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Interview
„Voller Einsatz, harte Verteidigung“

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Kapitän und Identifikationsfigur: David McCray ist über 200 Mal für Ludwigsburg aufgelaufen. Foto: Baumann
David McCray geht als Kapitän der MHP-Riesen Ludwigsburg voran. Unmittelbar vor dem Hauptrunden-Endspurt in der Basketball-Bundesliga spricht der 30-Jährige über seine Ziele, das bittere Aus in der Champions League und eine mögliche Vertragsverlängerung.

Ludwigsburg. David McCray hat bisher 203 Bundesliga-Spiele für die Basketballer der MHP-Riesen Ludwigsburg gemacht. So viele wie kein anderer seit dem Wiederaufstieg 2003. „Ludwigsburg ist unsere Heimat geworden“, sagt er im Interview mit unserer Zeitung.

Heute Abend können die Riesen sozusagen auf dem Sofa in die Play-offs einziehen, wenn Gießen gegen Bonn verliert. Schaut Ihr das Spiel gemeinsam an?

David McCray: Ich gehe stark davon aus, dass wir zu dieser Zeit trainieren (lacht). Wir müssen uns schließlich auch auf ein Spiel vorbereiten.

Am Samstag kommt Ulm in die MHP-Arena und am 1. Mai geht es nach Berlin. Wie schätzen Sie das Restprogramm ein?

Es gibt natürlich leichtere Aufgaben, als gegen den Tabellenersten Ulm zu spielen und dann gegen die Berliner Mannschaft, die gerade den Trainer gewechselt hat und dadurch neue Motivation schöpfen wird. Aber wir haben ein klares Ziel vor Augen. Wir wollen die Play-offs erreichen und dafür brauchen wir mindestens noch einen Sieg. Dafür werden wir alles geben.

In der Champions League haben die Riesen eine fantastische Saison gespielt. Dagegen hatte man das Gefühl, dass die Mannschaft in der Bundesliga nicht so gut in den Rhythmus kommt. Können Sie sich das erklären?

Das habe ich bis heute noch nicht ganz verstanden. Wir hatten selbst auch das Gefühl, international besser zu spielen – vor allem offensiv waren wir deutlich besser. International hatten wir oft die Underdog-Rolle, in der wir aufgeblüht sind. Ich würde es gern besser erklären, wenn ich nur wüsste, woran es lag (lacht).

Das Ende in der Champions League gegen Banvit war bitter. Wie wurde das im Team verarbeitet?

Unmittelbar nach dem Spiel und die Tage danach war das eine Katastrophe. Wir waren sehr niedergeschlagen. Wichtig war die Message des Trainers John Patrick: Dass wir darauf stolz sein können, wie wir uns präsentiert haben. Wenn man im Sport alles gibt, kann man im Nachhinein damit leben, auch wenn es mal ein negatives Resultat ist.

Die Riesen hatten in dieser Saison mit bisher 53 Spielen ein straffes Programm. Wie bekommen Sie da den Kopf frei?

Ich verbringe sehr viel Zeit mit meiner Frau, mit meinen Kindern. Da komme ich auf andere Gedanken. Aber während der Saison gibt es nicht viel Zeit, sich abzulenken. Man ist ziemlich eingespannt, vor allem mental, immer auf die nächste Aufgabe fokussiert.

Sie sind in dieser Saison erstmals Kapitän. Was sind Ihre Aufgaben?

Als Kapitän sieht man sich als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer. Wenn neue Spieler kommen, erkläre und zeige ich denen unsere Spielweise, wie wir arbeiten und gewisse Dinge angehen. Ich zeige ihnen die Stadt und wo man gut essen gehen kann, damit sie sich wohlfühlen.

Ich versuche, bei Fragen da zu sein und zu helfen. Das Wichtigste aber ist, dass ich unsere Art zu spielen vorlebe – immer voller Einsatz, harte Verteidigung.

Am Anfang der Saison waren viele junge Spieler neu im Kader. Einige haben es nicht geschafft, sich zu etablieren. Was braucht man, um in der BBL zu bestehen?

Die BBL ist mittlerweile eine sehr gute Liga. Meiner Meinung unter den Top 3 in Europa. Für manche, die aus dem US-College kommen, ist das Niveau anders. Wir haben eine extrem detaillierte Spielvorbereitung. Jeder kennt deine Stärken und Schwächen, dementsprechend musst du dein Spiel justieren.

Als junger Spieler ist es auch schwierig, wenn du mit Anfang 20 zum ersten Mal tausende Meilen entfernt von deiner Familie in einer neuen Kultur bist. Es gibt verschieden Faktoren.

Sie haben bereits über 350 BBL-Spiele absolviert. Wie viele sollen da noch dazukommen?

So viele wie gehen (lacht). Ich fühle mich sehr gut, bin gesund und achte sehr auf mich. Ich fühle mich fast besser, als vor ein paar Jahren. Ich kenne meinen Körper gut und weiß genau, was ich tun muss, um eine lange Saison durchzustehen. Ich setze mir da kein Limit. Ich sage nicht, ich will unbedingt 500 Spiele machen.

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach der Karriere?

Vage, ich will noch sehr lange spielen. Aber natürlich macht man sich Gedanken. Zwischendurch habe ich Fitnesstrainer-Lizenzen gemacht, derzeit den Personal-Trainer. Vielleicht kann ich in die Fitnessbranche einsteigen.

Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Können die Ludwigsburger Fans auf Ihren Verbleib hoffen?

Ich bin liebend gerne hier und habe dem Verein viel zu verdanken. Ludwigsburg ist unser Zuhause geworden. Wir haben hier eine Wohnung gekauft. Ich hoffe, dass ich hierbleiben kann. Ich denke, dass wir eine Lösung finden werden. Wenn wir unsere Ziele erreichen, sollte es möglich sein.

Wie sehen die restlichen Ziele aus?

Wir müssen in die Play-offs. Dort kann viel passieren. Wenn man zur richtigen Zeit den besten Basketball spielt und Glück hat, kann man auch ins Finale kommen.