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Fans sehen Gelbe Wand in Gefahr

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Die Gelbe Wand (oben) hat schon manchen Gegnern das Fürchten gelehrt, die neu geschaffenen Sitzplätze hinter den Stehrängen (unten) sorgen eher für Tristesse im Fanblock. Fotos: Baumann/Rübenach
Seit Beginn dieser Saison gibt es auf dem oberen Teil der Fantribüne der MHP-Arena keine Stehplätze mehr. Die MHP-Riesen Ludwigsburg argumentieren mit der höheren Nachfrage für Sitzplätze, Fans fürchten um den Fortbestand der Gelben Wand. Die bisherigen Basketball-Spiele gaben ein trostloses Bild ab.

Ludwigsburg. „Der Blick nach oben ist jedes Mal erschreckend“, sagt Sebastian Lempert. Der Vorsitzende des Fanclubs Dunking Dukes steht bei jedem Basketball-Spiel in der MHP-Arena als einer der Anstimmer am Fuße der Fantribüne – oft mit dem Rücken zum Spielfeld und die Augen auf die Fans gerichtet. Seit dieser Saison hat er nur noch halb so viele Stehplätze vor sich. Die MHP-Riesen haben Ende vergangener Saison beschlossen, den oberen Teil der Tribüne in Sitzplätze umzuwandeln. Die maximale Zuschauerkapazität ist von 4500 dadurch auf 4230 gesunken. Als Grund gab der Club die größere Nachfrage nach Sitzplatzkarten an. Skepsis gab es gleich nach Bekanntwerden der Entscheidung. Neben den Dunking Dukes äußerte auch der andere Fanclub, die Barock Pirates, Bedenken. Vor allem eine Verschlechterung der Stimmung wurde befürchtet. Viele Fans sind aber auch verärgert, weil sie sich von ihren jahrelangen Stammplätzen verdrängt fühlen. „Ich bin immer gestanden, seit dem ersten Spiel in der MHP-Arena und schon in der Rundsporthalle“, sagt ein Riesen-Fan unserer Zeitung. „Unten bei den Trommeln ist es für mich zu laut, aber sitzen will ich nicht. Ich komme erst wieder, wenn es die Stehplätze wieder gibt.“

Fanclub-Vorstand Lempert kann den Frust verstehen und hat von mehreren Fans gehört, denen es ähnlich geht. „Seit die Halle 2010 eröffnet wurde haben wir die Spiele in dieser Konstellation mit den oberen Stehplätzen gemeinsam angeschaut und jeder hatte seinen Stammplatz. Da haben sich unten wie oben viele Freundschaften gebildet.“

Ob die Stimmung durch weniger Stehplätze auf Dauer schlechter wird, lässt sich schwer abschätzen. Denn in den bisher sechs Heim-Pflichtspielen war der Zulauf allgemein niedrig. Dennoch: der Zuschauerrang, der sich in den vergangenen Jahren den Ruf einer „Gelben Wand“ erarbeitet hatte, sah trostlos aus. Unten ein paar dutzend Fans und einige Trommeln, oben gähnende Leere. „Bisher ist es auf jeden Fall ernüchternd, wie sich die Sache darstellt. Nicht nur wegen der Tribüne, auch was die gesamte Resonanz angeht“, bilanziert Lempert.

Seiner Ansicht nach sollte von Fall zu Fall entschieden werden, ob Steh- oder Sitzplätze im oberen Teil der Tribüne aufgebaut werden, je nach erwarteter Nachfrage. „Die Wunschvorstellung wäre, mit der Tribüne etwas flexibler umzugehen.“ Das Thema soll demnächst mit dem Verein besprochen werden. „Wir sind da nicht auf Konfrontationskurs. Der Verein sagt ja selbst, dass es ein Experiment ist.“

Der 1. Vorsitzende der Riesen, Alexander Reil, findet es noch zu früh, ein Fazit zu ziehen. „Bisher war es schwer, das zu testen, weil die Nachfrage allgemein nicht so hoch war – wie immer am Anfang der Saison“, erklärt der Chef der Basketballer. „Jetzt müssen wir mal abwarten, wie es ist, wenn die Halle voll wird“, betont Reil.

Das könnte bereits am Samstag soweit sein. Dann kommt Serienmeister Brose Baskets Bamberg um 20.30 Uhr in die MHP-Arena. Sollte das Comeback der „Gelben Wand“ scheitern, dürfte der negative Einfluss der Sitzplätze auf die Stimmung erwiesen sein. Es wird also nicht nur auf dem Parkett spannend, sondern auch beim Blick auf die Fantribüne.