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600 Millionen Schadprogramme
IT-Standards zum Schutz vor Cyber-Attacken gefordert

Trojaner «Locky»
Der Erpressungstrojaner «Locky» hat in diesem Fall zugeschlagen - einziger wirklicher Schutz in solchen Fällen sind tägliche Backups. Foto: Soeren Stache
München (dpa) - Der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, hat strengere Vorschriften für Internet-Sicherheit gefordert. Heute seien Milliarden Geräte vernetzt, zugleich seien 600 Millionen Schadprogramme unterwegs, «und jeden Tag kommen 280.000 dazu».

Dennoch könne man bei großen Elektronikhändlern in Deutschland Smartphones kaufen, die sich gar nicht erst auf sichere Betriebssystem-Versionen aktualisieren ließen, kritisierte Schönbohm auf der Digitalkonferenz DLD in München.

EU-Digitalkommissarin Mariya Gabriel sagte, die meisten Cyber-Angriffe seien erfolgreich, weil sie Unwissenheit und Fehler ausnutzen. Schon mit einfachen Vorkehrungen ließe sich viel verbessern. Aber oft fehlten Grundkenntnisse - 80 Millionen Europäer seien bisher noch nicht einmal im Internet gewesen.

Der Vorstandschef des Chipherstellers Infineon, Reinhard Ploss, warnte davor, die Bürger zu überfordern. Die deutschen Autokonzerne und die großen Unternehmen seien sich der Gefahren bewusst, aber nicht jeder Bürger habe einen eigenen IT-Sicherheitsmanager zu Hause, auch wenn er mehrere vernetzte Geräte besitze. Deshalb seien verbindliche Sicherheitsstandards und Normen für Programme und Geräte notwendig.

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, forderte, demokratische Staaten müssten Cyberattacken ein Preisschild verpassen und den Angreifern klar machen, dass es sie teuer zu stehen komme. Die Digitalisierung habe die Gefahr für die Demokratie deutlich erhöht. Russland habe im US-Wahlkampf mitgemischt. Noch nie sei es so einfach gewesen, die öffentliche Meinung mit gefälschten Nachrichten und Lügen zu beeinflussen.

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

BSI zu Cybersicherheit