Hamburg (dpa) - Prominent ist, wer parodiert wird - nach dieser Definition hat es Gerhard Delling zu einem Bekanntheitsgrad gebracht, der weit über das übliche Maß selbst eines offentlich-rechtlichen TV-Sportmoderators hinausgeht.
Die legendären Wortgeplänkel mit seinem jahrelangen Moderatoren-Sidekick Günter Netzer lieferten unter anderen die Vorlage für die Radio-Comedy «Detzer & Nelling» bei Dellings Haussender NDR.
Der wortgewandte Delling und der einstige geniale Spielmacher Netzer bildeten von 1998 bis 2010 bei den Fußball-Übertragungen der ARD ein Moderatoren-Duo, das in seiner Art einmalig war und wohl bleiben wird. 2000 erhielten sie den Adolf-Grimme-Preis, acht Jahre später den Medienpreis für Sprachkultur. Nach der WM 2010 machte Netzer Schluss. Ihre kleinen Wortgefechte, gegenseitigen Sticheleien, ihr betontes Siezen waren da längst schon Kult geworden - und mit ihnen auch Delling.
Jetzt hat er via «Bild»-Zeitung seinen Abschied von der ARD nach dieser Bundesliga-Saison im Mai angekündigt. «Ich will nach den vielen Jahren jetzt Neues kennenlernen, will mich ausprobieren, will noch viel lernen», sagte der 59-Jährige.
Er war aber nicht nur 50 Prozent des Duos Delling/Netzer. Auch vor und nach der TV-Ehe hatte der gebürtige Rendsburger in seinen Beiträgen eine eigene Note eingebracht. In seinen Kommentaren ist bei aller fachlicher Kompetenz häufig ein ironischer Unterton zu hören - ohne sich auf Kosten anderer lustig zu machen oder abzuwerten.
Seit 1987 steht er bei der TV-Institution «Sportschau» vor der Kamera. Bei Olympischen Spielen, Fußball-Welt- und Europameisterschaften sowie anderen sportlichen Großereignissen gehörte und gehört er zum ARD-Stammpersonal. Daneben wirkte er aber auch in Sendungen zu Themen wie Politik und Kultur mit.
Jetzt will Delling noch einmal etwas Neues versuchen, wie er angekündigt hat: Im April kommenden Jahres wird er 60. Digitale Angebote würden ihn reizen, sagte er der «Bild». «Ich denke über die Entwicklung einer Fußball-App nach. Und ich will noch ein Buch schreiben - vielleicht sogar einen Roman», beschrieb er seine Pläne.
Sein einstiger TV-Partner Netzer schickte Delling schon einmal einige nette Worte zum Abschied: «Er war das perfekte Glück, das ich beruflich gefunden habe», sagte der 74-Jährige in der «Bild». Er sei sich sicher, «dass die TV-Zuschauer meinen Freund, den Herrn Delling, niemals vergessen werden».