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Dutzende Tote in Indien
Grünes Signal trotz Hindu-Feier: Zugunglück löst Trauer aus

Wieder ein schweres Zugunglück in Indien mit Dutzenden Toten. Einen Tag nach der Tragödie wird nach Schuldigen gesucht. Warum konnten Hunderte Menschen auf den Schienen stehen?

Amritsar (dpa) - In der Nähe brennt ein Feuer, es ist dunkel, Böller knallen. Hunderte Menschen feiern am Freitagabend nahe der Stadt Amritsar in Indien das Hindu-Fest Dussehra.

Bildnisse des Dämonengottes Ravana werden verbrannt, es ist laut und voll. Viele Leute stehen auf Bahngleisen. Dann kommt ein Zug und fährt sie um. Mindestens 61 Menschen sind tot, darunter auch Kinder. 72 werden verletzt, manche von ihnen schwer.

Bis zu 700 gläubige Hindus hatten laut dem Sender Times Now nahe den Schienen gefeiert. Verletzte Zeugen sagten NDTV, dass viele Leute auf den Gleisen standen, weil diese höher gelegen waren. Das Feuer sei von dort besser zu sehen gewesen. Es hieß, wegen der lauten Böller hätten die Menschen den herannahenden Zug nicht gehört.

Einen Tag danach wurden kritische Stimmen laut: Wie konnte es zu dem Unglück in dem nördlichen Bundesstaat Punjab kommen? Warum wurde das Fest so nahe an den Gleisen genehmigt? Weshalb wurde nichts unternommen, um den Zug zu stoppen? Wer trägt die Schuld?

Ministerpräsident Amarinder Singh ordnete am Samstag eine behördliche Untersuchung an. Innerhalb von vier Wochen sollen Ergebnisse vorliegen, schrieb die «Times of India». Die Polizei begann mit Ermittlungen und nahm den Lokführer für Vernehmungen vorübergehend fest. Laut der Nachrichtenagentur IANS sagte der Mann, er habe ein grünes Signal gehabt und nicht gewusst, dass Hunderte Menschen auf den Schienen gestanden haben.

Die Eisenbahngesellschaft weist jede Verantwortung von sich. «Es wäre falsch zu sagen, die Bahn sei für das Unglück verantwortlich», zitierte die indische Nachrichtenagentur Ani den Bahn-Chef Ashwani Lohani. Die Bahn sei nicht vorab über die Feierlichkeit informiert worden. Die Menschen müssten besser aufpassen, um nicht in den Schienenbereich zu treten.

Gegen die Veranstalter des Festes ist laut lokalen Medien bisher nicht vorgegangen worden. Die Verantwortlichen seien untergetaucht, berichtet der Sender News 18 India am Samstag.

Die Familien von Opfern protestierten am Samstag an der Unglücksstelle und forderten Aufklärung. Leichname wurden zur Einäscherung auf Holzstöße gelegt.

Die Politik reagiert schockiert und traurig. Der indische Premierminister Narendra Modi drückte sein Mitgefühl am Freitag auf Twitter aus. «Extrem traurig über das Zugunglück in Amritsar. Die Tragödie ist herzzerreißend. Ich möchte den Familien, die ihre Angehörigen verloren haben, mein tief empfundenes Beileid aussprechen und bete, dass sich die Verletzten schnell erholen. Habe die Beamten gebeten, die erforderliche Soforthilfe zu leisten.»

Ministerpräsident Singh ordnete angesichts der Tragödie eine eintägige Trauer in dem Bundesstaat an. Er sagte den Opfern Hilfe zu. Verletzte würden kostenlos behandelt, den Familien von Opfern werde ebenfalls finanziell geholfen.

Bericht NDTV

Bericht Times Now

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Tweet Modi

Tweet mit Video der indischen Nachrichtenagentur

Twitter ANI