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Teilverstaatlichtes Geldhaus
Konzernumbau und Kundenwerbung halten Commerzbank auf Kurs

Die Zahlen sind schlechter als vor einem Jahr - zumindest auf den ersten Blick. Der Commerzbank-Vorstand sieht sich in seiner Strategie bestätigt. Und auch die Aktionäre dürfen wieder hoffen.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Commerzbank hält nach einem soliden dritten Quartal Kurs auf die zweite Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise.

Dank wachsender Zahlen von Privat- und Firmenkunden gelingt es dem Institut, das vor Kurzem vom Dax in den MDax abgestiegen ist, in einem umkämpften Markt seine Position zu halten. Zwar verdiente die Commerzbank im Drei-Monats-Zeitraum Juli bis einschließlich September nach Angaben vom Donnerstag unter dem Strich deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Anders als im dritten Quartal 2017 konnte das teilverstaatlichte Geldhaus, dessen größter Aktionär seit der Finanzkrise 2008 der Bund ist, dieses Mal allerdings auch keine hohen Einmalerträge verbuchen.

Das operative Ergebnis brach im Vergleich der beiden Quartale um fast die Hälfte auf 331 Millionen Euro ein. Unter dem Strich blieben im dritten Quartal 2018 mit 218 Millionen Euro 53 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Vor einem Jahr hatte sich der Verkauf der Frankfurter Firmenzentrale positiv in der Bilanz niedergeschlagen. Die Commerzbank ist nun Mieter in dem Turm. Dieser und weitere Sondererträge summierten sich seinerzeit auf rund eine halbe Milliarde Euro.

Nach wie vor machen sich Konzernumbau und Kundenwerbung bezahlt. Im dritten Quartal gewann die Bank nach eigenen Angaben im Segment Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland etwa 117.000 zusätzliche Kunden. Seit Vorstellung der neuen Strategie im Herbst 2016 sei die Kundenbasis somit um gut 900.000 gewachsen.

Bis zum Jahr 2020 will die Bank mit aktuell rund 13 Millionen Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland insgesamt zwei Millionen zusätzliche Klienten anlocken. Davon verspricht sich der Konzern auf lange Sicht mehr Gewinn.

Allerdings stellt sich der Vorstand darauf ein, dass die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - nicht so schnell zulegen werden wie bisher erhofft. Bislang war bis 2020 ein Wert von 9,8 Milliarden Euro angepeilt. Doch daraus wird wegen der vielen Unsicherheiten für die Weltwirtschaft und dem anhaltenden Zinstief wahrscheinlich nichts. Finanzvorstand Stephan Engels sagte in einer Telefonkonferenz, der Wert werde wohl leicht unter dieser Marke liegen. Analysten gingen in ihren Schätzungen zuletzt im Schnitt ohnehin nur von 9,2 Milliarden Euro Erträgen 2020 aus.

Im laufenden Jahr verbuchte die Commerzbank bereinigt um Sondereffekte steigende Erträge: Nach neun Monaten war ein Wert von 6,69 (Vorjahr: rund 6,34) Milliarden Euro erreicht. «Wir haben unsere bereinigten Erträge gesteigert und gewinnen stetig neue Kunden. Das zeigt, dass unsere Strategie richtig ist: Wir wachsen in einem wettbewerbsintensiven Markt», bilanzierte Konzernchef Martin Zielke.

Auf bereinigter Basis rechnet das Institut für das Gesamtjahr auf Konzernebene mit höheren Erträgen als 2017. Im Firmenkundengeschäft allerdings bekommt die Bank den harten Wettbewerb um den deutschen Mittelstand zu spüren. In diesem Segment werden daher geringere Erträge als ein Jahr zuvor erwartet.

Mit deutlich weniger Personal und mehr digitalen Angeboten will die Commerzbank weiter Boden gutmachen. Bis 2020 soll die Zahl der Vollzeitstellen um 7300 auf 36.000 schrumpfen. Zum Ende des dritten Quartals waren es etwa 41.400.

Nach zwei mageren Jahren will der Vorstand das Jahr 2018 mit einem Gewinnplus abschließen. Nach neun Monaten stand unter dem Strich ein Gewinn von 751 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es - gedrückt von Kosten für den Konzernumbau - nur 53 Millionen Euro.

Die Aktionäre dürfen auf eine Mini-Dividende hoffen: Geplant ist eine Gewinnausschüttung von 20 Cent je Anteilsschein, wie für das Jahr 2015. Es wäre das zweite Mal seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise, dass die Commerzbank eine Dividende zahlt. Am Donnerstag gehörte die Aktie mit bis zu vier Prozent Plus zu den Gewinnern im MDax.