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Angezapfte Nutzerprofile
Datenschützer: Facebook im Datenskandal mitverantwortlich

Berlin (dpa) - Im Skandal um millionenfach angezapfte Nutzerprofile von Facebook sieht der ehemalige Datenschutzbeauftragte Peter Schaar auch eine Mitverantwortung bei dem Netzwerk.

«Ohne dieses Geschäftsmodell von Facebook hätte es dieses riesige Datenloch nicht gegeben», sagte Schaar im Deutschlandfunk. Die Plattform habe auf jeden Fall eine Mitverantwortung. Facebook basiere darauf, dass man sehr viel über die Benutzer wisse. Diese Kenntnisse würden anderen verkauft, um ihre Werbung zielgenau platzieren zu können. «Das ist das Geschäftsmodell von Facebook, davon leben die ganz wesentlich», so Schaar, der die Europäische Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz (EAID) leitet.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die umstrittene Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica im großen Stil Nutzerdaten von Facebook abgesaugt hatte. Die Firma, deren Datenauswertung Donald Trump zum Sieg bei der US-Präsidentenwahl 2016 verholfen haben soll, war daraufhin von Facebook ausgesperrt worden.

Cambridge Analytica habe unrechtmäßig erhaltene Nutzerdaten entgegen früheren Zusicherungen nicht gelöscht, erklärte das Online-Netzwerk zur Begründung. Nach Informationen der «New York Times» und des «Guardian» sollen einige Informationen von rund 50 Millionen Facebook-Mitgliedern zu Cambridge Analytica gelangt sein.

Um die Daten zu sammeln, wurde eine Umfrage zu Persönlichkeits-Merkmalen aufgesetzt, die bei Facebook als wissenschaftliche Forschung angemeldet wurde. Dazu hatten die betroffenen Nutzer ab Juni 2014 die scheinbar harmlose App thisisyourdigitallife heruntergeladen und ihr Zugriffsrechte auf das eigene Facebook-Konto eingeräumt. Facebook hatte dies dem Entwickler der App, dem Cambridge-Wissenschaftler Aleksandr Kogan, erlaubt. Die Daten gingen dann ohne Wissen der Nutzer an Cambridge Analytica.

Solche Facebook-Daten würden nicht nur verwendet, um im Netz gezielt Werbung zu machen, sagte Schaar. Die Daten würden auch genutzt, um im realen Leben Wahlkampf zu betreiben, etwa durch Hausbesuche. «Das ist das große Problem, das man als Betroffener gar nicht mitbekommt, wie man manipuliert wird», so der Datenschützer.

Facebook selbst war nach den Enthüllungen auch in schweres Fahrwasser geraten. Die Aktie fiel am Montag um rund sieben Prozent - und das ließ den Börsenwert von Facebook um über 35 Milliarden Dollar schrumpfen.

Audiofile des Interviews