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Atom-Abrüstung bis 2021
Dialog der USA mit Nordkorea kommt in Fahrt

Hwasong-15-Rakete
Kim Jong Un (3.v.l) bei einer Präsentation der Hwasong-15-Rakete. Foto: KCNA via KNS/AP
Moon Jae In und Kim Jong Un in Pjöngjang
Südkoreas Präsident Moon Jae In (l) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un fahren durch Pjöngjang. Foto: kyodo
Kim Jong Un
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un neben einem Sprengkopf. Foto: KCNA/Archiv
«Vereiningungs-Flagge»
Süd- und Nordkorea wollen sich gemeinsam um die Ausrichtung der Sommerspiele 2032 bewerben. Foto: Jon Olav Nesvold/Bildbyran via ZUMA Press
Yongbyon
Die nordkoreanische Atomanlage Yongbyon auf einem Satellitenbild aus dem Jahr 2004. Foto: Digitalglobe
Musudan-Rakete
Eine nordkoreanische Musudan-Rakete wird bei einer Militärparade durch die Straßen von Pjöngjang gefahren. Foto: KCNA/Yonhap Foto: dpanitf3
Die USA setzen Nordkorea eine Frist zur atomaren Abrüstung: Januar 2021. Nach den Fortschritten auf dem Korea-Gipfel sind rasch weitere Gespräche geplant. Wird Trump erneut mit Kim zusammentreffen?

Seoul/Washington (dpa) - Die Verhandlungen über die atomare Abrüstung Nordkoreas haben neuen Schwung bekommen. Nach den Abrüstungsangeboten des Machthabers Kim Jong Un bei dem Gipfeltreffen mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae In wollen die USA ihre zuletzt festgefahrenen Gespräche mit Nordkorea wieder aufnehmen.

Außenminister Mike Pompeo setzte allerdings eine Frist: Die USA wollten eine rasche atomare Abrüstung bis Januar 2021, so wie es Kim schon selbst zugesagt habe. Dann läuft die Amtszeit von US-Präsident Donald Trump ab.

Nach der Rückkehr von seinem dreitägigen Gipfeltreffen in Nordkorea sah Moon viel guten Willen: «Kim äußerte seinen Wunsch nach vollständiger Denuklearisierung zu einem frühen Zeitpunkt und nach wirtschaftlicher Entwicklung.» In einer positiven Bilanz seiner Reise vor der Presse in Seoul rief Moon die USA auf, jetzt auch Verständnis für die Position Nordkoreas aufzubringen.

Eine Fülle von Gesprächen sind schon in Kürze geplant. Pompeo lud seinen Kollegen Ri Yong Ho aus Nordkorea zu einem Treffen nächste Woche am Rande der UN-Vollversammlung in New York ein. Ferner sind Gespräche hoher nordkoreanischer Beamter mit dem US-Sonderbeauftragten für Nordkorea, Stephen Biegun, in Wien geplant.

Nordkoreas Machthaber hoffe, dass der US-Außenminister seinen im August - aus Mangel an Fortschritten im Atomstreit - abgesagten Besuch in Pjöngjang bald nachholt, berichtete Moon. Auch habe Kim seinen Willen zu einem zweiten Gipfeltreffen mit Trump bekräftigt. Beide hatten sich im Juni erstmals in Singapur getroffen.

Moon will bei seinem Treffen am Montag mit Trump in New York weitere «Details» der Gespräche mit Kim übermitteln. Nicht alles könne jetzt schon enthüllt werden. «Es gibt Bemühungen, die Schritt für Schritt unternommen werden müssen», sagte der Präsident.

In naher Zukunft solle eine «politische Erklärung» über das Ende des Korea-Krieges (1950-53) folgen, sagte Moon. Es gehe dabei zunächst darum, die Feindseligkeiten offiziell zu beenden. Dies gehöre zu den «korrespondierenden Maßnahmen», sagte Moon in Anspielung auf die Gipfelerklärung mit Kim, der Entgegenkommen der USA gefordert hatte. Eine Erklärung über das Ende des Krieges solle einem Friedensvertrag vorausgehen, der dann ausgehandelt werden müsse.

Die koreanische Halbinsel ist heute immer noch rechtlich im Kriegszustand: Seit dem Ende des Koreakrieges gilt nur ein Waffenstillstandsabkommen. Die USA führten damals die UN-Truppen an der Seite Südkoreas an, während Nordkorea mithilfe von «Freiwilligen» aus China kämpfte. Deswegen müsste möglicherweise auch China hinzugezogen werden.

In das Ringen um Nordkoreas Atomprogramm war am Vortag schon Bewegung gekommen. Kim hatte in der Gipfel-Erklärung mit Moon in Pjöngjang angeboten, seine wichtigste Atomanlage Yongbyon abzubauen, wenn die USA Zugeständnisse machen. Auch will der Machthaber eine große Raketentestanlage unter Aufsicht von «Experten betreffender Länder» weiter abbauen. Kim Jong Un ließ aber weiter offen, wann und wie sein bestehendes Atomwaffen- und Raketenarsenal abgebaut werden kann.

Südkoreas Präsident unterstrich die Bedeutung der Abrüstungsangebote. Der Abbau der Atomkomplexes Yongbyon beende die Produktion von nuklearen Materialien und beseitige «zukünftige atomare Fähigkeiten». Ohne die Raketeneinrichtung könne Nordkorea auch keine Raketen mehr entwickeln. Andere Atomeinrichtungen im Land sowie existierende Atomwaffen sollten allerdings auch beseitigt werden.

Am letzten Tag seines Besuches in Nordkorea besuchte Moon gemeinsam mit Kim den als heilig verehrten Vulkan Paektu. Vorher hatte ihm Kim zwei Tonnen Pilze als Geschenk an den Süden geschickt. Es handelte sich um den teuren Matsutake oder Kiefernpilz, der dem europäischen Krokodilritterling ähnlich ist. Die Pilze sollen zum Erntedankfest Chusok in den nächsten Tagen an Mitglieder von Familien verteilt werden, die durch den Krieg auseinandergerissen wurden.

Der Besuch auf dem höchsten Berg der koreanischen Halbinsel mit dem Kratersee war ungewöhnlich und überraschend von Kim vorgeschlagen worden. Der Vulkan hat für die Koreaner große mythische Bedeutung. Er gilt als Geburtsplatz von Tangun - der Legende nach der Gründer des ersten koreanischen Königreiches vor mehr als 4000 Jahren.

Der südkoreanische Präsident und seine Gattin füllten sogar eine Plastikflasche mit Wasser des Sees, um es mit nach Hause zu nehmen. Nur wenige Südkoreaner haben den 2700 Meter hohen Vulkan an der chinesischen Grenze bisher von der nordkoreanischen Seite besucht - meist für wissenschaftliche Zwecke. Im stalinistisch geprägten Nordkorea gilt der Berg auch als Symbol der Herrscherfamilie.

Südkoreas Atomunterhändler äußerte sich zuversichtlich, dass es nach den Fortschritten jetzt zu einem zweiten Treffen Trumps mit Kim kommt. Experten hielten einen Termin noch vor den Kongresswahlen in den USA im November für wahrscheinlich. Trump könne damit dem «negativen Nachrichtenzyklus entkommen», sagte Woo Jung Yeop, Direktor für strategische Studien am Sejong Institut.

Ein «großes Tauschgeschäft mit Kim» könne ihm Unterstützung der Wähler bringen, sagte Harry Kazianis von der US-Denkfabrik Center of National Interest, der «zu hundert Prozent» mit einem zweiten Gipfel rechnet. Die Experten gehen aber davon aus, dass Nordkoreas atomare Abrüstung keineswegs bis 2021 erreicht werden könne, sondern ein «jahrzehntelanger» Prozess werde. «Selbst wenn wir eine Vereinbarung haben, wird es schwierig sein, diese umzusetzen», sagte Experte Woo.