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Gala in Hamburg
Film- und TV-Branche feiert Goldene Kamera

Goldene Kamera
Star-Power in Hamburg: Ewan McGregor (l), Naomi Watts und Liam Neeson. Foto: Christian Charisius
Goldene Kamera - Conchita
Conchita gab den Startschuss zur Goldenen Kamera. Foto: Christian Charisius
Zum 53. Mal wird die Goldene Kamera vergeben. Um die Preise zu feiern, versammelt sich Deutschlands Film- und Fernsehbranche - aber nicht nur die. Auch drei Hollywoodstars sind dabei.

Hamburg (dpa) - Ein wenig Glanz aus Hollywood, viel Prominenz aus Deutschland: Bei einer Gala in Hamburg hat die Film- und Fernsehbranche am Donnerstagabend die Verleihung der Goldenen Kamera gefeiert.

Die Hollywoodschauspieler Ewan McGregor, Naomi Watts und Liam Neeson kamen in die Hansestadt, um sich die von der Funke Mediengruppe vergebenen Trophäen persönlich abzuholen. Im vergangenen Jahr hatte der Doppelgänger eines Stars für Schlagzeilen gesorgt: Das Moderatoren-Duo Joko und Klaas schleuste ein Ryan-Gosling-Double auf die Bühne, das den Preis für «La La Land» annahm.

Zum 53. Mal wurden die Auszeichnungen vergeben, das ZDF übertrug live - diesmal in Konkurrenz zum deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) im Ersten. Doch auch im ZDF gaben ESC-Königinnen den Ton an: Conchita, Gewinnerin von 2014, eröffnete die von Steven Gätjen moderierte Show nicht nur mit den Pointer Sisters («I'm So Excited») und Mousse T., sondern sang später noch einmal solo - kurz nachdem Michael Schulte im Ersten den Vorentscheid gewonnen hatte.

3,17 Millionen Zuschauer verfolgten die ESC-Vorauswahl im Ersten, 3,14 Millionen die Goldene Kamera - Quotensieger wurde «Der Lehrer» auf RTL (3,39 Millionen/10,4 Prozent Marktanteil), allerdings mit 60 Minuten ein deutlich kürzeres Format.

Aufgeregt sei sie vor ihrem Auftritt, berichtete Conchita noch vor der Gala, denn: «Es sitzen Hollywoodstars in der ersten Reihe.» Watts, Neeson und McGregor hatten dort Platz genommen - und bedankten sich später teils mit starken Worten für ihre Ehrungen. Watts sprach über Rassismus und Schulmassaker in den USA: «Wieder eine weitere Tragödie an einer amerikanischen Schule.» Sie freue sich, dass junge Leute nun aufbegehrten, und betonte, dass auch Kunst viel bewirken könne. «Die Kunst schafft Gemeinschaft, und Gemeinschaft schafft Kunst. Und die brauchen wir heute mehr denn je», sagte Watts, die als beste internationale Schauspielerin geehrt wurde.

«Beste Schauspielerin National» wurde Petra Schmidt-Schaller. Für die 37-Jährige nahm ihr Vater, der Schauspieler Andreas Schmidt-Schaller, die Auszeichnung entgegen. Sie selbst habe ebenso wegen Krankheit absagen müssen wie ihr Kollege Heino Ferch, der die Laudatio halten sollte, hieß es. Die Berlinerin, Ex-«Tatort»-Kollegin von Wotan Wilke Möhring, erhielt den Preis für «Ich war eine glückliche Frau» (Das Erste) und «Keine zweite Chance» (Sat.1). Als besten Fernsehfilm wählte die Jury die ARD-Tragikomödie «Jürgen: Heute wird gelebt» (Regie: Lars Jessen), mit Charly Hübner und Heinz Strunk.

In der Kategorie «Bester deutscher Mehrteiler/Miniserie» triumphierte «4 Blocks» (TNT). Zum besten nationalen Schauspieler kürten die Juroren Volker Bruch für seine Rolle in der Sky-Serie «Babylon Berlin», eine Koproduktion mit der ARD. Den besten internationalen Schauspieler bestimmte hingegen die Redaktion der Goldenen Kamera: Ewan McGregor («Fargo»). «Ich verstehe langsam, was es heißt, älter zu werden», sagte der 46-Jährige. «Als ich 19 war, hatte ich hier in Hamburg meinen ersten Auftritt als Schauspieler an einer Theaterschule.»

Nur ein Jahr älter, als McGregor damals war, ist Louis Hofmann, bekannt etwa aus der Netflix-Serie «Dark» - und überraschter Nachwuchspreisgewinner an diesem Abend. «Mama, Papa, Oma, die gucken gerade zu, wie cool.» «Ich bedanke mich bei der Jury und den großen Filmemachern, mit denen ich arbeiten durfte», sagte er sichtlich überwältigt und dankte sogar seiner Kinderagentin, schließlich sei er schon seit zehn Jahren Schauspieler.

Einige Jahrzehnte mehr im Job kann der 65-jährige Neeson («96 Hours») vorweisen - und ein Lebenswerk, das die Veranstalter in der internationalen Kategorie würdigten. Er fühle sich «demütig und geehrt» und sei in seinem Leben «vom Schicksal verwöhnt» worden, sagte Neeson. Die nationale Lebenswerk-Ehrung ging an Christiane Hörbiger, deren Karriere vom Salzburger «Jedermann» über den Kinofilm «Schtonk!» bis hin zu zahlreichen TV-Produktionen reicht.

Über ihre Auszeichnung freute sich auch Conchita: «Ich liebe Christiane Hörbiger», sagte die eine Österreicherin über die andere. Conchita war auch nicht die einzige ESC-Gewinnerin in der Show: Lena, die 2010 den Titel für Deutschland sicherte, kam, um sich gemeinsam mit weiteren Musikern einen Preis abzuholen: Das Vox-Format «Sing meinen Song - Das Tauschkonzert» siegte als beste Show. Zum Dokutainment-Gewinner wählten die Zuschauer «Bares für Rares» (ZDF) mit Horst Lichter.

Mit einem Sonderpreis sollte eigentlich «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel ausgezeichnet werden, wie Julia Becker, Aufsichtsratschefin der Funke Mediengruppe, berichtete. Nach seiner Freilassung in der vergangenen Woche habe Yücel, der mehr als ein Jahr in der Türkei inhaftiert war, jedoch darum gebeten, dies jetzt nicht mehr zu tun. Becker nutzte die Gala für ein Bekenntnis zur Bedeutung der Pressefreiheit: «Wir sind der Meinung, dass der Kampf für freien Journalismus auch ein Kampf für die Freiheit von uns allen ist!»

Prominente wie die Schauspieler Jan Josef Liefers, Sebastian Koch und Senta Berger traten als Laudatoren in der knapp dreistündigen Show auf. Berger (76) thematisierte gleich zu Beginn gemeinsam mit ihrer Kollegin Palina Rojinski (32) die #MeToo-Debatte, für seinen etwas hölzern wirkenden Auftritt erntete das Duo allerdings so manchen Negativ-Kommentar, etwa auf Twitter.

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