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Strafprozess
Schwierige Beweisaufnahme im Fußball-Prozess

Keiner will gesehen haben, wer bei Ausschreitungen auf dem Sportplatz in Grünbühl den Schiedsrichter verprügelt hat – Urteil Ende Januar

Ludwigsburg. Der Strafprozess um den verprügelten Schiedsrichter aus dem Fußballspiel vom 14. Mai vorigen Jahres im Stadtteil Grünbühl (die LKZ berichtete) steckt immer noch in der Beweisaufnahme. Keiner will gesehen haben, dass die Angeklagten – ein 24-jähriger Spieler, ein Zuschauer sowie der Ersatztorwart des FC Dersim Sport Ludwigsburg – den Schiedsrichter nach Abbruch des Aufstiegsspiels von der Kreisliga A in die Bezirksliga mit den Fäusten malträtiert haben.

Fest steht vor dem Ludwigsburger Amtsgericht, dass der Schiri beim Heimspiel des TSV Grünbühl Faustschläge abbekam. Es ist nur noch nicht klar, wer dem 43-Jährigen den Backenzahn ausgeschlagen, ein Veilchen verpasst und Gesichtsprellungen zugefügt hat. Die Auseinandersetzung wurde von der Polizei beendet, die das Feld räumen ließ und die Spieler in ihre Kabinen schickte.

Die drei Angeklagten werden beschuldigt, den Schiedsrichter mit den Fäusten malträtiert zu haben. Dem Dersim-Spieler legt die Staatsanwaltschaft zwei Schläge auf den Hinterkopf des Schiris zur Last, dem Zuschauer einen Schlag auf die Wange und dem Ersatztorwart einen Schlag gegen die Schläfe. Die Angeklagten stellen die Körperverletzungsvorwürfe in Abrede, und behaupten, der Schiri sei parteiisch gewesen.

Den aktuellen Zeugenaussagen bei der gestrigen Fortsetzungsverhandlung nach ging es in diesem Fußballspiel von Anfang an „hitzig“ her. Einer der ausnahmsweise vier anstatt normalerweise nur zwei eingesetzten Ordner sagte gestern, „das Adrenalin war an diesem Tag sehr hoch“. Eskaliert sei das Ganze, als der Schiri einem Dersim-Spieler Gelb-Rot zeigte. Als der Schiedsrichter merkte, dass Spieler auf ihn loswollten, pfiff er das Spiel ab und dann stürmten jede Menge Zuschauer das Feld.

„Wir haben den Schiri umzingelt, damit dem nichts passiert“, fuhr der Ordner mit seiner Zeugenaussage fort. Von wem der Unparteiische dann doch Schläge bekommen hat, habe er im Massengerangel nicht sehen können. Den angeklagten Dersim-Spieler habe er aber aufgefordert, vom Schiedsrichter wegzubleiben.

Der Mannschaftsbetreuer des TSV Grünbühl sprach im Zeugenstand von einem „Top-Spiel, kampfbetont, aber fair.“ Wegen eines Fouls habe der Unparteiische Gelb-Rot geben müssen und sei schon kurz davor zu ihm als Linienrichter gelaufen. Vermutlich, „um Schutz zu suchen“. Zusammen mit dem stellvertretenden Abteilungsleiter habe er den Schiedsrichter nach hinten an den Zaun gedrückt und vorne hätten alle vier Ordner einen Halbkreis um diesen gebildet, damit keiner zu ihm durchkommt. „Fäuste flogen“, sagte der Mannschaftsbetreuer, wusste aber nicht, von wem. Er habe nur sehen können, wie ein älterer Zuschauer mit einer Sprudelflasche schlug und ein anderer mit einem abgebrochenen Ast.

Die meisten von sieben Zeugen sagten gestern vor Gericht aus, die Fußballspieler würden sich eigentlich alle von klein auf kennen. Am 14. Mai wollten sich die meisten offensichtlich nicht gekannt haben. Die vorsitzende Strafrichterin, Julia Brenner, versuchte, so viele Handy-Videos wie möglich zu bekommen, von denen etliche im Umlauf sind, doch Zeugen sagten, sie hätten kein Video. Der Strafprozess wird am Donnerstag, 25. Januar, um 10 Uhr fortgesetzt. Ein Urteil wird nicht vor dem Nachmittag erwartet.