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Wachsfigur aufgestellt
US-Präsident Trump sagt Besuch in Großbritannien ab

Trump sagt Besuch ab
Die Wachsfigur von US-Präsident Donald Trump aus dem Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds steht vor der neuen US-Botschaft in London. Mitarbeiter von Madame Tussauds hatten die Figur in einer spontanen Aktion dort hingebracht. Foto: Yui Mok
Donald Trump hat mit einem neuen Tweet für Aufregung gesorgt: Er hält nichts von der neuen US-Botschaft in London und will sie daher auch nicht offiziell eröffnen. Basta! Was steckt aber wirklich dahinter?

London/Washington (dpa) - Angeblich aus Ärger über den neuen Standort der US-Botschaft in London hat US-Präsident Donald Trump eine Reise nach Großbritannien abgesagt. Dort sollte er die hochmoderne, stark gesicherte diplomatische Vertretung im Februar offiziell eröffnen.

Seine Absage führte zu einem Eklat unter britischen Politikern. Downing Street bemühte sich um Schadensbegrenzung: Trump sei nach wie vor willkommen in Großbritannien und die Beziehung zu den USA stark.

Mitarbeiter des Londoner Wachsfiguren-Kabinetts Madame Tussauds packten angesichts des Hickhacks eine Trump-Figur ein und stellten sie vor der neuen Botschaft auf. In Windeseile scharten sich Menschen um die Wachsfigur und machten Selfies.

Trump twitterte, er sei kein großer Fan von der unter seinem Amtsvorgänger Barack Obama getroffenen Entscheidung, den bisherigen Sitz der Botschaft in bester Lage für «Peanuts» zu verkaufen und eine neue Botschaft für 1,2 Milliarden Dollar (etwa 1 Milliarde Euro) an einem abseitigen Ort zu bauen. «Schlechter Deal. Da werde ich kein Band durchschneiden!», schrieb er in der Nacht zum Freitag.

Der Tweet enthält einen peinlichen Schnitzer: Berichte über die neue Botschaft in London gab es schon im Oktober 2008 - damals war der Demokrat Obama aber noch gar nicht im Amt. Trumps republikanischer Parteifreund George W. Bush war zu der Zeit Präsident der USA.

Grund für Trumps Absage könnten nach Angaben von Politikern und britischen Medien auch befürchtete Massenproteste sein. «Er hat die Botschaft verstanden», teilte Londons Bürgermeister Sadiq Khan von der oppositionellen Labour-Partei am Freitag triumphierend mit. Viele Briten seien nicht mit Trumps Politik einverstanden. Außenminister Boris Johnson beleidigte umgehend Khan und Labour-Chef Jeremy Corbyn: Solche Leute seien «aufgeblasene, wichtigtuerische Lackaffen», die die wichtigen wirtschaftlichen Beziehungen mit den USA gefährdeten.

Fraglich ist, ob der US-Präsident in diesem Jahr noch zum offiziellen Staatsbesuch nach Großbritannien kommen wird. Die britische Premierministerin Theresa May hatte Trump nach dessen Amtsantritt im Januar 2017 als erste weltweit führende Politikerin im Weißen Haus besucht und die Einladung ausgesprochen. Dies stieß auf heftigen Protest in Großbritannien; Massendemonstrationen werden erwartet. Ein Regierungssprecher in London sagte am Freitag, die Einladung sei nach wie vor gültig, nannte aber keinen Zeitpunkt.

Besonders pikant: Bei dem Staatsbesuch soll Trump auch von Königin Elizabeth II. empfangen werden und in einer vergoldeten Kutsche mit ihr auf einer Prachtstraße fahren. Auch ein gemeinsames Dinner ist geplant. Viele Briten halten das schon seit längerem für unangemessen und wollen den Besuch daher herabstufen. Die Regierung lehnt das ab.

Die bisherige US-Botschaft befand sich am Grosvenor Square im wohlhabenden Londoner Viertel Mayfair, die neue in Nine Elms im Süden der Hauptstadt. Ihre Arbeit am neuen Standort wird die Botschaft am 16. Januar aufnehmen, die offizielle Eröffnung findet später statt.

Das neue futuristische Botschaftsgebäude ist schwer, aber nahezu unsichtbar gesichert. Der vom Architekturbüro Kieran Timberlake (Philadelphia) entworfene zwölfstöckige Glaswürfel soll bombensicher sein und liegt etwa 30 Meter von Straßen entfernt. Das Gebäude versorgt sich weitgehend selbst mit Energie. Noch im Dezember hatte US-Botschafter Woody Johnson zu Trumps geplanten Besuch gesagt: «Ich denke, er wird sehr beeindruckt von diesem Gebäude sein.»

Die Beziehungen zwischen London und Washington waren in den vergangenen Monaten angespannt. Zuletzt gab es Streit um islamfeindliche Videos einer rechtsradikalen britischen Gruppe, die Trump per Twitter weiterverbreitet hatte. Selbst um die Golfplätze des US-Präsidenten im Vereinigten Königreich gibt es Ärger.

Tweet Donald Trump (Englisch)