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Attentat auf religiöse Feier
Mindestens 50 Tote nach schwerem Anschlag in Kabul

Explosion in Kabul
Während einer religiösen Zeremonie anlässlich des Feiertags des Geburtstags des Propheten Mohammed sprengte ein Selbstmordattentäter in die Luft und riss viele Menschen mit in den Tod. Foto: Rahmat Gul/AP
In Kabul sprengt sich ein Selbstmordattentäter bei einer religiösen Zeremonie in die Luft. Mindestens 50 Menschen sterben. Selbst sogar sonst nicht gerade friedliebende Kräfte verurteilen die Tat.

Kabul (dpa) - Bei einer schweren Explosion in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 50 Menschen getötet worden. Weitere mindestens 72 Menschen seien am Dienstag verletzt worden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Wahidullah Madschroh. Weitere Verwundete würden in Lebensgefahr schweben.

Laut dem Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, sprengte sich ein Selbstmordattentäter während einer religiösen Zeremonie anlässlich des Feiertags des Geburtstags des Propheten Mohammed in die Luft. Augenzeugen zufolge, die der Fernsehsender ToloTV zitierte, hätten sich zu dem Zeitpunkt mindestens 1000 Menschen in der Hochzeitshalle an der Flughafenstraße befunden. Dort reihen sich mehrere Hochzeitshallen aneinander, die abends alle mit bunten und festlichen Lichtern beleuchtet sind. Nach dem Anschlag waren im Zentrum Kabuls 45 Minuten lang durchgehend Sirenen von Rettungswägen zu hören. 

Bisher bekannte sich niemand zu dem Anschlag. In den vergangenen Monaten hatte vor allem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Anschläge auf Hochzeitshallen, Moscheen und religiöse Treffen für sich reklamiert. Die radikalislamischen Taliban verurteilten den Anschlag in einer Nachricht über WhatsApp. «Das Islamische Emirat verurteilt Angriffe auf Zivilisten und religiöse Versammlungen ausdrücklich», hieß es in der Mitteilung. Diese «kriminellen Handlungen zeigen, dass einige böse Kreise diese Möglichkeiten nutzen um ihre bösen Pläne auszuführen».

Seit mehreren Monaten distanzieren sich die Taliban von Anschlägen auf Zivilisten. Es gibt Spekulationen, dass sie von Selbstmordattentaten in großen Städten absehen, während sie Gespräche mit den USA über mögliche Friedensverhandlungen ausloten. Laut Angaben der Taliban hätten erst vergangene Woche dreitägige Vorgespräche zwischen Vertretern der Taliban und einer hochrangigen US-Delegation im Golfemirat Katar stattgefunden. Allerdings sei es bei keinem Thema zu einer Einigung gekommen.

Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) zeigte sich angesichts des Anschlags an einem religiösen Feiertag «empört». Es gebe glaubwürdige Berichte über eine hohe Zahl an zivilen Opfern, hieß es in einem Tweet der Organisation. Die UN-Familie drücke den vielen betroffenen Familien ihr tiefstes Beleid aus, hieß es weiter. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani rief für Mittwoch einen Tag der Trauer aus. Alle Flaggen im Land und auf afghanischen diplomatischen Vertretungen im Ausland sollten auf Halbmast wehen.

Erst vergangene Woche hatte sich ein Selbstmordattentäter am Rande einer Demonstration im Zentrum Kabuls in die Luft gesprengt. Dabei waren mindestens sechs Menschen gestorben. Der Anschlag vom Dienstag ist das 20. große Attentat in Kabul in diesem Jahr. Bei diesen Anschlägen wurden fast 500 Menschen getötet und weitere fast 950 Menschen verwundet.