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50 Millionen Euro benötigt
Astrophysikerin Randall will als erste Deutsche ins All

Suzanna Randall
Die Münchner Astrophysikerin Suzanna Randall ist eine von zwei Kandidatinnen für den ersten Raumflug einer deutschen Astronautin. Foto: Ingo Wagner
Astrophysikerin statt Eurofighter-Pilotin: Nach dem Ausstieg von Nicola Baumann bei der «Astronautin» rückt die Münchnerin Suzanna Randall nach. Sie könnte als erste deutsche Frau ins All fliegen.

München/Bremen (dpa) - Mit den Sternen beschäftigt sich Suzanna Randall täglich. Jetzt will sie auch nach ihnen greifen: Die Münchner Astrophysikerin könnte als erste deutsche Astronautin zur Internationalen Raumstation ISS reisen.

«Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe», sagte die 38-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Die in Bremen gegründete private Initiative «Astronautin» will 2020 erstmals eine deutsche Frau ins All fliegen lassen. Bisher waren alle deutschen Astronauten männlich.

Die Bremer Raumfahrtmanagerin Claudia Kessler hatte das Projekt gegründet, um Frauen und Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern. Mehr als 400 Frauen hatten sich beworben, sechs kamen in die Endrunde. Die Wahl fiel schließlich auf die Eurofighter-Pilotin Nicola Baumann und die Meteorologin Insa Thiele-Eich. Baumann stieg jedoch im Dezember überraschend aus. Jetzt rückt Randall nach. Am Freitag will die Initiative sie offiziell in München vorstellen.

Randall arbeitet an der Europäischen Südsternwarte in Garching bei München und auch für «Alma», eines der größten Radioteleskope der Welt in Chile. Sie forscht zur Entwicklung von Sternen. Ins All zu fliegen - davon träumt sie seit ihrer Kindheit. Randall reizt dabei nicht nur das Abenteuer. «Ich möchte ein Vorbild sein», sagte sie. «Ich finde es traurig, dass eine Nation wie Deutschland noch keine einzige Frau im All hatte.»

Während der zehn Tage auf der ISS soll die Astronautin unter anderem erforschen, wie der weibliche Körper auf Schwerelosigkeit reagiert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erhofft sich dadurch wichtige Erkenntnisse für künftige Raumfahrtmissionen - zum Beispiel zum Mars, während der Astronautinnen und Astronauten Jahre in Schwerelosigkeit verbringen würden.

«Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen, vor allem was die Hormone betrifft», sagte DLR-Expertin Claudia Stern. In der Schwerelosigkeit veränderten sich auch die Augen, so dass die Astronauten häufig in der Nähe schlechter sehen könnten. «Es sieht so aus, als wäre das bei Männern ausgeprägter.» Genaues können die Forscher aber nicht sagen, weil es dazu kaum Daten von Astronautinnen gibt. Auch die Ursache sei noch unklar.

Die nächsten zwei Jahre bringen für Randall und die andere «Astronautin»-Kandidatin, die 34-jährige Thiele-Eich, viel Arbeit. «Das Training wird hart», sagte Randall. «Da stehen Sachen auf dem Programm wie Russisch lernen.» Dazu kommen unter anderem Flugunterricht, Roboterkunde und Überlebenstraining. Im März sollen die Kandidatinnen mit dem DLR Parabelflüge im französischen Bordeaux absolvieren, um sich auf die Schwerelosigkeit vorzubereiten.

Am Ende der Ausbildung soll sich entscheiden, ob Randall oder Thiele-Eich ins All fliegen wird. Voraussetzung ist allerdings, dass die benötigten 50 Millionen Euro für das Projekt zusammenkommen. Zum Stand der Finanzierung machte Gründerin Kessler aktuell keine Angaben. Im Dezember hatte sie gesagt, dass noch ein Großteil des Geldes fehle.

Infos zur Initiative "Astronautin"

Facebook-Auftritt "Astronautin"