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WTA Finals
Ohne Coach in Singapur - Kerber vor nächstem Neuanfang

Ohne Trainer geht Angelique Kerber die WTA Finals in Singapur ambitioniert an. Das Ende der Zusammenarbeit mit Erfolgstrainer Wim Fissette hat vor dem Saisonabschluss für Verwunderung gesorgt. Wie wird die Wimbledonsiegerin den Schritt erklären?

Singapur (dpa) - Von der Normalität ist Angelique Kerber in Singapur weit entfernt. Die Rätsel um ihre plötzliche Trennung von Trainer Wim Fissette drängen das Sportliche vor dem Auftakt der WTA Finals am Sonntag zunächst einmal in den Hintergrund.

Dass Deutschlands Tennis-Star sich lieber auf die kniffligen drei Vorrundenpartien konzentriert und das Stelldichein der besten acht Spielerinnen als «absolutes Highlight» einstuft, dürfte daran nichts ändern.

Zu überraschend, zu unerklärt blieb der Schnitt, mit dem Kerber nach nur elf Monaten vor dem nächsten Neuanfang steht und der in der Tennis-Szene für Verwunderung sorgt. Ihr Umfeld? Zerrissen. Nur wenige Tage vor der abschließenden Herausforderung für dieses Jahr trennte sich die 30-jährige Kielerin vom Belgier Fissette.

«Es ist viel passiert in den letzten zwei Jahren und Teil davon war es, einige schwierige Entscheidungen zu treffen, um auf das nächste Level zu kommen», schrieb Kerber vor ihrem ersten Auftritt am Montag gegen die Niederländerin Kiki Bertens auf Instagram, ohne explizit einen Zusammenhang zur Trennung von Fissette zu nennen. Am Samstag wird Kerber beim Medientag in Singapur sprechen.

Wie sehr drifteten ihre Vorstellungen über die Pläne für 2019 auseinander? Ging es um Eitelkeiten, Einfluss oder um den Vertrag? Die offizielle, knappe Begründung des Kerber-Managements hinterließ Raum für Spekulationen. Es gebe «unterschiedliche Auffassungen» in der «zukünftigen Ausrichtung», stand in der Erklärung.

Dass die Basis nicht mehr für eine gemeinsame Woche ausreicht, deutet zumindest auf Brüche im Vertrauensverhältnis hin. Der Schritt kommt von außen betrachtet umso unerwarteter, wenn man bedenkt, dass Kerber Veränderungen wenig mag und von der langjährigen Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner als «Gewohnheitstier» beschrieben wurde.

Im vergangenen November war der Wechsel von Langzeitcoach Torben Beltz zu Fissette für Kerber eine mutige Entscheidung gewesen. Erfolgreich hatten die beiden dann zusammengearbeitet. Die Kielerin überwand das Tief von 2017, etablierte sich wieder in der Weltspitze. Und erfüllte sich mit dem Wimbledontriumph Mitte Juli einen Traum.

Mit der Nachfolger-Thematik will sich die Weltranglisten-Dritte erst nach ihrem letzten Turnier des Jahres beschäftigen. Spätestens zum Beginn der Vorbereitung auf die nächste Saison soll der neue Trainer dann feststehen. In den kommenden Tagen begleitet Sparringspartner André Wiesler die Schleswig-Holsteinerin, ihn kennt sie seit Jahren.

Bei der letzten Auflage der Finals in Singapur vor dem Umzug nach Shenzhen hat sich Kerber vorgenommen, «noch mal ans Limit» zu gehen und als eine der zwei Besten ihrer Gruppe ins Halbfinale einzuziehen. In der Roten Gruppe trifft sie auf die japanische US-Open-Siegerin Naomi Osaka, die US-Amerikanerin Sloane Stephens und Kiki Bertens aus den Niederlanden. «Es ist auf jeden Fall keine einfache Gruppe», urteilte Kerber am Freitag nach der Auslosung, für die sie als Topgesetzte im roten Kleid als Letzte die Bühne betreten hatte.

In der Weißen Gruppe treffen Titelverteidigerin Caroline Wozniacki, Petra Kvitova und Karolina Pliskova sowie Jelina Switolina aufeinander. «Die WTA Finals sind nach den Grand Slams ein absolutes Highlight und zeitgleich auch immer eine Belohnung für ein erfolgreiches Jahr. Die Herausforderung könnte nicht größer sein», sagte Wimbledonsiegerin Kerber, «da man direkt von Anfang an auf eine Top-Acht-Spielerin trifft und keine Zeit für Experimente bleibt».

Viermal war die deutsche Nummer eins bereits bei den WTA Finals dabei. 2012, 2013 und 2015 endeten ihre Auftritte jeweils nach der Gruppenphase. Vor zwei Jahren wurde sie erst im Endspiel von der Slowakin Dominika Cibulkova gestoppt. Die Ergebnisse der vergangenen Wochen sprechen jetzt nicht für einen ähnlichen Erfolgsweg der Linkshänderin, nicht einmal schaffte sie es bei den fünf Turnieren nach Wimbledon ins Viertelfinale. Allerdings hat sich Kerber darauf eingeschworen, sich auf die großen Turniere zu konzentrieren.

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