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Play-off-Viertelfinale
Basketball-Krimi geht in die letzte Runde

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Gottes Segen gegen die Verzweiflung: Cliff Hammonds (l.) findet im Schlussviertel zu seinem Spiel, Chris Babb (r.) taucht völlig ab. Foto: Eibner
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Der Ton wir rauer, das Spiel härter, die Nerven liegen blank. Mit dem überraschenden 84:76-Erfolg im vierten Spiel haben die Ludwigsburger Basketballer den Schalter wieder auf null gesetzt und zum 2:2 ausgeglichen. Heute Abend (19 Uhr) geht der Play-off-Viertelfinalkrimi in Ulm in die letzte Runde.

Ludwigsburg. Als Jesus Ramirez Anfang des Schlussviertels wieder einmal allzu wild gegen die Schiedsrichterentscheidung protestierte, platzte Thorsten Leibenath der Kragen. Mit heftigen Gesten und nicht zitierfähigen Verbalattacken wies der Ulmer Trainer seinen Assistenten in die Schranken. Der blieb fortan zwar kleinlaut auf der Bank sitzen, doch das Ziel, mehr Ruhe in das feurige Spiel zu bringen, verfehlte auch Leibenath.

Unaufhaltsam schlug das Momentum gen Außenseiter. Gegen den unwiderstehlichen Korbzug eines Jack Cooley und der lang ersehnten Wiederauferstehung des Brad Loesing, der bis dahin blass geblieben war, dann aber im letzten Viertel eiskalt seine zehn Punkte markierte, fanden die Ulmer Stars um Chris Babb und Raymar Morgan keine geeigneten Mittel mehr. „Die beiden haben uns sehr weh getan, das war ein verdienter Sieg“, räumte Leibenath ein. „Wir konnten Babb in der zweiten Halbzeit bei null Punkten halten, das war der Schlüssel zum Erfolg“, erkannte sein Ludwigsburger Kollege John Patrick.

Wie schon mehrfach zuvor hatten die Ulmer Probleme mit der physischen Spielweise des achtbesten Teams der Vorrunde. Vor allem in der zweiten Halbzeit ging Ulm zum wiederholten Male die Luft aus, die kräftezehrende Saison mit mehreren Ausfällen von Leistungsträgern scheint der Leibenath-Auswahl immer mehr zuzusetzen.

„Sie haben hart gekämpft. In der zweiten Halbzeit konnten wir mit ihrer Physis nicht mithalten, das war ein großer Teil ihres Siegs“, analysierte Ulms Power Forward Augustine Rubit.

Dabei zollen auch die Ludwigsburger dem Verschleiß der langen Saison – mit Champions-League- und Pokal-Viertelfinale – Tribut. Wochenlang mussten die Riesen auf Tekele Cotton und Kelvin Martin, phasenweise auch auf Chad Toppert und Cliff Hammonds verzichten. In der Endphase aber scheinen sie in der besseren körperlichen Verfassung zu sein. Und zudem eine Moral an den Tag zu legen, die vor Selbstvertrauen nur so strotzt. „Ich weiß, dass ich der beste Big Man bin. Wenn wir wieder so spielen, werden wir gewinnen“, tönte Center Cooley ungeachtet der Tatsache, dass bei Ulm in Raymar Morgan der wertvollste Spieler der gesamten Liga auf dem Parkett steht. „Wir haben Ulm schon vorher geschlagen, und wir werden es wieder tun“, so Cooley.

Spätestens mit dem 2:2-Gleichstand nach dem vierten Match und damit nach exakt 165 Minuten reiner Spielzeit ist das Schwabenderby auch zu einem persönlichen Duell der beiden Trainer und ihrer Spielsysteme geworden. Heute Abend wird sich zum letzten Mal zeigen, ob der joviale Offensivfanatiker Leibenath oder der erfahrene Defensiv-Pragmatiker Patrick die Oberhand behalten wird. Der Ausgang ist völlig offen, wenngleich der stets pikfein gekleidete Leibenath (42) bislang zumindest optisch im Vorteil gegenüber seinem sieben Jahre älteren Kollegen schien. Doch auch in dieser Hinsicht hat Patrick nachgelegt. Sein fescher Kurzhaarschnitt ist ein Zeichen von neuem Sturm und Drang – diese Attribute können beide Teams heute Abend gut gebrauchen.