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Packendes Spiel
Gänsehaut und Emotionen - Alcácer und Götze treffen

Das Spiel von Tabellenführer Dortmund gegen Augsburg war für die Fans ein begeisterndes Tor-Fest. Die Verantwortlichen hat es viele Nerven gekostet. Umso glücklicher waren am Ende die Dortmunder.

Dortmund (dpa) - Michael Zorc hat 40 emotionale Jahre bei Borussia Dortmund hinter sich, doch so ein Spiel hat er selten erlebt. 

Zweimaliger Rückstand, sieben Tore, ein Dreierpack von Joker Paco Alcácer, ein traumhaftes Comeback von Mario Götze und ein Siegtreffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit - so lautete die Bilanz des turbulenten 4:3 (0:1) gegen den FC Augsburg. Die 0:3-Niederlage des nun schon vier Punkte entfernten FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach machte den Tag aus BVB-Sicht perfekt.

«Viel mehr geht nicht an Emotionen», sagte der langjährige Kapitän und heutige Sportdirektor: «Ich habe das Stadion selten so kochen sehen wie ab der 90. Minute.» Deshalb ist der 56-Jährige trotz des guten Laufs mit vier Pflichtspiel-Siegen in Folge, insgesamt 18 Toren und der Tabellenführung auch froh über die bevorstehende Länderspiel-Pause. «Wir können nicht einfach weiterspielen», sagte er: «Diese Woche ist schwer zu toppen. Es ist gut, dass wir alle mal ein bisschen Abstand gewinnen.»

Auch Sebastian Kehl, nach insgesamt 13 Profi-Jahren beim BVB im Sommer als Leiter der Lizenzspielerabteilung zurückgekehrt, war fast eine Stunde nach dem Abpfiff noch sichtlich mitgenommen von dem turbulenten Spiel. «Was in den letzten 30 Minuten abgelaufen ist, war Wahnsinn», sagte Kehl: «Ich war durchgeschwitzt, hatte Gänsehaut, habe mich zwischendurch geärgert - heute war alles dabei.» Und selbst der in seinen öffentlichen Äußerungen eher vorsichtige BVB-Trainer Lucien Favre, der nach zehn Pflichtspielen noch ohne Niederlage ist, stellte fest: «Es war ein fantastisches Spiel mit vielen Emotionen.»

Die beiden Helden des turbulenten Nachmittags waren schnell gefunden. Mario Götze hatte am 7. Spieltag endlich sein Bundesliga-Saison-Debüt gefeiert und schoss sieben Minuten nach seiner Einwechslung das 3:2 (84.). Interviews geben wollte der Siegtorschütze des WM-Finals 2014 nicht. Als er an den Journalisten vorbeiging, zeigte er nur auf das getauschte Augsburg-Trikot seines ebenfalls eingewechselten Bruders Felix und sagte schmunzelnd: «Das ist der wahre Götze.»

Auch der andere strahlende Torschütze Paco Alcácer hatte nicht viel Redebedarf. «Die letzten Wochen waren anstrengend. Ich will schnell nach Hause zu meiner Tochter», sagte der vom FC Barcelona ausgeliehene Spanier. Ganze 81 Minuten hat der direkt nach seiner späten Ankunft verletzte Torjäger bisher in der Bundesliga gespielt. Keine komplette Partie. Und doch führt er mit sechs Toren schon die Torschützenliste der Bundesliga an. Auf die Frage, wie gut denn dann ein fitter und vollends integrierter Alcácer sein würde, antwortete Zorc lächelnd: «Das kann man jetzt nicht hochrechnen.»

Gegen Augsburg kam der Spanier in der 59. Minute ins Spiel. Zu diesem Zeitpunkt stand es 0:1 durch das Tor von Alfred Finnbogason (22.). Und dann begann die wilde Fahrt. Alcácer glich aus (62.), Philipp Max brachte Augsburg wieder in Führung (71.). Alcácer glich wieder aus (80.). Götze schoss das 3:2, das Michael Gregoritsch wieder egalisierte (87.). Und dann sorgte Alcácer mit einem Freistoß, der wirklich letzten Aktion des Spiels, für ekstatischen Jubel unter den meisten der 81 365 Zuschauer.

Insgesamt hat Dortmund nun schon neun Joker-Tore in der Bundesliga erzielt - mehr hat nach sieben Spieltagen noch nie ein Team bejubelt. Hinzu kommen noch drei im DFB-Pokal und der Champions League. «Lucien hat wieder mal ein goldenes Händchen bewiesen», lobte Zorc.

Augsburgs Trainer Manuel Baum schwankte derweil zwischen Stolz und Frust. «Leider zählen nur die Punkte. Deshalb tut das weh», sagte er: «Aber wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren.»

Informationen zum Spiel bei bundesliga.de