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Pferdesport
Olympiasieger zu Gast am Monrepos

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Klaus Balkenhol mit RFV-Vorstand Werner Hildenbrand (rechts).Foto Werner Kuhnle
Fast 900 Besucher ließen sich am Mittwochabend in der alten Reithalle des RFV Ludwigsburg Monrepos vom alten Meister Klaus Balkenhol in die faszinierende Welt des Pferdesports entführen. Der Olympiasieger und Weltmeister aus dem Münsterland mahnte respektvollen Umgang mit den Vierbeinern an.

Ludwigsburg. Seit 18 Jahren veranstaltet Frank R. Henning die Lehrserie „Die alten Meister“, die vermitteln soll, „sein Pferd mit Wissen, Erfahrung und Gefühl auszubilden und zu behandeln“. Könner wie Achaz von Buchwaldt, Karsten Huck, Heike Kemmer, Sönke Sönksen oder Isabel Werth geben in diesem Rahmen Einblick in ihren Kenntnisschatz.

Bei der Lehr-Demonstration mit jungen Pferden und Reiterinnen am Mittwochabend schiebt Klaus Balkenhol die Grundsätze der klassischen Reiterei in den Vordergrund. Seine Internetseite leitet der 77-Jährige mit einem bemerkenswerten Satz ein: „Niemals ein Pferd im Zorn zu behandeln ist für das Pferd die beste Lehre und Gewohnheit.“ Zu Papier gebracht hat ihn der griechische Altmeister Xenophon vor 2000 Jahren. „Wenn der Reiter seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat, gibt das keine gute Ausbildung“, unterstreicht Balkenhol im Gespräch am Dressurviereck. Er ist erstmals am Monrepos zu Gast. „Eine sehr, sehr gepflegte und großzügige Anlage, ein guter Boden, dazu das Ambiente des Schlosses“, lässt er anerkennend seine Blicke schweifen.

Während hinter ihm Ross und Reiter ihre Kreise ziehen, legt der Team-Olympiasieger der Jahre 1992 und 1996 seine Sicht dar: „Ein Reiter muss lernen, die Pferdesprache zu verstehen, sich mit dem Pferd auszutauschen, mit ihm zu kommunizieren.“ Verbotene Zügel, um ein Pferd in eine Hilflosigkeit zu bringen, sind Balkenhol ein Gräuel. Sein Vater habe ihm einst ein Pferd geschenkt und gesagt: „Du wirst es nie besitzen. Es hat ein Eigenleben, aber du kannst es verwalten.“ Im Rückblick seien die Kindertage auf dem Bauernhof insgesamt ein sehr großes Geschenk gewesen. „Ich hatte mit allerlei Getier zu tun. Geritten haben wir alles – ob das Schweine waren, ob das Schafe waren.“

Um sich nicht bei der Bundeswehr mustern lassen zu müssen, bewirbt sich Klaus Balkenhol bei der Polizei. Auf der Polizeischule für die Reiter hat er die geliebten Vierbeiner um sich. Seinem Streifenpferd Rabauke bringt er mit viel Geduld die Hohe Schule der Dressur bei und erhält er relativ spät mit 38 Jahren die Berufung in die deutsche Nationalmannschaft.

Sein zweiter großer Sportkamerad, der Westfalen-Fuchswallach Goldstern, trägt ihn in der 90er Jahren zu großen Erfolgen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Seine Teamkollegen damals: Isabel Werth, Nicole Uphoff, Monica Theodorescu und Martin Schaudt. Nahtlos schließt sich die Trainertätigkeit an. Von 1996 bis 2000 führt er als Bundestrainer die deutschen Dressurreiter zu Medaillengewinnen. Von 2001 bis 2008 betreute er als Nationalcoach die amerikanische Equipe. Noch heute gibt er seine Erfahrung an junge Reiter weiter, auch an seine Tochter Anabel.

Auf seinem Hof Rosendahl bei Münsterr führt er mit seiner Frau Judith, „ein Leben wie im Bilderbuch“. Aufstehen um 6.30 Uhr, „frühstücken, um 8 Uhr haben dann auch die Pferde gefressen.“ Er putzt und sattelt seine Tiere selber. Wenn ein Eisen abgerissen ist, beschlägt Balkenhol den Huf höchstpersönlich. Und dann beginnt die Arbeit mit Pferden und lernbegierigen Jungreitern.

Auf das Urteil seiner Frau legt der alte Meister großen Wert. „Sie war immer meine Beobachterin“, erzählt Balkenhol und räumt schmunzelnd ein, dass unverblümte Kritik der Ehefrau vom erfahrenen Reitersmann nicht immer mit Gelassenheit zu ertragen ist. Judith Balkenhol kann nämlich sehr deutlich werden. Das war schon damals so, als sie als temperamentvolle 15-Jährige den neun Jahre älteren Klaus Balkenhol nach einem Zwist glattweg umgeritten hat. Nächstes Jahr feiern die beiden goldene Hochzeit.