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Sahin vor Kampf des Lebens

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Boxerin Asiye Özlem Sahin (links) mit ihrem Trainer Sebastian Tlatlik. Foto: privat
Boxerin aus Remseck kämpft am 22. Juni mit 41 Jahren in Madrid um den IBF-Weltmeistertitel

Remseck. Sie ist nur 1,53 Meter klein, vor dem Kampf darf sie im Minimumgewicht lediglich 47,6 Kilo auf die Waage bringen, aber im Boxring entpuppt sich Asiye Özlem Sahin als wahres Energiebündel. Die Powerfrau aus Remseck bereitet sich in diesen Tagen auf den Kampf ihres Lebens vor. Am 22. Juni boxt die 41-Jährige in Madrid um den vakanten Weltmeistertitel der International Boxing Federation (IBF), mit WBC, WBA und WBO im Quartett der einflussreichsten und wichtigsten Boxverbände. Gegnerin ist die Spanierin Joana Pastrana, 27 Jahre alt, Europameisterin, schlagstark und erfolgshungrig.

Vorteil ist die Kondition

„Mit 41 Jahren von einem großen Weltverband ein Angebot zu bekommen, das hat mich überrascht und war für mich das Allerhöchste“, jubelt Sahin, deren WM-Titel bei den weniger bedeutenden Organisationen WBF und UBO in Madrid nicht zur Disposition stehen werden. Darauf hat ihre Managerin Eva Dzepina (Essen) bei den Verhandlungen großen Wert gelegt. Die 45-jährige Anwältin sammelte selbst Erfahrungen im Ring, ist seit einigen Jahren mit Sahin befreundet und kann ihre juristischen Kenntnisse bei Vertragsverhandlungen anwenden.

Eva Dzepina bewundert die körperliche Stärke und Kraft der Boxerin: „Ihr Vorteil ist die unglaubliche Kondition nach hinten raus.“ Soll heißen: Wenn das WM-Duell im Polideportivo Jose Caballero über die vollen zehn Runden geht wie viele Experten erwarten, steigen die Aktien der Remseckerin.

Die Managerin hat Özlem Sahin dabei geholfen, sich neu aufzustellen. Dzepina brachte die Kämpferin mit Sebastian Tlatlik zusammen, der in Essen das Trainingscenter Boxing Industry betreibt und seit anderthalb Jahren Sahin coacht. Bei dem 35-Jährigen, der kürzlich seine aktive Laufbahn beendet hat, wird die Titelanwärterin der wohl härtesten Kampfvorbereitung ihres Lebens unterzogen. „Die Grundlagen hat sie in Ludwigsburg gelegt. Sie ist gut vorbereitet zu mir gekommen“, attestiert Tlatlik der Boxerin. Zweimal täglich schuftet Sahin im Essener Gym: Läufe, Gerätearbeit, Sparringskämpfe.

Der Trainer erarbeitet eine Marschroute für das Kräftemessen mit der nicht minder ehrgeizigen Joana Pastrana. „Wenn sich Özlem an unsere Strategie hält, hat sie eine gute Chance“, ist Sebastian Tlatlik überzeugt. Auch für den Trainer ist der Kampf um einen IBF-Titel eine Herausforderung.

Beide Sportlerinnen haben ihre letzten fünf Duelle gewonnen. Sahins Bilanz: 26 Kämpfe, 24 Siege. Ihre einzige Niederlage bezog sie 2015 im Heimspiel in der MHP-Arena mit 1:2-Richterstimmen gegen Gretchen Abaniel (Philippinen). Im darauf folgenden Jahr eroberte Sahin die WM-Titel der WBF und UBO zurück und zwar mit einem technischen K.o. in der zweiten Runde gegen die Ungarin Agnes Draxler. Diese verteidigte Sahin 2017 im aufregenden Fight in Essen mit einem einstimmigen Punktsieg gegen die robuste Französin Sandy Coget.

Auch Joana Pastrana hat einen Erfolg gegen Coget in ihrer Liste. Dieser brachte ihr den Europameistertitel ein. Ihre Bilanz: zwölf Kämpfe, elf Siege, eine Niederlage. Pastrana ist 1,61 Meter groß, also acht Zentimeter größer als Sahin. Die Arena in ihrer Geburtsstadt Madrid wird am 22. Juni komplett hinter der Spanierin stehen. Die im türkischen Trabzon geborene und in Deutschland groß gewordene Sahin weiß: „Das ist eine harte Gegnerin, aber wir verstecken uns vor niemandem.“