen Jehmlich.

Bei einer Gesprächsrunde am Samstag, 7. Februar, treten die beiden Mediziner sowie der Ludwigsburger Gesundheitsexperte Till Theisges von 12 Uhr an in Dialog mit dem Publikum. Gerne beantworten die Fachleute Fragen und gehen auf individuelle Fälle ein. Zudem bieten sie Informationen zu den gängigsten Schultererkrankungen.

Kalkschulter: Bei der Kalkschulter bildet sich im Sehnenmantel, der den Oberarmkopf umgibt, ein Kalkdepot. Die Krankheit verläuft in drei Stadien. Im ersten wird ein Kalkdepot gebildet. Im zweiten kommt es zu einer Ruhephase, die in ein drittes Stadium, die Auflösungsphase münden kann. Schmerzen treten dann vor allem bei Überkopfbewegungen und nachts beim Liegen auf der betroffenen Seite auf. Im Rahmen einer Spontanheilung entleert sich das Kalkdepot in den Schleimbeutel. Hierbei treten starke Schmerzen auf, die bis zur Bewegungsunfähigkeit des Armes führen können. Im akuten Stadium wird mit entzündungshemmenden Medikamenten und physikalischen Anwendungen behandelt. Bei chronischen Schmerzen ohne Auflösung des Kalkdepots ist die arthroskopische Entfernung des Kalkherdes ratsam.

Impingement-Syndrom: Unter dem „klassischen Outlet-Impingement“ versteht man einen Zustand der Enge zwischen dem Schulterdach und dem Oberarmkopf, welcher durch die Form des Schulterdaches und eine Spornbildung bedingt ist. In diesem Raum verlaufen die Sehnen der Rotatorenmanschette, die den Oberarmkopf im Gelenk zentrieren. Schmerzen bei Bewegungen des Armes über die Horizontale und nachts stellen die Hauptsymptome dar. Weiterhin wird häufig eine Kraftminderung beschrieben. Durch Krankengymnastik und entzündungshemmende Medikamente kann in frühen Stadien oft Schmerzfreiheit erreicht werden. Bei anhaltenden Beschwerden wird der überstehende Sporn arthroskopisch abgefräst.

Schultereckgelenkarthrose: Mit zunehmendem Alter treten Verschleißerscheinungen im Schultereckgelenk auf. Hierbei kommt es zur Aufhebung des Gelenkspaltes zwischen Schlüsselbein und Schulterdach. Betroffen sind besonders Menschen mit kraftbetonten Überkopfarbeiten. Häufig bestehen Nachtschmerzen sowie Schmerzen bei bestimmten Armstellungen, die in Richtung Nacken und Schulterblatt ausstrahlen können. Ein Druckschmerz direkt über dem Gelenk ist typisch. Führen krankengymnastische Übungsbehandlungen, physikalische Maßnahmen und Injektionen nicht zum Erfolg, kann eine operative Versorgung nötig werden. Hierbei werden arthroskopisch oder über einen kleinen Hautschnitt Teile des veränderten Schlüsselbeines entfernt.

Schultereckgelenksprengung: Verletzungen des Schultereckgelenkes treten meist infolge eines direkten Sturzes auf die Schulter auf. Hierbei kommt es abhängig vom Ausmaß der Verletzung der beteiligten Bandstrukturen zu einer zunehmenden Instabilität im Schultereckgelenk. Die meisten Schultereckgelenkssprengungen können ohne Operation therapiert werden. Bei höhergradigen Verletzungen kann das Gelenk mit einer speziellen Hakenplatte stabilisiert werden. Sie wird über einen kleinen Hautschnitt eingebracht.

Traumatische Schulterinstabilität: Es werden verschiedene Formen der Schulterinstabilität unterschieden. Die vordere untere Instabilität nach einer Verrenkung oder Auskugelung ist die mit Abstand häufigste Form. Bei der Therapie wird unter Schmerzausschaltung schonend der Kopf in die Gelenkpfanne zurückgeführt. Anschließend wird das Gelenk ruhiggestellt und später mit krankengymnastischen Übungen stabilisiert. Führt das nicht zum Erfolg, ist eine Operation in Erwägung zu ziehen. Möglich ist eine arthroskopische Stabilisation. Dabei wird die abgerissene Gelenklippe wieder an die Gelenkpfanne angenäht und der überdehnte Kapselbandapparat auf seine ursprüngliche Länge zurückgeführt.

Eine sogenannte Operation nach Latarjet wird dann durchgeführt, wenn bei der Verrenkung ein erheblicher knöcherner Pfannenrandschaden eingetreten ist. Dabei muss die Gelenkpfanne wieder durch Knochen aufgebaut werden. Dies führt zu einer außerordentlich hohen Stabilität nach Einheilung des Knochens.

Bizepssehnenerkrankungen: Die Bizepssehne kann an verschiedenen Stellen ihres Verlaufes geschädigt sein, dementsprechend unterschiedlich sind auch die Therapieformen. Kommt es zu einem Riss der langen Bizepssehne, tritt meist ein einschießender Schmerz mit Bluterguss und Verformung des Bizepssehnenbauches auf. Die Schmerzen lassen in der Regel schnell nach, der Funktionsverlust ist gering und eine weitere Therapie ist meist nicht notwendig. Ist hingegen die lange Bizepssehne direkt an ihrem Ursprung geschädigt (SLAP-Läsion) treten meist chronische belastungsabhängige Schmerzen im Schultergelenk auf. Wurf- und Überkopfbewegungen sind schmerzhaft.

Durch einen operativen Eingriff mit Wiederanbringen der Bizepssehne kann die Schädigung zur Ausheilung gebracht werden. Hierbei wird die Bizepssehne mit der dazugehörigen Gelenklippe mit Fadenankern fixiert. Ist die Bizepssehne jedoch bereits erheblich geschädigt, wird die Bizepssehne entweder durchtrennt (Tenotomie) oder aus dem Gelenk verlagert (Tenodese). Ist die Bizepssehne an ihrem Ansatz, an der Speiche, abgerissen, wird meist eine Operation notwendig.

Schultersteife: Bei der Schultersteife (Frozen shoulder) handelt es sich um einen entzündlichen Prozess der Schultergelenkskapsel, welcher mit einer Verdickung der Kapsel und Verminderung des Kapselvolumens einhergeht. Unfälle und Operationen am Schultergelenk können Auslöser einer Schultersteife sein. Daneben werden bei Diabetikern und Schilddrüsenpatienten vermehrt Schultersteifen beobachtet. In der Mehrzahl der Fälle ist die Ursache jedoch unbekannt. Der spontane Verlauf der Erkrankung variiert zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Die Einschränkung der Beweglichkeit des betroffenen Schultergelenkes sowie der Nachtschmerz kennzeichnen die Erkrankung.

Nach konservativer Therapie mit Krankengymnastik, Eistherapie und in ausgewählten Fällen mit einer Kortisontherapie wird bei fortbestehenden Beschwerden und erheblich eingeschränkter Lebensqualität die arthroskopische Spaltung der Kapsel zur Wiederherstellung der Beweglichkeit. Im Gegensatz zur Mobilisation des Schultergelenkes in Narkose, bei welcher die Kapsel an ihrer schwächsten Stelle zerrissen wird, wird die Spaltung der Kapsel arthroskopisch durchgeführt.

Rotatorenmanschettenruptur: Vier Sehnen, die sogenannte Rotatorenmanschette, umschließen und führen den Oberarmkopf. Sehnenrisse kommen mit zunehmendem Alter aufgrund von Verschleiß gehäuft vor. Während unter 50 Jahren ein Sehnenriss eher selten vorkommt, ist in der Altersgruppe über 70 Jahre bereits jeder Dritte betroffen. Meist sind alltägliche Bewegungen oder kleinere Unfälle ausreichend, um eine vorgeschädigte Sehne zum Reißen zu bringen. Kurz nach dem Durchreißen kommt es zu einem einschießenden Schmerz kombiniert mit Bewegungsunfähigkeit. Nach der akuten Phase ist der Patient meist durch belastungsabhängige Schmerzen bei Überkopf- und abspreizenden Bewegungen geplagt. Kraftverlust und Nachtschmerz beim Liegen auf der Schulter sind weitere Symptome.

Die Therapie ist individuell. Jüngere Patienten mit hohem Anspruch an die Beweglichkeit des Gelenks und guter Sehnenqualität werden in der Regel operativ behandelt. Zur Verfügung stehen die arthroskopische Sehnennaht und in seltenen Fällen bei erheblicher Vorschädigung Sehnentransfers. Ältere Patienten mit fortgeschrittener Degeneration und geringerem Anspruch an ihre Beweglichkeit werden zunächst konservativ behandelt. In der Akutphase werden zur Schmerzreduktion entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente, Eisanwendungen und krankengymnastische Übungen eingesetzt. Sollte dies nicht zum Erfolg führen, ist eine Operation in Erwägung zu ziehen. (red/OKM)

Info: Im Silchersaal des Ludwigsburger Forums findet am Samstag, 7. Februar, von 12 Uhr an eine Expertenrunde statt. Mediziner und Gesundheitsfachleute sprechen über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Schulterbeschwerden. Die Besucher der Messe „gesund & aktiv“ sind eingeladen, Fragen zu stellen. Infos zur Messe gibt es online unter www.lkz.de/gesund-aktiv