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Angriffe auf Helfer
Rettungskräfte beklagen massive Gewalt bei Einsätzen

Zerstörte Frontscheibe
Die im März 2015 während der Eröffnung des EZB-Neubaus in Frankfurt von Demonstranten zerstörte Frontscheibe eines Feuerwehrfahrzeugs. Foto: Andreas Arnold
Sie werden angepöbelt, behindert, bespuckt, mit dem Handy gefilmt und sogar verletzt. Wenn Sanitäter und Feuerwehrleute zu Einsätzen gerufen werden, müssen sie immer öfter mit Gewalt rechnen.

Frankfurt/Main (dpa) - Einsatzkräfte von Rettungsdiensten und Feuerwehr haben in Frankfurt am Main für mehr Respekt und gegen Angriffe auf Retter während des Einsatzes demonstriert.

Sie forderten am Samstag, Sanitäter und Feuerwehrleute, aber auch verletzte und hilfebedürftige Menschen zu respektieren und nicht zu behindern oder gar anzugreifen. In den letzten drei bis vier Jahren habe die Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften spürbar zugenommen, sagte Arno Dick, Fachgruppenleiter Feuerwehr bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Bei strahlendem Sonnenschein und eisigen Temperaturen waren rund 250 Menschen in die Innenstadt gekommen, um Gesellschaft und Politik für dieses Thema zu sensibilisieren. Pöbeleien und Übergriffe auf Retter seien zwar nicht neu und ein bundesweites Problem, sagte Erik Brumm, Organisator der Demonstration und selbst Feuerwehrmann. Die Krawalle rund um die Eröffnung der Europäischen Zentralbank vor rund zwei Jahren seien in Hessen aber eine Art Wendepunkt gewesen: «Da waren wir plötzlich im Fokus der Aggressivität und wurden mit Pflastersteinen beworfen. Sowas war uns vorher noch nie passiert.»

Die Teilnehmer berichteten von zunehmender Gewaltbereitschaft und mangelndem Respekt gegenüber den Helfern. «Die verbalen Angriffe kann ich kaum noch zählen, die sind an der Tagesordnung», erzählte Rettungsassistentin Kira Farnung, die auch schon physische Gewalt erleben musste. Einmal habe ein vermeintlich schlafender Patient ihrer Kollegin mit der Faust ins Gesicht geschlagen. «Mich selbst verletzte er am Oberkörper», erinnerte sich die 25-Jährige.

Mario Müller, Feuerwehrmann bei der Frankfurter Flughafenfeuerwehr sowie bei der freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg, ist bislang von körperlicher Gewalt verschont geblieben. Er beklagte sich bei der Demonstration über Gaffer und Menschen, die Einsätze behindern: «Die Leute wollen dichter dran sein als die Einsatzkräfte selbst. Das hat sehr stark zugenommen.» Bevor der Notruf gewählt werde, zückten viele erst mal das Handy. «Schaulustige rücken einem richtig auf die Pelle. Man guckt nur noch in Handys. Persönlichkeitsrechte, auch von Verletzten, gelten gar nichts mehr.»

Auf Volksfesten sei er mit seinen Kollegen seit einigen Jahren nur noch in Gruppen unterwegs, berichtete Sanitäter Johannes Radde vom Deutschen Roten Kreuz aus Hanau. «Das ist zu unserer eigenen Sicherheit. Wir müssen uns den Weg freibahnen, sonst werden wir gar nicht durchgelassen.» Abends und nachts würden sie meist noch von Sicherheitsleuten begleitet. Raddes Kollege Manuel Bauer ergänzte: «Es ist schade, dass viele nicht mehr normal trinken können. Heutzutage zetteln die Leute gleich eine Schlägerei an, stellen sich uns in den Weg oder gehen einfach durch Absperrungen.»

Zuletzt kam es immer wieder zu Übergriffen auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter. Besonders viele Vorfälle gab es zum Jahreswechsel. Dabei wurden Sanitäter und Feuerwehrleute bedroht sowie Polizeibeamte mit Böllern, Flaschen und Steinen beworfen.