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Paar vergiftet
Scotland Yard: Nowitschok-Quelle in Amesbury identifiziert

Eine Britin stirbt, nachdem sie in Kontakt mit dem Nervengift Nowitschok gekommen ist. Nun weiß die Polizei, worin sich die Substanz befand. Kommen die Ermittler der Lösung des Falls nun näher?

Amesbury/London (dpa) - Die britische Polizei hat den Behälter gefunden, durch den ein Mann und eine Frau mit dem Nervengift Nowitschok in Kontakt kamen. Die Frau war am Sonntagabend an den Folgen der Vergiftung gestorben. Ermittelt wird in dem Fall wegen Mordes.

Scotland Yard teilte am Freitag mit, es handele sich um eine kleine Flasche, die im Haus des Mannes in Amesbury gefunden worden war. Tests hätten ergeben, dass es sich beim Inhalt der Flasche um das Nervengift Nowitschok gehandelt hat. Unklar ist, wie der Behälter in das Haus des Mannes gelangte.

Nun soll nach Angaben von Scotland Yard festgestellt werden, ob das Gift aus derselben Quelle stammt wie die Substanz, mit der der russische Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia im März in Salisbury vergiftet worden waren. Die Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass die beiden Fälle in einem Zusammenhang miteinander stehen.

London bezichtigt Moskau, Drahtzieher des Anschlags auf die Skripals gewesen zu sein. Sollte sich eine Verbindung zwischen den beiden Fällen nachweisen lassen, würde das die Spannungen zwischen London und Moskau weiter erhöhen. Die britische Premierministerin Theresa May hatte US-Präsident Donald Trump in dieser Woche gebeten, das Thema bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag in Helsinki anzusprechen. Ungewiss ist, ob Trump der Aufforderung folgen wird.

Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion entwickelt, später wurde damit auch in anderen Ländern experimentiert. Der Kreml bestreitet jegliche Vorwürfe. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Mehr als zwei Dutzend Länder wiesen russische Diplomaten aus. Russland reagierte ebenfalls mit Ausweisungen.

Die nationale Gesundheitsbehörde in England hatte die Bevölkerung in Amesbury und dem nahen Salisbury erst vor wenigen Tagen aufgefordert, keine unbekannten Gegenstände vom Boden aufzuheben. Auch am Freitag gab die Polizei keine Entwarnung, «Wir können nicht garantieren, dass nicht noch mehr von der Substanz übrig geblieben ist», sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei hatte sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury abgesperrt, in denen sich das Paar kurz vor den ersten Symptomen aufhielt. Dazu zählen eine Apotheke, eine Kirche und das Wohnhaus des 45-Jährigen. Das Hostel, in dem seine Freundin lebte, wurde evakuiert.

Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren vor vier Monaten bewusstlos auf einer Parkbank im benachbarten Salisbury entdeckt worden. Sie entkamen nur knapp dem Tod und leben inzwischen an einem geheimen Ort.

Die 44-jährige Frau aus Salisbury war am Sonntagabend im Krankenhaus gestorben. Ihr 45-jähriger Lebensgefährte ist mittlerweile wieder ansprechbar und konnte von der Polizei befragt werden. Er befindet sich nach Angaben der Polizei in einem stabilen, aber ernsten Zustand.

Mitteilung Scotland Yard