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Nach der NSA-Affäre
Trotz Kosten: IT-Firmen setzen auf deutsche Rechenzentren

SAP-Rechenzentrum
Server im SAP-Rechenzentrum in Walldorf. Foto: Uli Deck
Im Zuge der NSA-Affäre standen deutsche Datenspeicher bei hiesigen Firmen hoch im Kurs. SAP hat deshalb am Stammsitz Walldorf Millionen investiert. Dabei stellen die Bedingungen hierzulande die Betreiber solcher Serverfarmen vor große Herausforderungen.

Walldorf (dpa) - Deutsche Firmen haben auch vier Jahre nach der NSA-Affäre noch Vorbehalte gegen die Datenlagerung im Ausland.

«Speziell in Deutschland ist Nähe für die Kunden durchaus ein Entscheidungskriterium für ein Rechenzentrum», sagte Jürgen Burkhardt, Leiter der SAP-Rechenzentren weltweit, der Deutschen Presse-Agentur. Nahezu alle Daten von deutschen SAP-Kunden lagerten auch hier in Deutschland.

Im Zuge der Affäre um Ausspähung von Daten durch den US-Geheimdienst NSA vor einigen Jahren waren Firmen beim Auslagern ihrer Daten vorsichtig geworden - insbesondere wenn es US-Firmen ging. Trotz der in Deutschland vergleichsweise hohen Stromkosten kommen die IT-Firmen deshalb nicht umhin, hierzulande Rechenzentren zu betreiben. Das gilt für den Internetkonzern 1&1 mit seinem Rechenzentrum in Karlsruhe ebenso wie für die Telekom: In Biere bei Magdeburg hat die Deutsche Telekom erst jüngst ihr Rechenzentrum für Geschäftskunden erweitert.

Insbesondere der deutsche Mittelstand lege Wert darauf zu wissen, wo seine Daten lagern. Kleinere Firmen haben nach einer Erhebung des IT-Verbands Bitkom aus diesem Jahr immer noch Vorbehalte, Software oder Kundendaten auf die Server von IT-Firmen auszulagern. Unter den Nichtnutzern von Cloud-Diensten ist das Thema Datensicherheit der größte Hemmschuh. Mittelständler ließen sich bei Führungen schon mal ganz genau zeigen, wie die Rechenzentren aussehen, so Burkhardt: «Oft kommt bei Besuchen die Frage "Ist das mein Server?"»

Der Softwarekonzern hat deshalb gerade erst ein neues Rechenzentrum an seinem Stammsitz im baden-württembergischen Walldorf gebaut. Mehr als 60 Millionen Euro hat SAP für die erste Bauphase ausgegeben. Wenn der zweite Teil abgeschlossen ist, soll es Platz für 29 Millionen Gigabyte haben. Zum Vergleich: Das neue iPhone verfügt in seiner Top-Ausstattung über 512 Gigabyte Speicher.

Und diese Datenspeicher brauchen Strom: Das neue Rechenzentrum etwa wird bei voller Auslastung 50 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr fressen - soviel wie über 15 000 Haushalte. Die weltweit 39 Rechenzentren von SAP verbrauchen mit 750 Millionen Kilowattstunden soviel wie eine größere Stadt.

Kosten, die SAP nach eigenen Angaben nicht an die Kunden weitergeben kann. Und auch die Leitungen seien zumindest am Stammsitz Walldorf ausgereizt. Die Versorger könnten keine weiteren Kapazitäten bereitstellen, um weitere Serverfarmen zu betreiben. «Hier in Walldorf ist jetzt Schluss», so Burkhardt.

Auch deshalb sieht sich SAP gerade nach Standorten für Rechenzentren in Dänemark um. «Die nordischen Länder sind mit Blick auf den Strompreis besonders interessant», so Burkhardt. «Der Strompreis in Deutschland ist schon ein Problem.»

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