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Turnen
WM-Qualifikation zwischen Schule und Führerschein

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Beim Training im Kunst-Turn-Forum macht Tabea Alt eine gute Figur. Foto: Baumann
Es ist ein Heimspiel für sie. Wenn Tabea Alt heute in der Stuttgarter Scharrena an die Geräte geht, kann sich die 17-jährige Gymnasiastin aus Ludwigsburg der Unterstützung ihrer Freunde und Familie gewiss sein. Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Montreal ist die Hoffnungsträgerin des deutschen Turnens in der Qualifikation die Favoritin auf den Mehrkampferfolg.

Ludwigsburg. Hinter Tabea Alt liegen aufregende Wochen. Beim Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin hatte sie noch gefehlt. Der Grund: schulische Verpflichtungen. Nach den Sommerferien, in denen sie bereits gezielt mit einem hohen Trainingspensum auf die WM im Oktober hingearbeitet hat, steht nun der Schlussspurt an.

„Es fällt mit momentan etwas schwer, meine Form einzuschätzen, aber insgesamt läuft es schon ganz gut“, sagt sie. Nach dem Training im Kunst-Turn-Forum ist sie zuversichtlich, im Wettkampf mit den besten deutschen Turnerinnen, die heute in Stuttgart auftreten, bestehen zu können.

Die Zuschauer können sich auf packende Darbietungen und alle späteren WM-Teilnehmer aus Deutschland freuen. Bei den Männern gehen neben Marcel Ngyen (TSV Unterhaching) auch Andreas Toba (TK Hannover) und Andreas Brettschneider (KTV Chemnitz) an den Start.

Wie erlesen das Feld bei den Frauen ist, zeigt ein Blick auf die Teilnehmerliste: Neben Tabea Alt ist mit Kim Bui, Amelie Föllinger, Leah Grießer, Pauline Schäfer, Elisabeth Seitz und Michelle Timm ein Sextett am Start, das in Berlin von 15 möglichen DM-Medaillen 13 für sich beanspruchte. Insgesamt gehen zehn Turnerinnen an die vier Geräte Boden, Schwebebalken, Sprung und Stufenbarren. Für einen WM-Startplatz dürften vor allem Mehrkampf-Vizemeisterin Schäfer (Chemnitz) sowie die EM-Dritte Elisabeth Seitz und ihre Stuttgarter Teamgefährtin Kim Bui infrage kommen. Die Etablierten müssen sich dennoch dem Angriff der jungen Konkurrentinnen erwehren, die gleichfalls Anspruch auf eines der vier WM-Tickets erheben.

Apropos nationale Konkurrenz: „Daran denke ich nicht. Es ist letztlich ein Wettkampf wie jeder andere. Ich möchte meinen bestmöglichen Tag erwischen und alle anderen wollen für sich das beste Ergebnis“, sagt Tabea Alt. Man kenne ohnehin die Schwächen und Stärken der anderen. Auch wenn es bei der WM diesmal keine Teamwertung gibt, wollen die Deutschen das Kontingent von drei Turnerinnen pro Gerät ausschöpfen.

Während sich Tabea Alt am Schwebebarren „bis auf wenige Wackler recht fit“ fühlt, möchte sie am Barren diesmal eine neue Übung integrieren. „Da will ich im Kopf ganz bei mir sein, um sauber zu turnen“, hat sie sich vorgenommen.

Unabhängig von ihren sportlichen Verpflichtungen wird die Schülerin des Stuttgarter Wirtemberg-Gymnasiums bis zur WM in Kanada (2. bis 8. Oktober) noch anderweitig gefordert sein. Ab Montag beginnt für sie eine neue Zeitrechnung, denn mit dem Eintritt in die elfte Klasse geht es in den Schlussspurt zum Abitur. Sport und Biologie hat sie als vierstündige Leistungsfächer in der Oberstufe gewählt, hinzu kommen Chemie, Musik und Psychologie. „Ich hatte schon manchmal Fehlzeiten in der Schule und es ist oft nicht leicht, mit dem Stressfaktor umzugehen“, sagt sie. Trotzdem scheint es so, als ob Tabea Alt genau diesen Stressfaktor in ihrer Welt zwischen Turnen und Privatem als Ansporn braucht. In den Sommerferien hat sie sich entschieden, ihren Führerschein zu machen. Auch das ein Ventil, den Spagat zwischen Anspannung und knapper Freizeit zu meistern.

Info: Die WM-Quali in der Scharrena Stuttgart beginnt mit dem Wettkampf der Männer um 14 Uhr, Nach einer kurzen Pause beginnt der Wettkampf der Frauen (bis ca. 18.30 Uhr).