Ludwigsburg. Die Leidenschaft für den Sport ist durchaus noch da, sagt Markus Jochum. Nur als Trainer arbeiten, das möchte der frühere Coach der MHP-Riesen Ludwigsburg nicht mehr. „Es ist angenehm, das von der Ferne aus zu verfolgen“, sagt Jochum. Das kommende Spiel der Riesen ist für den 57-Jährigen allerdings ein ganz besonderes: Heute (19 Uhr/Magentasport) treffen die Ludwigsburger in der Bundesliga auf die MLP Academics Heidelberg. Für beide Vereine stand Jochum sowohl als Spieler auf dem Parkett als auch als Trainer an der Seitenlinie. Heute ist er Gymnasiallehrer in Bammental bei Heidelberg.
Heidelberg und Ludwigsburg: Große Geschichte, neue Namen
Von 1987 bis 1996 spielte Jochum für die BG Ludwigsburg in der Bundesliga, zog von dort weiter zum USC Heidelberg, wo er im Jahr 2000 auf die Trainerbank wechselte. In beiden Vereinen hat sich seitdem einiges getan, das zeigen nicht zuletzt die Namensänderungen beider Bundesligisten. Auch von Rundsporthalle und Olympiastützpunkt sind beide Teams mittlerweile in die MHP-Arena beziehungsweise den SNP Dome gezogen. „Es freut mich, dass beide so erfolgreich gespielt haben die letzten Jahre. Heidelberg in der Bundesliga ist eine kleine Sensation“, sagt Jochum.
Zu seiner Zeit in Heidelberg sei das kaum vorstellbar gewesen. Dort war er von 2000 bis 2007 Trainer des USC in der 2.Bundesliga, unterrichtete gleichzeitig Mathematik und Sport am Heidelberger Helmholtz-Gymnasium. „Es war klar, dass wenn wir aufsteigen würden, ich nicht Trainer bleibe. Aber wir wollten natürlich trotzdem das Maximale rausholen. Wir waren nie weit hinten dran“, blickt er zurück.
2012 folgte die Umbenennung in MLP Academics, im selben Jahr wurde Matthias Lautenschläger zum Geschäftsführenden Gesellschafter ernannt. Sein Vater Manfred hatte 1971 den Finanzvertrieb MLP gegründet und wurde zum Millionär. „So ist das Geld gesichert“, sagt Jochum. Zu seiner Zeit sei das anders gewesen. „Da war nie der Etat für die erste Liga vorhanden.“
Hinspiel-Sieg für die MLP Academics
Nach einem starken Saisonstart haben die Heidelberger souverän den Klassenverbleib gesichert. Im Hinspiel im SNP Dome schlugen die Heidelberger die damals harmlosen Riesen mit 73:67. Zu diesem Zeitpunkt der Saison war bei weitem noch nicht abzusehen, wie stabil sich die Riesen im weiteren Verlauf präsentieren würden.
Bereits fünf Spieltage vor Hauptrundenende sicherten sich die Ludwigsburger ihren Play-off-Platz, holten am vergangenen Wochenende beim Champions-League-Final-Four Bronze. Erfolge, die die Riesen auch ihrem Trainer John Patrick zu verdanken haben. „Er hat Jahr für Jahr eine Wahnsinnsfluktuation in seinem Kader. Er muss immer eine neue Mannschaft zusammenstellen“, sagt Jochum. „Aber er hat ein Händchen, große Talente zu holen. Deshalb spielt er auch immer vorne mit.“ Die Schattenseite dessen sei jedoch die fehlende Konstanz in der Entwicklung. Topteams mit weitaus höheren Etats wie Bayern München oder Alba Berlin seien so kaum einzuholen. „So wie die Verhältnisse im Moment sind, ist das Halbfinale das Maximale, was erreichbar ist“, sagt Jochum.
Seine eineinhalb Saisons als Trainer in Ludwigsburg bezeichnet der gebürtige Saarländer als „großes Abenteuer“. Von vergleichbarem Erfolg wie die jüngsten Spielzeiten unter Patrick waren sie allerdings nicht geprägt. Im Dezember 2011 wurde Jochum entlassen, kehrte als Lehrer nach Heidelberg zurück und trainierte zwischenzeitlich die Damen-Mannschaft der TG Sandhausen.
Unterschiedliche Trainer-Philosophien
Er und Patrick unterscheiden sich sehr stark in ihrer Philosophie. „Er spielt einen Basketball, der auf Panik aus ist. Er wechselt viel, gibt den Spielern kurze Einsatzzeiten, attackiert schnell und zwingt den Gegner zu Dingen, die dieser eigentlich nicht machen will“, sagt Jochum und lacht: „Ich hätte diesen Basketball gehasst als Spieler.“ Er selbst habe als Trainer das kontrollierte Spiel mit vielen Pässen und mehr Rhythmus bevorzugt.
Dennoch: Den Riesen drückt Jochum auch in dieser Saison die Daumen, zumal es für die Heidelberger im heutigen Spiel bei den Ludwigsburgern weder gegen den Abstieg noch um Play-off-Platzierungen geht. Mit einem Sieg würde sich Ludwigsburg dagegen Rang vier und damit Heimrecht in der ersten Play-off-Runde gegen Ulm sichern. Bis ins Halbfinale kommen, erachtet Jochum dann als realistisch. „Und vielleicht ja mehr. Dann komme ich zum Finale zuschauen“, kündigt er an.